Kinder, die was wollen, müssen freundlich sein. Ein Sprichwort, das zur heutigen Zeit oft vergessen wird, denn die Gesellschaft hat sich in eine seltsame Richtung entwickelt. Wer oder was ist nun eigentlich ein "tollpatschiger Junge" und warum sind sie heutzutage stärker denn je unter der Lupe? Junge Männer auf der Schwelle zur Teenagerzeit, die ungeschickt durch die sozialen Gefüge unserer Gesellschaft stolpern und kaum noch Kindesfreuden ausleben dürfen. Während empörte Stimmen aus der Mitte einer offenbar völlig erwachsenen Welt fordern, dass man von klein auf Strukturen folgen muss, habe ich da eine ketzerische Frage: warum nicht mal einen Schritt zurückgehen und verstehen, worum es dem vermeintlichen "Tollpatsch" geht?
Früher war es sicheres Terrain für Jungen, Bäume zu erklettern, durch den Staub zu robben und beim Fangen vor lauter Aufregung beinah in den Teich zu plumpsen. Hobbys, bei denen man sich schmutzig machte, waren an der Tagesordnung, und niemand rümpfte darüber die Nase. In ländlicheren Gegenden oder Sozialgemeinschaften, bei denen noch konservative Werte geschätzt werden, wird dies auch heute noch praktiziert. Was bietet Kindern schließlich besseres Wachstumspotential als Erfahrungen aus erster Hand? Doch in vielen Städten werden solche Eskapaden bereits verpönt. Ja, wohin ist er denn verschwunden, der Junge, der voller Energie mit der wildesten Fantasie auf Abenteuer ging, die nur prachtvoll in Chaos enden konnten?
Heutzutage widerspricht jeder Stolperer, jeder nicht perfekt geplante Bewegungsablauf dem Bild von "gesellschaftlicher Akzeptanz", dem Ideal der Kontrolle und Vorsicht. Da hat man fast das Gefühl, bollert da ein wilder Elefant durch die Glasvitrine der modernen Zivilisation, wenn ein Junge im Park Grasflecken in Kauf nimmt, in Kleidern, die dem modischen Diktat noch nicht Fotoshooting-geeignet erscheinen. Was all die Selbsthilfe-Gurus vergessen: Gerade jene Missgeschicke formen die Facetten unseres Seins.
Wenn doch die "Zukunft" so wird, was bleibt? Das Heranwachsen ausgetrimmter kleiner Angestellten, deren Neugier auf die Welt ihnen systematisch ausgetrieben wird. Da sitzt man dann, brav an den Tisch gefesselt, während die Bildschirme vorgeben, was Realität und was veraltet ist. Wer hat an der Uhr gedreht und beschlossen, dass Leben aus Lineal und Bleistift besteht und nicht mehr aus eingetrocknetem Lehm unter den Nägeln?
Nun, obacht: es ist kaum Streitpunkt, ob risikoscheu oder wagemutig - Freiheit und Individualität sind Schätze, die wir Jungen nicht vorenthalten sollten. Es mag romantisch naiv klingen, diesen Neu-Wilden, die unsere Spielplätze "unsicher" machen, ein um offfiziell zu kümmern. Die naive "Arme und Beine renn' mal hinaus"-Einstellung erfährt Manipulation durch "Ach gut, das kleine Fräulein weiß es eh besser", was? Oh, wie könnte man da einem "Roland" mit zu kleinen Hosentaschen die Lust am Entdecken nehmen?
Fahrradstürze, Schürfungen, Backpfeifen seitens der Unvorsichtigkeit und Glücksmomente grenzenloser Freiheit, das sind doch die kostbaren Schätze, die man einzusammeln hat. Dankbarkeit gegenüber demjenigen, der uns die Möglichkeit schenkt, bei Niederlagen aufzustehen. Doch scheint dem widersprochen, denn mit Erstaunen sieht man oft, dass bei ersten Anzeichen eines Fehltritts Schutzverstärker gezückt werden. Ein Aufruf zum Frohsinn - das Denkmal des Tollpatsches, der sich traut, die Freiheit zu wagen, ganz ohne Widerstand.
Was ist schon dabei, wenn ein Junge wild herumspringt und dabei nicht Horst-Fuchs-artig perfekt klare Linien zieht? Ganz recht, nichts. Der wahre Skandal liegt in der Darstellung, die letztlich den kleinen unfreiwilligen Exzentriker zur heimlichen Filmvorlage für die Helden der modernen Märchen werden lässt! Jungen sollten erkunden, Fehler machen und lernen, denn genau daraus entsteht Herdneugier, -freude und, ja, auch die eine oder andere Lachfalte der Zukunft.
Lasst uns also dem "Tollpatsch" die Feder in der Mütze aufsetzen und nicht den spekulativen Zwangschorsch der Zukunft herauskristallisieren. Ein Hoch auf die kindliche Erkundung, der Freudentränen mit steinigen Wegen statt festgelegtem Korsett - der einzige Weg, echte Stärke zu entfalten. Denn wie parodistisch handelt modernen Trenderscheich, ringend darob, Herren der neuen Umstände zu schaffen - all dies während dürre Blätter zu rutschenden Bögen werden.
Zwischen Staplern und Schwommen, ein unmotivierter, springlebendiger Geist fordert dazu auf, die Welt als endloses Entdeckungsfeld zu erleben. Genau hier liegt der Punkt: Mit jedem kleinen Scheitern, jeder zweimal versuchten "Retter, dem sich's lohnt zu helfen" steht ein junges Ich im Mittelpunkt dieser lustvollen Verklarung. Geradewegs, einer, wo "tollpatschige Jungen" in all ihrer Unbedarftheit gefeiert und erleuchtet werden. Lass uns anhalten und einfach wertschätzen, wie ach so schlaftrunken dieser Flower-Power-Mainstream vom trockenen Epizentrum überwältigt wird.