Ein brausender Fluss, eine Brücke und ein Gefühl, dass die Zeit stehengeblieben ist – nein, das ist kein Märchen, sondern Velilla de Ebro. Dieses kleine, aber feine Dorf in der Provinz Saragossa, im östlichen Teil von Aragón, Spanien, ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie tief verwurzelte Traditionen den Ansturm der modernen Welt überleben können. Die gesamte Region hat einen nostalgischen Charme, bei dem die Zeit so scheint, als wäre sie vor Jahrzehnten stehengeblieben. Die Einwohner von Velilla de Ebro bewahren stolz ihre traditionelle Lebensweise, eine absolute Provokation für den modernen Fortschritt um jeden Preis.
Die Geschichte von Velilla de Ebro geht weit zurück. Wer hätte gedacht, dass ein Ort mit nur ein paar hundert Einwohnern seine Wurzeln bis in die Römerzeit verfolgen kann? Dieser antike Einfluss ist in den Straßen und in der Architektur der Gemeinde zu spüren. Die romanische Kirche Santa María la Mayor, die nicht nur als lokale Schatzkammer, sondern auch als nationales Kulturerbe gilt, zeugt von einer glorreichen Vergangenheit. Diese Menschen wissen, wie man sich an die guten alten Zeiten hält, und das mit einem Stolz, der jedem schnoddrigen Blick von Außen standhalten kann.
Mit einer Wirtschaft, die hauptsächlich auf Landwirtschaft basiert, hat Velilla de Ebro nicht den Drang, mit der Welt da draußen in Wettbewerb zu treten. Hat jemand von „regionaler Identität“ gesprochen? Hier in Velilla de Ebro fühlt sich Landwirtschaft nicht wie Arbeit an, sondern wie eine Erfahrung. Während die hippen Städter ständig den neuesten Technologie-Trends hinterherlaufen, schafft diese Gemeinde Kontinuität und Selbstversorgung durch die Pflege des Landes, das seit Generationen in Familienbesitz ist. Fast als ob sie etwas wüssten, was die Technokraten nicht wissen: Beharrlichkeit und harte Arbeit zahlen sich aus.
Für die Bewohner gibt es hier keinen Grund zur Eile. Die Ruhe und der fast meditative Lebensrhythmus geben der Stadt einen unvergleichlichen Scharm. Ja, während anderswo die „moderne“ Dringlichkeit des Lebens Menschen gegeneinander aufbringt, hat Velilla de Ebro alle Zeit der Welt.
In der Hitze der spanischen Nachmittage könnte man denken, dass der Schweiß die einzige Möglichkeit ist, den Tag zu füllen. Fehlanzeige! Hier entdeckt man das herrlich traditionelle Tapeo, einen Genuss, der alle modernen Essgewohnheiten mit einem Fingerzeig aus dem Bildschirm wischt. Bescheidenes Essen, das alles andere als banal ist, lockt die Menschen nicht nur wegen des Geschmacks, sondern auch für die Gemeinschaft, die es schafft, an einem Tisch zusammenzukommen.
Und wer war das nochmal, der dachte, dass das Leben auf dem Dorf langweilig sei? Die Menschen in Velilla de Ebro haben Smombie-Gesichter und seelenlose Häuserschluchten mit steinigen Hügeln und friedlichen Flußufern eingetauscht. Die Aktivitäten hier sind ein Hoch auf das echte, unverfälschte Leben: Wandern, Beobachten der Vögel am Flussufer des majestätischen Ebros oder einfach der einfache Luxus, das Ganztagsläuten der Kirchenglocken zu genießen.
Doch hier ist der Haken, der die Liberalen aufhorchen lässt: Die Mitglieder der Gemeinde sind stolz auf ihre Identität und wollen kein neues urbanes Miteinander oder sogenannte „Inklusivität“, die die Wurzeln dieses Ortes aushöhlen würde. Für manche mag das rückständig erscheinen, aber vielleicht ist dieser Neo-Traditionismus der Bestandserhalt, den diese globale Gesellschaft in ihrer Eile, voranzukommen, längst verloren hat?
Velilla de Ebro mag ein kleines Dorf sein, aber seine Wirkung auf den Besucher ist groß. So unmodern und doch so modern, dass es eigentlich Schrebergärtnerseelen weltweit inspiriert – und das, obwohl es vielen als rückständig oder gar starrköpfig erscheinen könnte. Aber geben wir es doch zu: Manchmal brauchen wir alle eine Pause von unserem durchdigitalisierten Dasein, um die Dinge wieder ins rechte Licht zu rücken.