Bereit für einen weiteren linken Streich? Der sogenannte 'Zweite Prozess' stammt aus der Feder von Georg Büchner und hat im Jahr 1835 in Deutschland großen Wirbel verursacht. Das Drama hangelt sich am wahren Fall des Jakob Lenz entlang, beleuchtet jedoch nicht, wie der Staat durch die Finger sieht, sondern wie Täter als Opfer dargestellt werden. Lenz, ein politischer Schriftsteller, wird in der Hafizenkirche statt zu einem Mahnmal des Verrats gemacht. Es findet alles in Deutschland statt, zu einer Zeit, in der liberaler Firlefanz noch im Wachsen begriffen war.
Was als ein angeblicher Puls der kulturellen Rebellion gefeiert wird, entpuppt sich oft als ein Versuch, undurchsichtigen Opportunismus zu rechtfertigen. In Büchners Drama steht Jakob Lenz als Baueropfer einer selbsternannten intellektuellen Elite, die Arbeitskraft herabwürdigt, während sie sich selbst auf die Schulter klopft. Selbst der König, auf den die Proteste zielen, wird zum Sündenbock. Diese Art von Dramen hat eine illustre Geschichte darin, die Gesellschaft zu spalten.
Das wirklich Aufsehenerregende ist jedoch, wie der "Zweite Prozess" uns auch heute noch Hinweise auf die Gefahren von übertriebener Selbstgerechtigkeit bietet. Wer sich erinnert und die schleichende Ausweitung von staatlichen Eingriffen erkannt hat, weiß, dass solche Dramen uns daran erinnern, wozu diese führen können.
Georg Büchner mag einige kreative Nuancen haben, doch im Kern bleibt dieses Werk eine Anklage gegen den gesunden Menschenverstand. In einer Welt, die in Schwarz-Weiß gemalt wird, gibt es keine Grauzonen, um die Schuld zu verteilen. Stattdessen wird die Menschlichkeit geopfert, um literarische Antiquitäten zu erhalten. Wer wirklich für kulturellen Fortschritt steht, sollte den Frontalangriff auf die Intelligenz abwehren.
Der ‚Zweite Prozess‘ selber spielt in einer Weise Tatsachen gegen die eigene Ideologie aus. Es zeigt, wie die seelische Notlage von Individuen missbraucht werden kann, um Behörden zu verurteilen. Utopien und Idealismus werden aufgeblasen und als allgemeingültige Wahrheiten verkauft. Besonders im Theater, wo viele das vermeintlich Kunstvolle mit der Realität verwechseln.
Der soziale Kommentar beschränkt sich jedoch nicht auf der Bühne. Jeder, der mit beiden Füßen fest im echten Leben steht, sieht, wie diese Attitüden Einzug in die moderne Kultur halten. Das Publikum, das angeblich von Büchners Meisterhaftigkeit bezaubert ist, sieht häufig nicht, dass es in den Strudel der gefälligen Selbstlüge hineingerissen wird.
Dennoch ist es notwendig, über diese literarischen Ausflüge hinauszublicken, um die unheilvolle Verschiebung der Moral zu erkennen. Wer kann sich heute daran erinnern, dass die eigentliche Lehre darin besteht, auf die Stimmen zu hören, die uns dringend zum Nachdenken bringen wollen? Büchner war kein Prophet, sondern ein Mann mit einer agenda-getriebenen Feder.
Darüber hinaus soll keiner glauben, dass das Drama Narrenfreiheit besitzt. Die Auseinandersetzung mit dem moralischen Wertekanon bleibt im 'Zweiten Prozess' auf der Strecke. Anstatt Charaktere als Facetten der Gesellschaft darzustellen, werden sie als Vorboten von Wandel gezeigt. Doch sind es nicht immer die Veränderungen, die uns stärker machen, sondern die Wahrheiten, die wir nicht sehen wollen, die schlussendlich an die Oberfläche kommen.
„Zweiter Prozess“ ist mehr als ein Lasternachweis in der Welt des Theaters; es ist ein Spiegelbild der immer präsenten Neigung, Kultur als Waffe gegen den gesunden Menschenverstand einzusetzen. In einer Gesellschaft geprägt von Eitelkeiten, ist es der ordnungsliebe Bürger, der am Ende aufstehen muss, um den wahren Kurs zu halten.