Man könnte meinen, dass ein Film aus dem Jahre 1969 längst unter der dicken Staubschicht liberaler Ignoranz verschwunden wäre. Aber weit gefehlt! 'Zitrone', ein deutsches Filmschätzchen, wagt es, auf unterhaltsame Art und Weise Sitten und gesellschaftliche Normen infrage zu stellen, und dabei noch mit einem Augenzwinkern zu provozieren. Wer warf das Filmskript in die kreative Kochplatte? Rainer Erler, ein visionärer Filmemacher, der seinesgleichen sucht. Und wo spielte sich das cineastische Meisterwerk ab? In der mütterlichen Umarmung der Filmnation Deutschland.
'Zitrone' folgt der Geschichte von Karl, einem aufmüpfigen jungen Mann, der die verkrusteten Strukturen seiner Umgebung ordentlich aufrührte, als er in einer konservativen deutschen Kleinstadt Zitrusfrüchte mit einer revolutionären Geschäftsidee verband. Mit einer frischen Dosis Satire und Komödie erzählt der Film nicht nur eine persönliche Wandlung, sondern bietet auch eine metaphorische Kommentierung der starren Gesellschaft seiner Zeit.
Warum sollte uns das heute noch interessieren? Ganz einfach: Weil 'Zitrone' zeitlos und beinahe prophetisch wirkt. Wenn man bedenkt, dass der Film schon in den 60er-Jahren zeigt, wie furchtlos konservative Werte durch kreative Unternehmungslust gefördert werden, ist es klar, dass hier ein kultureller Meilenstein gesetzt wurde. Der Film wurde seinerzeit in Deutschland gedreht, doch die Themen Tradition und Veränderung sind universell.
Nun, die spirituellen Nachwirkungen von 'Zitrone' hallen bis heute nach, auch wenn mancherorts Ohrenstöpsel der Gleichgültigkeit getragen werden. Angesichts immer hektischer werdender Diskussionen über moderne Wirtschaftsideen schafft es 'Zitrone', mit altmodischem Charme und dennoch innovativer Weitsicht, den Puls der Zeit zu treffen. Ein überraschendes Szenario, nicht wahr? Doch, während progressive Kräfte versuchen, Geschichte umzuschreiben, hält dieser Film der Demontage eines klaren Weltbildes eine eindrucksvolle Naivität entgegen.
Einer der bemerkenswertesten Aspekte von 'Zitrone' ist die Darstellung des klassischen Aufeinandertreffens von Alt und Neu. Die Protagonisten verkörpern eine deutlich erfassbare Kluft zwischen den konservativen Älteren und ihrer freigeistigen Jugend. Was für manche wie ein verlorener Faden erscheinen mag, ist in Wahrheit das kunstvoll gewebe Spiegelbild einer Gesellschaft, die sich weigert, ihre Wurzeln aufzugeben, während sie sich auf ihre eigenen Lorbeeren stützt.
Es spricht für sich, dass ein scheinbar einfacher regionaler Film solch eine große Relevanz ausstrahlt, selbst über 50 Jahre nach seinem Erscheinen. Inmitten einer Ära, in der man Debatten des Marsches zur Mitte führen möchte, bleibt der Film ein Symbol des Lichts – und der modernen Kommerzpoetik. Er zeigt, wie richtig eingesetzte Unternehmungslust letztlich gesellschaftlichen Fortschritt anstelle von regressiver Eintönigkeit befeuern kann.
Zudem besticht der Film durch eine Ästhetik, die im deutschen Nachkriegsfilm ihresgleichen sucht. Während heutige Filmproduktionen unter der Last unnötiger Effekte und einer allgemeinheitsgefräßigen Storyline zusammenbrechen, fasziniert 'Zitrone' mit schlichtem und täuschend einfachem Handwerk. Der Erfolg liegt in der Entschlackung; alles Unnötige wird beiseite geschoben, sodass der Blick auf das Wesentliche freigegeben wird.
Niemand sollte sich wundern, wenn dieser Film auch in Zukunft Relevanz besitzt und besondere Beachtung bekommt. Andere mögen sich vielleicht entscheiden, den Ernst der Lage zu ignorieren, aber seiner wahren verständnisvollen Botschaft kann man sich kaum entziehen: Die Kunst, die in konservativen Werten liegt, sollte nicht als veraltet, sondern als zeitlose Weisheit verstanden werden. Diese brillante Darstellung eines sehr speziellen Abschnitts der deutschen Kinohistorie beweist, dass es eben die alten Ideen sind, die die besten Perspektiven für die Zukunft bieten.
Und, während 'Zitrone' in die Höhe der cineastischen Erhabenheit aufsteigt, mögen progressiv denkende Sesselhocker den Film als Relikt einer vergangenen Ära ansehen. Doch nehmen wir uns lieber die Frucht eines unverfälschten Werkes heraus: Einen Witz, eine Idee und ein Lächeln, die allesamt bestehen bleiben, egal wie schwer die Wolken der Gegenwart auch drohen mögen. Das alles ist 'Zitrone': Eine filmische Lehrstunde im besten Gewand.