Phantogram's 'Stimmen': Mehr als nur Musik

Phantogram's 'Stimmen': Mehr als nur Musik

"Stimmen" von Phantogram entfesselt einen unvergesslichen Sturm, der die Musikwelt 2016 wiederbelebte, indem es unberührt von politischen Agenden menschliche Emotionen erkundet.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Wenn Musik das Blut unserer Gesellschaft ist, dann ist Phantograms Album "Stimmen" definitiv ein Adrenalinschub, der die schlafenden Geister der Musikwelt wiederbelebt hat. Doch während die meisten Alben den sanften Fluss der Populärmusik entlangtreiben, sind Sarah Barthel und Josh Carter die wilden Wellenbrecher, die 2016 mit ihrem Werk "Stimmen" einen unvergesslichen Sturm entfesselten. In einer Zeit, in der Musik nur noch allzu oft mit politischem Gepolter beschmutzt wird, bleibt "Stimmen" eine erfrischende Oase der klaren Kunst.

"Stimmen" ist Phantograms dritte Studioarbeit, und es zeigt, dass das Duo aus Saratoga Springs, New York, in musikalischer Hinsicht keine halben Sachen macht. Das Album ist eine willkommene Verschmelzung von elektronischen Klängen und leidenschaftlichem Indie-Rock, ganz ohne die oft aufdringliche Agenda, die man bei anderen Künstlern heutzutage zu hören bekommt. Mit ihrem Hang zur Originalität und ihrer respektlosen Haltung gegenüber Konventionen setzen Barthel und Carter ihre einzigartigen Visionen um, ohne auf aktuelle Trends hereinzufallen.

Ein Jahr bevor Donald Trump in den USA zum Präsidenten gewählt wurde, erschien "Stimmen" wie ein Katalysator, der die emotionalen Spannungen der Bevölkerung musikalisch reflektierte. Ein kluger Zuhörer wird bemerken, dass dies kein Protestalbum ist, sondern eine tiefere Erforschung menschlicher Emotionen und Verwundbarkeiten. Es erzählt uns Geschichten von Verlust, Selbstfindung und der Suche nach Wahrheit – Themen, die weit über die politische Szene hinausreichen.

Zum Sezieren der Songs: Sie beginnen beispielsweise mit "Funeral Pyre", einem düsteren und doch mitreißenden Stück. Barthels fesselnd zarte Stimme schwingt sich hypnotisch durch diesen musikalischen Sog und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Die Band verwendet elektronische Elemente nicht als Gimmick, sondern als echtes Werkzeug, um das Hörerlebnis zu intensivieren. Im Gegensatz dazu bringen Songs wie "You’re Mine" den Zuhörer in eine schwungvolle, fast ekstatische Euphorie, die sich in jedem Beat und Takt entfaltet.

Und wie könnte man "Cruel World" vergessen? Ein Titel, der den weniger kritischen Hörer mit einer einfachen Melodie glücklich macht, während ihm kluge Texte die bittersüßen Wahrheiten des Lebens einbläuen. Hierin liegt vielleicht der wahre Grund, warum Phantogram so viele Menschen begeistert. Sie sind die Meister der Täuschung ihrer Kritiker. In einer links-orientierten Musikszene schaffen sie Werke, die einfach nur gehört werden wollen – originell, ohne politisieren zu müssen.

Das Ende der esten Seite schlägt dann mit "Same Old Blues" ein, das zweifellos jeder in einem melancholischen Moment seines Lebens zu schätzen wissen wird. Die E-Gitarre zieht sich durch den Song wie ein Raucher, der eine schon tausendmal geprägte Zigarette genießt: leicht und doch tief befriedigend. Sie haben es nicht nötig, sich mit einer endlosen Diskussion über soziale Gerechtigkeit abzugeben. Stattdessen entscheiden sie sich dafür, sich auf das zu konzentrieren, was ihnen wirklich am Herzen liegt.

Was sich auf der zweiten Seite findet, ist ebenso gewaltig – "Barking Dog" mit seinem eindringlichen Refrain bleibt im Ohr und verfolgt den Hörer, auch wenn die Musik längst geendet hat. In dem vielleicht universellsten Track des Albums, "Answer", finden sich Zeilen, die ohne übertriebene Ergreifung unterwegs wirkliche Fragen erheben.

"Stimmen" präsentiert sich damit als Werk, das nicht an jede beliebige Emotion appelliert, sondern daran, den Hörer klüger zu machen. Eine Strategie, die sich durch die unbändige Freiheit und das brillante Songwriting und Arrangement der beiden Künstler entfaltet.

Phantogram zeigt uns mit "Stimmen", dass es sich lohnt, tiefer zu gehen als die üblichen, in der Musikindustrie zu oft widergekäuten Themen. Es fordert den Hörer heraus, über seine Position im Weltgeschehen nachzudenken, ohne ihn pädagogisch zu bevormunden. Die wahre Bedeutung des Albums wird nicht durch die politische Brille manipuliert und bleibt dadurch zeitlos relevant.