Wer hätte gedacht, dass eine Schlagzeugerin, bekannt für ihre Arbeit mit Lenny Kravitz, die Jazzwelt auf den Kopf stellen könnte? Ja, das ist Cindy Blackman mit ihrem Album Das Orakel. 2010 veröffentlicht, bringt Blackman eine beachtliche Mischung aus Energie und technischer Finesse, die fast schon politisch unkorrekt scheint. Wir sind es so gewohnt, dass der Jazz von Musikern dominiert wird, die versuchen, mit jedem Ton zu zeigen, wie einfühlsam sie sind. Aber Blackman geht einen anderen Weg. Sie nimmt den Jazz mit auf eine Fahrt, die Liberale dazu bringen könnte, ihren sicheren Raum zu suchen.
Erstens, ihre Band selbst ist eine sensationelle Mischung von Talenten: Mit dem Trompeter Wallace Roney, dem Pianisten Carlton Holmes und dem Bassisten George Mitchell. Was diese Gruppe tut, ist nahezu revolutionär. Sie meidet die üblichen melodischen Klischees und schafft etwas, das weniger dekonstruktiv und mehr explosiv ist – ein bisschen wie die Rockmusik der späten 60er, der man die Handschuhe abgezogen hat.
Zweitens, Cindy selbst zeigt auf Das Orakel eine Technik, die vor Energie nur so sprüht. Wer könnte das besser als eine Frau, die schon mit dem legendären Tony Williams gespielt hat? Jeder Schlag auf der Snare, jedes Beckenrauschen zeugt von einer unglaublichen Inszenierungskraft. Sie zersplittert helle und dunkle Rhythmen auf eine Weise, die im Jazz aus vergangenen Zeiten herzzerreißend gefehlt hat.
Drittens, der Titeltrack „Das Orakel“ wird zu einer Art musikalischen Manifest. Hier konfrontiert Blackman unerschrocken die Traditionen des Jazz. Keine Spielchen, keine beruhigenden Akkorde – stattdessen eine klangliche Explosion. Manche mögen es als einen Akt der Rebellion gegen die herrschende Sanftheit des Mainstream-Jazz sehen.
Viertens, vergessen wir nicht die anderen Tracks auf diesem Album, wie „A Little Help“, die tiefe Wurzeln in der afro-kubanischen Musik haben, ohne dabei zu exotisieren. Sie spricht eine musikalische Sprache, die direkt ins Herz trifft und genügend Raum für Improvisationen lässt. Hier zeigt sich die wahre Kraft von Cindy Blackman, den Jazz zu einer internationalen Sprache zu gestalten.
Fünftens, die politisch-konservative Note dieses Albums ist unübersehbar. Blackman bricht mit Konventionen und fordert die Zuhörer auf, mehr zu tun, als nur mühelos Tickets für ihre Shows zu kaufen. Sie ermutigt zu Engagement, zu Aufmerksamkeit und – oh graus – zu eigenständigem Denken! Indem sie die Komfortzone verlässt und den Hörern den Kalten Krieg moderner musikalischer Ideen vorführt, bietet sie eine Alternative zur Mainstream-Kultur.
Sechstens, was an Das Orakel besonders auffällt, ist die Produktion. Es ist alles live und ungefiltert aufgenommen. Die Authentizität ist überwältigend. Man fühlt sich, als wäre man direkt im Studio, während das Album aufgenommen wird. Dies zeigt, dass Blackman keine Angst davor hat, roh und ungeschönt zu wirken, im Gegensatz zu den glattgebügelten Produktionen, die wir aus den großen Musiklabels kennen.
Siebtens, im Jazz gibt es selten Alben, die eine so starke Identität beanspruchen. Das Orakel ist mehr als nur Musik; es ist eine Erklärung. Selbst die visuelle Gestaltung des Albums, von der Pose der Band bis zum Layout, vermittelt Blackmans Kampfgeist. Es ist nicht nur ein Album für Jazzliebhaber, sondern für alle, die Musik als Medium des Veränderungswillens betrachten.
Achtens, letztlich bleibt die Abwechslung. Das Orakel ist kein Jazzalbum für Befürworter gängiger Sehweisen. Es jagt lieber Spannungen als Lösungen, Unruhe statt Gelassenheit. Diese Herangehensweise mag für manche unbequem sein, aber sie ist Teil des Reizes.
Neuntens, mit Cindy Blackmans Das Orakel kann man ein Revival in einem Genre erleben, das oft als abgeschlossen gilt. In dieser konservativen musikalischen Revolution wird „Einkleistern“ zu einem Fremdwort. Keine verpackte Botschaft, keine Manipulation, sondern die reine ungeschönte Wahrheit.
Zehntens, wenn ein Album wie Das Orakel etwas verdeutlichen kann, dann dass es keine Kompromisse im Namen der Kunst geben sollte. Es ist ein großartiges Beispiel dafür, wie Musik sein kann, wenn sie in die richtige Richtung gelenkt wird – eine Richtung, die sich nicht an die Regeln hält, die von den „progressiven“ Establishments diktiert werden.