White Rabbits: Der Soundtrack für ironische Hipster und ihre politische Blindheit

White Rabbits: Der Soundtrack für ironische Hipster und ihre politische Blindheit

White Rabbits, eine Band aus Missouri, liefert den ironischen Soundtrack für Hipster mit einem Hauch Unverbindlichkeit, ohne jemals politischen Wandel zu bewirken.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Wenn man an Musik denkt, die ironische Hipster anspricht und dabei keinerlei politischen Wandel beeinflusst, dann kommt einem die Band „White Rabbits“ in den Sinn. Diese aus Missouri stammende Band, gegründet im Jahr 2004 in Columbia, verkörpert genau das, was die liberalen Geschmäcker der Indie-Rock-Szene anzieht, ohne dabei auch nur einen Finger in die gesellschaftliche Suppe zu stecken. Die Mitglieder Greg Roberts, Stephen Patterson, Brian Betancourt, Jamie Levinson, Alex Even und Matthew Clark bildeten das dynamische Ensemble, das es schaffte, mit ihrer exzentrischen Mischung aus Indie-Rock und Afrobeat nicht nur in Kolumbien, sondern auch in der Musikszene von Brooklyn, New York, ein Phänomen zu werden.

Die erste Frage, die einem in den Sinn kommt, ist: Was unterscheidet „White Rabbits“ von der schier endlosen Flut anderer Indie-Bands? Ihre Musik ist euphorisch und die Alben „Fort Nightly“, „It’s Frightening“ und „Milk Famous“ sprechen für sich. Doch trotz ihres Talents und ihrer Präsenz in der alternativen Musikszene muss man fragen, welchen Beitrag sie eigentlich leisten. Genau, sie sorgen für einen etwas ungewöhnlichen Soundtrack in hipstergeprägten Coffeeshops und unerträglichen Indie-Partys, ohne dabei jemals Gesellschaften in einer bedeutenden Weise zu inspirieren.

Ihr Debütalbum „Fort Nightly“, herausgebracht 2007, war ein Chartbreaker für all jene, die nach einem avantgardistisch anmutenden musikalischen Erlebnis suchten. Die nachfolgenden Alben taten es dem Debüt gleich, mit ihrer unverkennbaren Stilfusion und treibenden Rhythmen, erlangten jedoch niemals den Ruhm, der sie aus der Komfortzone liberaler Klicks auf Spotify erhebt. Sicherlich, sie sind talentiert – das kann niemand verneinen. Ihre Gesangsharmonien und Schlagzeug-Tandems sind technisch beeindruckend, aber auch nicht mehr.

Die Band erinnert an eine prätentiöse politische Dystopie, die niemals die Instagram-Welt der liberalen Millennium-Anhänger verlässt. Musiker wie White Rabbits spiegeln die Zerrissenheit einer Nation wider, die sich lieber in musikalischen Träumereien verliert anstatt eine proaktive Haltung gegenüber dem politischen Diskurs einzunehmen. Einen Song über die sozialen Unruhen oder die wirtschaftlichen Herausforderungen im rustikalen Missouri? Fehlanzeige. Stattdessen gibt es rhythmische Fluchten in ein fiktives Paralleluniversum, das niemandem wehtut und erst recht kein Licht auf reale Probleme wirft.

Natürlich, Hipster mögen es, wenn ihre Musik ausgefallen klingt. Was könnte das besser existenzialistisch untermalen als die klangliche Ekstase, mit der White Rabbits voller Enthusiasmus ihre Konzerte, wie etwa im zatkerfüllen Gebläse des Bowery Ballroom in New York City, stürmen? Doch wo bleibt der tatsächliche Beitrag, der über den Ton-Dandyismus hinausgeht?

Das Erstaunliche ist die Subkultur, die White Rabbits um sich geschart hat. Es sind dieselben Gesichter, die jeden Kaffee-Event, musikalisches Mikrofestival und klanglichen Zirkel dominieren. Ja, die auch bei den Grammy-Verleihungen übergangen werden. Vielleicht, weil ein rein melodischer Ansatz ohne revolutionären Nervenkitzel letztlich nicht die Substanz bietet, die nötig ist, um aus der gewöhnlichen Independent-Welt des Pop zu fliehen.

Stellt man den kritischen Blick auf die clever getarnten Gesellschaftsfluchten der Band, so zeigt sich die Schattenseite dieser bunten Klangwelt. Ihre Musik mag einen angenehmen Gleichklang für jene bieten, die haarfein politisch abstinent und unaufdringlich dahinwatscheln. Wie viel ehrgeiziger wäre es, wenn ein Album tatsächlich die Leidenschaften jener aufzeigte, die nicht mehr in diesem Traumland aus Glockenschlägen und altmodischem Euphemismus verweilen wollen.

Daraus ergibt sich der Gedanke: Vielleicht ist es an der Zeit, die Lautstärke dieser unentbehrlichen Indie-Hits ein wenig herunterzudrehen, um zum Wesentlichen überzugehen – dem Handeln. Denn erst dann kann eine Band ihr wahres Potenzial als kultureller Taktgeber wirklich unter Beweis stellen. Solange White Rabbits aber in ihren experimentellen Mustern verweilen, riskieren sie, nur eine Parade liberaler Klänge, ohne politische Botschaft, zu bleiben. Die ironisch-ironische Fangemeinde wird zwar nicht müde, ihre Sounds zu konsumieren, doch bleibt der Rest der Welt enttäuscht zurück.

Der Einfluss von White Rabbits wird so weiterhin die Hörgänge jener umwehen, die auf eine liberal verklärte Musikkultur bauen. In dieser akustischen Blase gestalten sie den perfekten Soundtrack für die intellektuelle Muse, die sich mit ihrer musikalischen Unbekümmertheit abfindet.