Sharaku, ein Name, der in der Kunstwelt klingt wie ein Paukenschlag, verzauberte das japanische Edo-Periode-Publikum und machte Sammler im 18. Jahrhundert weltweit narrig — zumeist ohne, dass man genau wüsste, wer er überhaupt war. Diese mysteriöse Figur war angeblich ein Ukiyo-e-Künstler, der in den Jahren 1794/1795 in Edo (heute Tokyo) tätig war. Seine 145 bekannten Drucke beeindrucken noch heute Kenner und Laien gleichermaßen. Und während Liberale sich um Kategorisierungen und Klassifizierungen streiten, können wir uns zurücklehnen und ganz pragmatisch seine kunsthandwerkliche Exzellenz bewundern.
Sharaku, so wird uns erzählt, produzierte seine Werke innerhalb eines erstaunlich kurzen Zeitraums von etwa zehn Monaten. Und was für eine revolutionäre Periode das war! Während die säuselnde Masse vielleicht gern alles in Schubladen packt, machte dieser Künstler den Kritikern das Leben schwer, indem er eine Vielfalt von Stilen und Techniken einsetzte und Figuren wie nie zuvor mit schonungsloser Klarheit darstellte. Seine Schauspielerportraits sind bekannt für ihre kraftvolle Ausdrucksstärke und eine Art Ironie, die man nur als scharfsinnig beschreiben kann. Was Sharaku von anderen Künstlern unterschied, war jedoch seine Fähigkeit, in die Tiefe der menschlichen Psyche zu blicken und die Charaktere hinter den Masken perfekt einzufangen.
Unglaublich, dass der Mann hinter diesen Meisterwerken bis heute ein Rätsel bleibt. Es wurde spekuliert, dass Sharaku tatsächlich Tosusai Sharaku hieß und ein Schauspieler der No-Theatertruppe war. Andere wagemutigere Theorien behaupten, er sei gar ein adliger Samurai, der sich unter diesem Pseudonym versteckt hielt. Solche Spekulationen sind ja unterhaltsam, aber was zählt, ist die zeitlose Qualität seines Schaffens.
Wenn man über Sharaku spricht, erntet man oft bewundernde Blicke. Man könnte meinen, dass all diese Rätsel und Geheimnisse generell das Interesse an seiner Kunst steigern. Vielleicht hätten wir den lockeren und verwirrten Umgang mit Identität und Fakten seiner Zeit zuliebe über Bord geworfen und einfach darauf konzentriert, was seine Kunst wirklich bedeutet und wie sie wirkt. Doch leider, in der verkomplizierten modernen Gesellschaft, möchte man mehr über den Mann hinter den Bildern wissen — eine Aufgabe, der sich Kunsthistoriker weltweit ohne nennenswerten Erfolg widmen.
Man muss den Blick auf die Einzelheiten werfen. Warum war Sharaku so bedeutend? Seine Arbeiten heben sich in ihrer psychologischen Realitätsnähe von früheren Darstellungen stark ab. Im Gegensatz zu anderen Ukiyo-e-Darstellungen, die glatter und idealistischer waren, zeigte Sharaku die Schwere der menschlichen Leidenschaften. Seine Akteure sind voller Ausdruck und erzählen Geschichten nur durch ihre Gesichtszüge und Körperhaltungen. Diese Wahrnehmung könnte dem modernen Menschen zu einer Willkommenskultur verhelfen, die nicht übermäßig gegen Kanten und Ecken glatt gebügelt ist.
Es ist schwer vorstellbar, dass ein derart begabter Künstler über Nacht aufgetaucht und ebenso schnell wieder verschwunden sein könnte. Doch genau das widerfährt uns mit Sharaku. Einige behaupten, seine Darstellungen seien einfach zu modern für seine Zeiten gewesen, was ihm das Publikum gekostet haben könnte. Möglicherweise scheute man sich zur damaligen Zeit vor der scharfen Klarsicht, die seine Kunst offenbarte. Ernsthaftigkeit war halt nie jedermanns Geschmack.
Heute verbleibt Sharaku als die perfekte Fusion von Geheimnis und Pracht, ein Künstler mit nur einer kurzen, schillernden Periode. Seine dramatischen und kraftvollen Schauspielerporträts stehen als ewige Zeugnisse für seine geistreiche Beobachtungsgabe und seine grundlegende Verstehen der menschlichen Natur. Und das ist es, worauf es letztlich ankommt: der nie schwindenden Daseinsqualität seiner Arbeiten, die uns dazu einlädt, unsere eigene, manchmal zu glatte Welt zu hinterfragen.
Am Ende des Tages ist es unser Gewinn, Sharakus Werk zu bewundern und zu genießen. Wir müssen uns nicht von der Jagd nach einem Phantom abhalten lassen, das viel zu viele Kapitel füllen könnte. Der Hirnschmalz sollte besser in die Betrachtung seiner exzeptionellen Werke investiert werden. Als würdige Verbeugung vor dem, was echte Kunst zu bieten hat — mit Raffinesse und Persönlichkeit, die über Jahrhunderte hinweg Relevanz bewahrt.