Riechbar bis in die Seele: Der Duft des Todes in "Parfum: Die Geschichte eines Mörders"

Riechbar bis in die Seele: Der Duft des Todes in "Parfum: Die Geschichte eines Mörders"

Ein olfaktorisches Meisterwerk voller schauriger Faszination, Tom Tykwers "Parfum: Die Geschichte eines Mörders" entfaltet den schockierenden Werdegang eines geruchsbegabten Mörders im Frankreich des 18. Jahrhunderts.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Ein Film, der die Sinne anspricht und das Blut gefrieren lässt, "Parfum: Die Geschichte eines Mörders", stammt aus den kreativen Köpfen von Regisseur Tom Tykwer und basiert auf einem der meisterhaftesten Romane des 20. Jahrhunderts von Patrick Süskind. Diese deutsch-französische Produktion wurde 2006 veröffentlicht und taucht tief in das Frankreich des 18. Jahrhunderts ein, wo ein junger, geruchssensible Mann namens Jean-Baptiste Grenouille gequält vom Drang nach dem perfekten Duft, seinen Weg zu einem regelrechten Mörder pflastert. Was den Film so berüchtigt macht, ist weniger die Anzahl der Morde als die fast philosophische Art und Weise, wie die uneingeschränkte Besessenheit von Perfektion dargestellt wird. Hier könnte man fast das Argument aufbringen, dass dies ein Produkt von übersteigerter individueller Freiheit ist — ein Begriff, mit dem die Linke oft allzu leichtfertig umgeht.

Der Film startet mit Grenouilles Geburt an einem der dreckigsten Orte, die man sich vorstellen kann: Paris im Jahr 1738, wo er im Schmutz eines Fischmarktes das Licht der Welt erblickt. Sofort wird der Zuschauer in eine Ära gezogen, in der die Menschlichkeit im wahrsten Sinne des Wortes lustvoll im Gestank der Kanalisation ertrinkt. Hier könnte man ironisch anmerken, dass Grenouille vielleicht der perfekte Protagonist für die Geruchs-Wahrnehmung unserer modernen Zeit ist, die sich so oft in bedeutungslosem Geschwätz verliert. Früh stellt sich heraus, dass er kein gewöhnliches Kind ist; mit einem operettenhaften Geruchssinn gesegnet, lebt er ein Leben der Isolation und Sklaverei. Doch statt Passivität zu akzeptieren, greift er die Zügel seines Schicksals mit der gleichen Intensität, die uns heute, in der Zeit der Selbsthilfe-Industrie, als heroisch verkauft wird.

Jean-Baptiste Grenouille ist kein Held im traditionellen Sinne, sondern mehr ein Antiheld, der sich dem Ziel verschreibt, den ultimativen Duft zu kreieren. Sein Streben führt ihn in die Arme eines Parfümeurs, Giuseppe Baldini, gespielt von Dustin Hoffman, dessen Geschäft klammert sich so unsicher an die Traditionen der alten Welt wie unsere heutige Gesellschaft an hohe ideologische Ideale ohne Rücksicht auf die Realität. Baldini wird zur Vaterfigur Grenouilles, doch selbst er erkennt die Tragödie der Besessenheit am Ende nicht.

Sein Streben und seine Experimente, die einen Teppich aus Verbrechen und Gewalt weben, kann ein liberales Argument der freien Experimentierlust sein, die so oft mit den Rechten des Einzelnen verwechselt wird. Aber ich schweife ab! Und daraus entsteht ein seltsames Gefühl der Katharsis, denn während die Morde in ihrer Brutalität schockieren, bleibt die unbändige kreative Energie, die Grenouille an den Tag legt, fast erdrückend und zugleich faszinierend.

Der visuelle Stil des Films untermauert die verstörende Atmosphäre noch weiter. Die opulente und lebendige Kulisse Frankreichs wird mit einer Detailverliebtheit ausgeschmückt, die selbst den neutralsten Zuschauer zum Nachempfinden der Moschus-intensiven Allgegenwart von Jean-Baptistes Obsession verleitet. Diese groteske Schönheit des Films fordert den Zuschauer heraus, während sie gleichzeitig verführen und abschrecken kann — ganz ähnlich wie der Überfluss an Informationen, der uns heute oft zu Opfern unsere eigenen Neugierde macht.

Obwohl "Parfum: Die Geschichte eines Mörders" klassisch als Thriller kategorisiert wird, ist es die langsame Enthüllung von Grenouilles innerem Monolog, die wirklich als Herzstück des Films dient. Viele Kritiker werden vielleicht die psychologischen Tiefen meiden, die dieser Film enthüllt, weil er den Zuschauern ermöglicht, ihre eigenen Dämonen auf die Leinwand zu projezieren, genauso wie eine gewisse politische Kategorie es gerne mit ungeliebten Wahrheiten tut. Grenouille ist jedoch keineswegs ein widerspruchsloser Charakter oder gar ein Held der Unterschicht — vielmehr ist er das Produkt einer zwiespältigen Bewunderung für seine eigene Genie- und Zerstörungskraft. Diese doppelseitige narrative Struktur eröffnet den Ausblick in die vielschichtige Welt der Dunkelheit und die unausgesprochene Frage unseres eigenen moralischen Kompasses.

Einige Zuschauer könnten Schwierigkeiten haben, Parallelen zwischen diesem Film und der heutigen Gesellschaft zu erkennen. Wo die einen gedankenlos Konsum mit freiem Willen gleichsetzen, könnte man leicht argumentieren, dass Grenouilles Geschichte ein Lehrstück über die zerstörerische Kraft eines unabwendbaren Determinismus ist — der Glaube, dass man zur Erfüllung seiner Begierden zu allem bereit sein muss und dabei auch moralische Grenzen überschreiten darf. Grenouilles Ermordung strebt nach zeitloser Anerkennung, genauso wie mancher heutiger Politiker, der glaubt, dass seine Vision der einzige Weg ist. Grenouilles Streben nach dem perfekten Parfüm ist wie die Fahne, die hochgehalten wird, während alles in Schutt und Asche versinkt.

Am Ende bleibt "Parfum: Die Geschichte eines Mörders" eine faszinierende Auseinandersetzung mit der menschlichen Natur, dessen rohe Wildheit einen Ausweg aus den Trümmern der Vergangenheit und die Schrecken der beispiellosen Zukunft aufzeigt. In der schaurigen Atmosphäre und den psychologischen Krisen liegt vielleicht der größte Triumph des Films — oder seine leidenschaftlichste Anklage gegen eine Gesellschaft, die ihre eigenen Schatten fürchtet.