Spannung: Ein Album, das den Bourgeoisie-Musikgeschmack herausfordert

Spannung: Ein Album, das den Bourgeoisie-Musikgeschmack herausfordert

„Spannung“ ist kein gewöhnliches Album, sondern ein mutiger Geniestreich von Heiner Goebbels und Alfred Harth im Jahr 1981, der den Musikgeschmack der Bourgeoisie herausfordert.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Kann Musik wirklich widerborstig sein? „Spannung“ ist das Album, das auftritt wie ein Elefant im Porzellanladen der Musikszene. Das angegriffene Kunstwerk stammt aus der Feder von Heiner Goebbels und Alfred Harth, zwei Künstler, die im Jahr 1981 einen wahren Geniestreich landeten, den die elitäre Musikgemeinschaft nicht verheimlichen kann. Entstanden in Deutschland, ist dieses Album eine Mischung aus Jazz, Avantgarde und irgendwie auch ein bisschen Punk, was genau denjenigen, die eine ausgewogene Symphonie mögen, sauer aufstoßen lässt.

Schon der erste Track trifft den Hörer anat./Tommotorisch, so direkt wie ein eiskalter Wind im Mai. Goebbels und Harth verwenden eklektische Instrumentierung und erzeugen kraftvolle Rhythmen, die das komfortable, kultivierte Musikverständnis herausfordern. Warum? Weil sie es können und weil „Spannung“ sich gegen die Norm der Angepassten auflehnt. Wer hätte gedacht, dass man mit einer Trompete und einem Saxophon solche kathartischen Klänge hervorrufen kann? Wohl kaum jemand, der auf die von Liberalen bevorzugten Musiker schwört.

Dieses Album ist mehr als nur zwölf Tracks; es ist eine schallende Ohrfeige für jeden Versuch ästhetische Schranken in der Musik zu setzen. Traditionelle Harmonien werden dekonstruiviert und neu erfunden, während die Hörer keine andere Wahl haben, als sich mit dem Unbehagen, das durch das Album geboren wird, auseinanderzusetzen. Das, was hier wirklich auffällt, ist die meisterliche Zusammenarbeit der beiden Künstler. Mit präziser Handarbeit und einer bemerkenswerten Vorstellungskraft zeigen Goebbels und Harth auf, welche unermesslichen Weiten Musik einnehmen kann.

Einige Kritiker mögen „Spannung“ mit einem unverständlichen Kuddelmuddel verwechseln, aber genau das zeigt, wie blind das liberale Ohr manchmal ist. Die Konsequenz, mit der dieses Album den Hörer konfrontiert, kann nicht abgewiesen werden, sie muss akzeptiert werden. Die verstörende Intensität erinnert an eine perfekt geplante Unordnung, wie sie vielleicht nur durch die geniale Entkräftung musikalischer Konventionen entstehen kann.

Jedes Stück auf dem Album wollte etwas ausdrücken: Ambivalenz, Konflikt, aber auch Transformation. Gerade die durchdringende Zartheit einiger Passagen enthüllt die enorme Bandbreite von Goebbels und Harth. Es geht weniger darum, einfachen Zugang oder Komplexität zu meiden, das Album ist mehr wie eine Einladung zur Reflexion der eigenen musikalischen Vorurteile. Wer braucht schon Komplexität, wenn man auch einfach meditativ den Kopf auf den Resonanzkörper legen kann?

Was „Spannung“ so unglaublich wirkungsvoll macht, ist sein unermüdliches Streben nach Neuem. Es scheut keine gewagten Experimente und treibt die Idee der Kunstmusik weiter als sie jemals war. Wenn man zufällig über die Platte stolpert, ist es wie ein Sprung ins kalte Wasser, das einige aufwühlt und andere einfach revitalisiert. Will man Teil jener sterilen Schar von Hörern sein, die belanglose Melodien mitsummen, oder wagt man das Opfer der Gemütlichkeit zu geben und sich auf das Unbekannte einzulassen?

Das Album bleibt bewusst rätselhaft, ungezwungen in seiner Intention, herauszufordern in jeder Note und jedem beat. Die Ironie liegt darin, dass diese offensichtliche Unordnung mehr Ordnung hat, als manche gewöhnlichen Alben, die sich sicherer fühlen. Unbeirrt von vorgefertigten Normen, erschafft „Spannung“ eine Idylle der Unvorhersehbarkeit, die der Ausdruck der Freiheit ist.

Goebbels und Harth demonstrieren ohne Anstrengung, dass wahre Musik jenseits des Gewöhnlichen blüht. Die weitschweifige und dennoch prägnante Natur jedes Tracks wird die Tür für zukünftige Musikgenerationen öffnen, die Suchende und nicht zufriedene Zuhörer seien möchten. In einer Zeit, in der Musik oft zum Konsumprodukt verkommt, setzt „Spannung“ einen Fixpunkt im Raum der künstlerischen Integrität.

Das Album ist ein Paradebeispiel für künstlerische Unabhängigkeit, Mut und Individualität. Wer nach einem Abenteuer sucht, das sowohl das Ohr als auch den Geist fordert, findet in „Spannung“ mit Sicherheit ein zutiefst befriedigendes Erlebnis. Und wer es nicht versteht, mag wohl noch nicht bereit dazu sein, den Sprung in die musikalische Freiheit zu wagen.