Ihr glaubt nicht, was sich die technologische Elite von heute ausgedacht hat – einen Streaming-Dienst für Séancen! Séance Prime, wie ihn die Macher nennen, verspricht die Verbindung mit der anderen Seite bequem von zu Hause aus. In der schnelllebigen Welt von 2023 entstand dieses Projekt in den USA, natürlich im liberalen Kalifornien. Gegründet wurde es von keiner geringeren als der selbsternannten Guru des Übersinnlichen, Hazel Moonlight. Ihr Ziel? Menschen auf der ganzen Welt den Zugang zu spirituellen Sitzungen zu ermöglichen, ohne jemals das Sofa zu verlassen.
Stellt euch mal vor: Man bestellt Pizza, zappt durch die Kanäle und, schwupp, ist man in einer Sitzung mit angeblichen Geistern gefangener Seelen. Wozu rausgehen, wenn man die modische Welt des Übernatürlichen auf Knopfdruck erleben kann? Die Gründer behaupten, Menschen können nun mit ihren verstorbenen Lieben in Echtzeit kommunizieren. Man bietet sogar Spezialtarife für größere familiäre Zusammenkünfte an – eine wahre Neuerfindung des Familiensonntags!
Nun, ich kann nachvollziehen, dass viele Menschen fasziniert sind von der Idee, mit Verstorbenen zu sprechen. Aber es ist, als würde man „Ghostbusters“ und Pay-Per-View-Fernsehen in einen Topf werfen und kräftig umrühren. Erstens, seit wann haben wir entschieden, dass Séance und Stream harmonisch in einem Satz existieren sollten? Zweitens, welche Art von Gesellschaft schreit nach einer solchen Dienstleistung?
Laut Gründerin Hazel besteht ein wachsender Bedarf an spiritueller Erleuchtung in der heutigen hektischen Welt, fernab von traditionellen religiösen Praktiken. Sie argumentiert, dass Kinder von Katy Perry und Post Malone mehr über Astralreisen erfahren sollten als über traditionelle Werte. Ob diese Plattform Vernunft oder Irrsinn bedient, sei dahingestellt.
Darüber hinaus behauptet Séance Prime, „zertifizierte“ Medien eingestellt zu haben. Sie geben Vorlesungen über deren Qualifikationen und den direkten Draht ins Jenseits. Ich bin mir sicher, dass die Seelen von Nostradamus und Einstein sich in ein kollektives Lachen auflösen, wenn sie das hören. Wie messen wir denn die Kompetenz eines Mediums? Hat jemand jemals eine Bewertung von einem wütenden Geist hinterlassen?
Auf der anderen Seite spricht man von einer unendlichen Auswahl: von Geistern berühmter Wissenschaftler bis hin zu historischen Figuren wie Caesar oder Cleopatra. Wer hat als Kind nicht davon geträumt, direkt von historischen Figuren zu lernen? Natürlich bedeutet dies, dass wir die Geschichtsbücher zuklappen können – unsere Lehrer der Vergangenheit warten schließlich auf uns über einen Bildschirm. Warum überhaupt noch Lehrpläne, wenn Caesar den Lehrstoff auf Geisterwellen funken kann?
Hier kommt die Frage auf, was es für die menschliche Verbindung bedeutet. Wenn Menschen bereits Schwierigkeiten haben, sich im realen Leben auf sinnvolle Weise zu verbinden, warum sollte ein Verbindungsversuch mit der anderen Seite erfolgreicher sein? Es scheint, als würde Séance Prime eine bequeme Ausrede bieten, menschliche Interaktion weiter zu vermeiden.
Die Vorstellung, technologische Fortschritte in Brücken zu anderen Welten zu investieren, anstatt in greifbare menschliche Interaktionen, gibt Anlass zur Sorge. Könnte dies der Anfang einer Ära sein, in der es wichtiger ist, mit dem Jenseits verbunden zu sein als mit den Nächsten in unserem Hier und Jetzt?
Es bleibt die Frage, ob die Menschen bereit sind, für derartige Sitzungen ernsthaft in ihre Geldbörse zu greifen. Im Gegensatz zu einem Filmabend bietet Séance Prime keine Garantie für ein Happy End. Und das ist gewissermaßen der Charme und das Dilemma zugleich. Der menschliche Drang nach dem Mystischen wird ausgebeutet, ohne einen klaren Mehrwert zu bieten.
Als ob die Tech-Industrie noch nicht genug bizarre Auswüchse hervorgebracht hätte! Dieses Projekt könnte der Gipfel der Absurdität sein, ein Paradebeispiel dafür, wie unser Streben nach Vernetzung mit dem Unbekannten in eine technische Kulisse verpackt wird. Sei es wie es sei, Séance Prime beweist erneut, dass wir keine Grenzen kennen, wenn es darum geht, Innovation vor Vernunft zu stellen.