Warum Benjamin Franklin noch immer provoziert: Ein Denkmal im Zentrum von San Francisco

Warum Benjamin Franklin noch immer provoziert: Ein Denkmal im Zentrum von San Francisco

Im Washington Square Park von San Francisco ragt eine Statue von Benjamin Franklin hervor und steht für Werte, die in der City by the Bay einigen Zeitgenossen unbehaglich erscheinen mögen. In dieser pulsierenden liberalen Stadt sorgt eine Statue eines Gründervaters inmitten des linken Kaliforniens für Diskurs.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Stellen Sie sich vor, ein kühn montierter Benjamin Franklin thront mitten im progressiven Herzen von San Francisco! Die Statue von Franklin, einem der Gründerväter der Vereinigten Staaten, wurde im Jahr 1879 errichtet und steht im Washington Square Park. Diese Statue könnte als perfektes Symbol für alles stehen, was dem modernen, kalifornischen Leftie missfällt. Franklin war ein Verfechter der Redefreiheit, des freien Marktes und persönlicher Verantwortung – allesamt Werte, die heute eher als „rechts“ verortet werden. Er war ein Mann, der Verantwortung über Bevormundung stellte, was in einer Zeit, in der die Betonung auf staatlicher Kontrolle liegt, durchaus als kontrovers empfunden werden mag.

Warum ist eine Statue von Franklin in San Francisco überhaupt relevant? San Francisco gilt ja oft als ein Vorboten für die Entwicklungen, die den Rest Amerikas – und oftmals die westliche Welt – im nächsten Jahrzehnt prägen könnten. Wenn sich ein politischer Wind drehen sollte, wird er hier beginnen. Aber Franklin und seine Ideale stehen unerschütterlich in der Stadt. In einer Umgebung, die von progressiven Werten durchdrungen ist, mag so eine Statue tatsächlich mehr Eisen enthält, als man zunächst denkt.

Könnte man glauben, dass Franklin, der mit Fug und Recht als einer der ersten Erfinder und Verleger in Amerika gefeiert wird, eine Art Freiheitsstatue wäre? Nicht so schnell. Während er für seinen unerschütterlichen Willen und seine brillanten Entdeckungen bekannt ist, könnte seine Anwesenheit am Washington Square manchen ein wenig unbehaglich erscheinen lassen. Eine Stadt, die sich mehr für Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit einsetzt, mag andere Vorbilder bevorzugen. Aber hier steht er, schützt die Werte der individuellen Freiheit – ein Konzept, das inzwischen oftmals als antiquiert betrachtet wird.

Sein Erbe trifft direkt auf die Widersprüchlichkeiten der heutigen Zeit. Während er für viele als Vordenker der Aufklärung gilt, könnte man meinen, dass seine Philosophie der Eigenverantwortung die umstrittene Frage aufwirft, ob der Einzelne oder der Staat für das eigene Wohlergehen verantwortlich ist. Eine Frage, die einfach zu beantworten scheint, aber die modernen Ideologien spaltet.

Interessant ist auch, dass Franklin für seine Experimente zur Elektrizität bekannt war, was perfekt zur innovativen und technikversessenen Natur von San Francisco passt. Jedoch könnte seine Skepsis gegenüber einer übermütigen Regierung heute auf weniger Begeisterung stoßen. Der moderne Staat lebt schließlich davon, sich überall einzumischen – von der Bildung bis zur Krankenversicherung. Franklin würde wahrscheinlich die Stirn runzeln und fragen, ob das alles wirklich notwendig ist.

Zunächst könnte man meinen, dass Benjamin Franklin in San Francisco fehl am Platz ist. Da seine Ideale und Überzeugungen im Gegensatz zu vielen aktuellen politischen Trends stehen, ist es fast verwunderlich, dass seine Statue noch nicht zum Zielpunkt einer der nun berüchtigten „De-Statuisierung“ Kampagnen geworden ist. Doch er steht stolz da, eine Erinnerung daran, dass auch die andersdenkenden Stimmen eine Plattform verdient haben.

Vielleicht ist die Franklin-Statue gerade deshalb so bemerkenswert. In einer Zeit, in der jedwede Andersartigkeit schnell unterdrückt wird, erstrahlt sie als Bekenntnis zur Meinungsfreiheit. San Francisco fordert Menschen heraus, unterschiedliche Perspektiven zuzulassen. Die unverblümte Anwesenheit dieser Statue fordert einen Diskurs heraus, den viele vielleicht am liebsten vermeiden würden.

Wer ihn schätzt, darf ihn feiern. Wer ihn ablehnt, sollte ihn als Gelegenheit zur Reflexion betrachten. So oder so bleibt Franklin ein ewiger Denker, der zu unserer modernen Gesellschaft spricht, vielleicht sogar lauter als je zuvor! Denn wenn er eines ist, dann ein Mann, der für die Bedeutung des Dialogs steht – und dafür sollten wir ihm danken.