Der Mann, der verlor, um zu gewinnen: Oreste Baratieri

Der Mann, der verlor, um zu gewinnen: Oreste Baratieri

Oreste Baratieri schrieb ungewollt Geschichte, als er 1896 das italienische Militär bei der Schlacht von Adwa anführte. Doch war es nur seine Fehlentscheidung, die zur Niederlage führte?

KC Fairlight

KC Fairlight

Oreste Baratieri war ein Mann, der Geschichte schrieb, und das nicht unbedingt auf die Art, wie er es sich gewünscht hätte. Im späten 19. Jahrhundert, als Italien seine kolonialen Ambitionen in Afrika verfolgte, war er der General, der für das Königreich Italien den Kampf gegen die äthiopische Armee anführte. Der Ort dieser dramatischen Auseinandersetzung war Äthiopien, genauer das Gebiet von Adwa, wo Baratieri 1896 angesichts der Übermacht der äthiopischen Truppen unter Kaiser Menelik II. stand. Aber warum ist dieser schicksalhafte Tag für Baratieri in die Geschichtsbücher eingegangen?

Baratieri war kein gewöhnlicher Offizier; sein Hintergrund und seine Erfahrungen in Afrika führten dazu, dass er als geeignete Führungskraft auf dem Kontinent galt. Er war eine komplexe Figur, die oft als strategischer Denker betrachtet wurde und jemand, der das italienische Militär in aufregende und verlustreiche Kämpfe führte. Die Italienische Regierung war kurz davor, in einem Machtspiel um Kolonien erfolgreich zu sein, aber sie vergaßen einen kritischen Punkt: das Wissen und die Entschlossenheit der einheimischen Bevölkerung, die sie beherrschen wollten. In Adwa wurde Fragen über die Ethik des Kolonialismus und die technische Überlegenheit im Krieg auf die Probe gestellt.

Für Gen Z vielleicht schwer vorstellbar, aber zu dieser Zeit war die Eroberung neuer Gebiete ein stellvertretendes Symbol von nationalem Stolz und technologischem Fortschritt. Italien wollte den anderen europäischen Mächten, die eifrig Kolonien sammelten, in nichts nachstehen. Aber die Schlacht von Adwa endete in einer demütigenden Niederlage für Baratieri und kostete Italien Tausende von Soldaten. Für Äthiopien hingegen wurde es zu einem Triumphtag, der an ihrer Unabhängigkeit und Souveränität festhielt.

Während viele Baratieri die Schuld an der Niederlage geben, gibt es auch Stimmen, die Verständnis für seine strategischen Entscheidungen aufbringen. Die Topografie, mangelnde Nachschublinien und der Druck der italienischen Regierung führten dazu, dass Baratieri womöglich in eine strategisch schlechte Lage gedrängt wurde. Aber kann die Verantwortung vollständig auf einen Mann abgeschoben werden, oder war es das System, das grundlegende Fehler hatte? Seine Niederlage zwang Italien, darüber nachzudenken, ob der Kolonialismus wirklich die Antwort auf ihre Suche nach Ruhm und Ressourcensicherungen war. Dies ist eine Frage, die selbst heute noch nicht an Relevanz verloren hat.

Ein Blick auf die damalige Zeit offenbart, dass baratierischer Stolz und die geopolitischen Spannungen schon bald dem menschlichen Leid und der Realität von Kriegsführung weichen mussten. Der Konflikt in Adwa wurde nicht nur durch militärische Überlegungen entschieden, sondern auch durch die Stärke des menschlichen Geistes und den Willen zur Selbstbestimmung. Die äthiopische Armee, bestehend aus unterschiedlichsten Stämmen und Kulturen des Landes, führte den Kampf vereint. Ihr Erfolg entzündete ein Gefühl von Einheit und Unabhängigkeit, das weit über die Landesgrenzen hinausstrahlte.

Während Baratieri nach der Schlacht in Ungnade fiel und sein Amt niederlegen musste, bleibt die Frage, ob ihm Gerechtigkeit widerfahren ist. Waren seine Entscheidungen so katastrophal oder unüberlegt, oder war er einfach der Sündenbock für eine größere geopolitische Fehlkalkulation Italiens? Geschichte wird oft von den Siegern geschrieben, aber es liegt in der Verantwortung zukünftiger Generationen, die Lehren aus Fehlern und Misserfolgen zu ziehen.

Adwa hat uns viel mehr hinterlassen als nur taktische Lehren. Sie hat gezeigt, dass selbst die kleinsten Nationen, wenn auch entschlossen und strategisch gut positioniert, die von ihnen ersehnte Unabhängigkeit und Identität behaupten können. Dies ist ein wertvoller Gedanke, wenn wir über die Realität der globalen Politik und die Herausforderungen der Souveränität nachdenken.

In einer Welt, die immer kleiner und vernetzter wird, erinnern die Prüfungen und Misserfolge von Menschen wie Oreste Baratieri daran, dass Macht nicht immer durch militärische Überlegenheit bestimmt wird. Die Essenz des Führungsstils sollte nicht nur an Sieg oder Niederlage gemessen werden, sondern an der Fähigkeit, in der Verantwortung auch Fehler einzugestehen und für eine bessere Zukunft zu lernen.

Die Geschichte von Oreste Baratieri bietet uns viel Stoff zum Nachdenken. Sie liebt es nicht, in schwarz-weißen Kategorien zu denken, sondern zeigt uns, dass die Realität oft genauso komplex ist wie der Mann, der in Betongemeinschaften weit weg von seiner Heimat agierte. Sie bietet Gen Z eine Perspektive darüber, wie weitreichend die Folgen von Entscheidungen der Vergangenheit sein können und wie wichtig es ist, nicht nur die extrinsische, sondern auch die intrinsische Motivation von menschlichem Handeln zu verstehen.