Was meinst du damit: wir – Eine konservative Betrachtung des Wir-Gefühls

Was meinst du damit: wir – Eine konservative Betrachtung des Wir-Gefühls

"Was meinst du damit: wir?" Eine Frage, die oft offenbart, dass viele von uns nicht mehr wissen, wen wir meinen, wenn wir "wir" sagen. In der heutigen Gesellschaft erscheint das "Wir" oft beliebiger, als es sein sollte.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Die Frage "Was meinst du damit: wir?" könnte man fast als den Schlüsselsatz unserer Zeit bezeichnen, in der die kollektive Identität oft aufs Spiel gesetzt wird. Die politischen Debatten in Deutschland und anderswo kranken oft daran, dass viele von uns nicht mehr genau wissen, wen wir eigentlich meinen, wenn wir "wir" sagen. Wann sprechen wir von uns als Nation, und wann denken wir in kleinen, partikularen Interessen? Wenn man sich umschaut, scheint das "Wir" häufig instrumentalisiert zu werden und die eigentliche Bedeutung zu verlieren. Räumlich betrachtet sind wir in Deutschland, einem Land mit einer reichen Geschichte und einer starken kulturellen Identität, die man ungern aufs Spiel setzen möchte. Warum also sollte "wir" alles Mögliche und Beliebige einschließen?

Erstens, was meinen wir eigentlich, wenn wir von einem "Wir" sprechen? Es geht um Gemeinschaft, um Zusammenhalt. Doch statt dies als etwas Wertvolles zu betrachten, wird das "Wir" oft dazu verwendet, um Unterschiede zu betonen und Risse im gesellschaftlichen Gefüge aufzuzeigen. Wir sollten nicht vergessen, dass ein "Wir" ohne ein verbindliches gemeinsames Ziel leer bleibt. Doch was uns derzeit angeblich als Ziel verkauft wird – Diversität und Multikulturalismus ohne jegliche Leitkultur – scheint eher zu spalten als zu verbinden.

Zweitens, in der politischen Landschaft ist diese Frage von enormer Bedeutung. Wer darf sich eigentlich zum "Wir" zählen, wenn es um politische Entscheidungsfindung geht? Der Wunsch, jedem eine Stimme zu geben, ist edel; doch darf dies nicht dazu führen, dass man den gesunden Menschenverstand an der Türschwelle abgibt. Jene, die die Notwendigkeit der nationalstaatlichen Grenzen in Frage stellen, untergraben den Wert des "Wir" und machen alles zu einem beliebigen Spiel ohne feste Regeln.

Drittens, beim Thema Kulturpolitik wird es besonders spürbar. Wer entscheidet, welches kulturelle Erbe es wert ist, in der Sicht der Öffentlichkeit Teil des gemeinsamen "Wir" zu sein? Kultur sollte nicht wie eine endlose Menükarte behandelt werden, aus der man sich bei Bedarf bedienen kann. Die Verwässerung der kulturellen Identität endet letztlich darin, dass das "Wir" im Nebel der Beliebigkeit verschwindet.

Viertens, auf persönlicher Ebene erfordert das Konzept des "Wir" ein Mindestmaß an Verpflichtung. Wie soll ein starkes "Wir" entstehen, wenn persönliche Verantwortung in der Gesellschaft an Bedeutung verliert? Der Trend geht dahin, alles zu individualisieren, von der eigenen Lebensgestaltung bis hin zur Identität. Doch ein "Wir" lebt von der Bereitschaft zur gemeinsamen Verantwortung, etwas, das in einer Gesellschaft, die Individualität über alles stellt, immer schwieriger wird.

Fünftens, die europäische Frage – Was meinen wir, wenn wir von "wir Europäer" sprechen? Der Wegfall der nationalen Identitäten zugunsten eines supranationalen Konstrukts mag aus idealistischer Sicht wünschenswert sein, doch wie soll ein "Wir" funktionieren, wenn wir uns nicht einmal auf eine gemeinsame Sprache, Kultur oder Geschichte einigen können? Der verordnete europäische Gedanke wird von Brüssel aus oft wie ein Deckmantel über alle individuellen europäischen Kulturen gelegt und führt eher zu Entfremdung als zum Zusammenhalt.

Sechstens, wie werden Meinungen und Wahrheiten in der Medienlandschaft verstärkt? Die angebliche Neutralität vieler Medienorgane trägt dazu bei, einen bestimmten Standpunkt zu fördern, der das "Wir" oft in eine bestimmte Richtung drängt. Dieses gelenkte Gemeinschaftsgefühl ist weder ehrlich noch demokratisch. Es führt zu der Illusion eines gemeinsamen Standpunkts, der nicht real ist und in der Folge zu unweigerlichem Unverständnis und Spaltung führt.

Siebtens, in sozialen Netzwerken wird das "Wir" zu einer Art vager Gemeinschaft, die durch Algorithmen zusammengehalten wird. Die Filterblasen, in denen jeder nur das sieht, was er ohnehin schon glaubt, schaffen parallele Realitäten statt eines übergreifenden Gemeinschaftssinns. Das "Wir“ wird hier zu einer beliebigen Zahl von Likes und Shares, der jede greifbare Substanz entbehrt.

Achtens, wie reden wir über Geschichte und Tradition wenn es um das gemeinsame "Wir" geht? Geschichtliche Fakten werden zurechtgebogen und Traditionen als rückständig abgestempelt, um sich an aktuelle gesellschaftliche Trends anzupassen. Ein echtes "Wir" respektiert seinen Ursprung und seine Geschichte, anstatt sich ständig neu erfinden zu wollen.

Neuntens, auch in unserem wirtschaftlichen System ist das "Wir" von Interesse. Globalisierung wird oft als notwendiges Übel propagiert, doch um welchen Preis? Wenn kurzfristiges Profitstreben über den Wert der Gemeinschaft gestellt wird, leidet das "Wir" genauso wie der langfristige Wohlstand. Ein kaputtes "Wir" jedoch wird sich langfristig bitter rächen.

Zehntens, schließlich die Frage, wie Bildung unser Verständnis von "Wir" prägt. Eine Bildungspolitik, die darauf ausgerichtet ist, Vielfalt und individuelle Entfaltung zu fördern, sollte nicht zur Beliebigkeit führen. Der Verlust eines gemeinsamen Kanons, der uns verbindet, schwächt das "Wir". Bildung ohne Werte führt zu einem unausgewogenen "Wir" ohne Zukunftskraft.

Der Begriff "Wir" sollte nicht leichtfertig verwendet werden, ohne die ernsthaften Konsequenzen für Gesellschaft, Kultur und Identität zu bedenken. Lassen wir uns nicht von kurzfristigen Moden einlullen, die langfristigen Schaden anrichten. Ein starkes und echtes "Wir" verlangt Einigkeit in der Vielfalt, nicht Beliebigkeit im Wirrwarr.