Kurzgeschichten, die den Nerv der (un)seligen Zeit treffen

Kurzgeschichten, die den Nerv der (un)seligen Zeit treffen

'Über die Hügel und weit weg' ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die unsere Zeit mit starkem, konservativem Blick beleuchtet. Es lockt Leser mit Temporeichtum und kritischer Perspektive.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Es gibt Bücher, die kleben nicht brav in ihrem Regal, sondern springen einem geradezu entgegen. 'Über die Hügel und weit weg', eine Kurzgeschichtensammlung, tut genau das. Verfasst von einer Autorin, die ihre konservativen Wurzeln in einem modernen Kontext neu auslotet, wurde diese Sammlung im Frühjahr 2023 in Deutschland veröffentlicht. Diese Lektüre geht nicht spurlos an einem vorüber, und das in einer Zeit, wo man lieber den einfachsten Weg als den steilsten Hügel geht.

Die Sammlung vereint Geschichten, die die Absurditäten unserer Zeit beleuchten, ohne dabei in den Geschichtsbüchern zu verweilen. Was „über die Hügel“ hinaus liegt, ist nichts weniger als die Wahrheit, die viele nicht mehr sehen wollen. Gelegenheiten zum Nachdenken und Hinterfragen ergeben sich beinahe mühelos beim Lesen. Stets köstlich pointiert, packen diese Geschichten genau dort zu, wo es weh tut – und das braucht unsere Gesellschaft mehr denn je.

Warum soll man sich mit Fiktion abgeben, wenn die Realität schon verrückt genug ist? Weil diese Geschichten über wilde Familiendramen, spöttische Gesellschaftskommentare und tief empfundene menschliche Erfahrungen so viel mehr bieten als nur Unterhaltung. Sie sind ein Spiegel, der uns erinnert, was wirklich zählt: die eigenen Werte zu hinterfragen und sie nicht leichtfertig zu opfern.

Ein Highlight ist die Geschichte, die sich mit der Technologiepanik unserer Zeit auseinandersetzt. Sie konfrontiert Leser nicht mit AI oder Digitalisierung durch pure Verteufelung. Nein, sie zeigt, wie wir verlernt haben, technologischen Fortschritt umzulenken, um positive Ergebnisse zu erzielen. Unzählige Argumente werden in den Raum geworfen, die sich mit Vorsicht und Misstrauen gegenüber den größten Wendepunkten unserer Epoche befassen. Eine Denkpause für alle, die vorschnell dem neuesten Hype verfallen.

Dann finden wir eine Geschichte über den 'grünen' Wahnsinn, der unser Leben durchzieht. Hierbei erweckt die Autorin gepflegten Zorn über Maßnahmen, die mehr Selbstempfehlung als tatsächliche Taten sind. Die Natur darf nicht für politische Abenteuer missbraucht werden, um SUV-Fahrzeuge emissionsfrei zu deklarieren, während der Papierverbrauch weiter wächst, um die nächste Trendbroschüre zu drucken.

Familiendrama kommt auch nicht zu kurz. Die Erzählung über die zerrütteten Bande einer Kleinstadt-Dynastie beweist, dass Ehre nicht mehr großgeschrieben wird. Das sogar Kinder sich gegen ihre Erziehungswerte auflehnen, nur um eine liberale Wohlfühl-Existenz zu erlangen – und dabei den wahren Wert des Begriffs 'Familie' untergraben.

Der Charme von 'Über die Hügel und weit weg' liegt in seiner riesigen Palette an Themen und der pointiert-konservativen Vorstellung ihrer Lösungen. Seine Lektüre ist ein aktiver Angriff auf Faulheit und Müdigkeit angesichts der Herausforderungen unserer modernen Zeit. Und dabei exakt beschrieben ohne das Gefühl zu erwecken, die Leser in einer derartigen Anschauung zu belehren.

Jeder, der sich mit aktuellem politischen Klima und sozialen Themen auseinandersetzt, wird feststellen, dass auch subversives Lesevergnügen Platz für Intellektualität bietet. Diese Sammlung zeigt, dass Konservativismus nicht rückständig, sondern die Vision einer lebenswerten Zukunft ist. Ein kritischer Blick, der sich lohnt – denn jeder Hügel hat zwei Seiten und über den Weitblick hinter den Horizont hinaus lässt sich nicht diskutieren.