Die 1960er Jahre waren eine Ära der Moderevolution, als wilde Mustermixe auf gefährlich kurze Röcke trafen und ein ganzes Jahrzehnt stilistisch auf den Kopf stellten. Während Filmstars und Musikbands mit neuen Modetrends experimentierten, wurden die Straßen Londons und New Yorks zu Modenschauplätzen und die Welt zu einer Leinwand für extreme Stilveränderungen. Aber, seien wir ehrlich - vieles davon war auch ein Schlag ins Gesicht für gutes, konservatives Empfinden.
Beginnen wir mit dem Minirock. Mary Quant, die britische Designerin, die wahrscheinlich für jeden konservativen Modestandpunkt ein rotes Tuch war, brachte diesen modischen Affront 1964 in die Geschäfte. In dem Moment, als der Saum mehr Bein zeigte als eine Tischdecke, fühlten sich viele von Unverschämtheit überrollt. Natürlich, Freiheit der Frauen und so weiter, aber vielleicht hätte diese Freiheit auch ein paar Zentimeter Stoff mehr vertragen.
Dann gab es noch die psychedelischen Muster, die so wild waren, dass man einen technischen Angriff der Druckmaschinen vermuten konnte. Hippie-Mode, Blumenmuster und übertriebene Farben wurden das Markenzeichen einer Gruppe, die dachte, dass alles erlaubt sei, nur weil es anders war. Ein modisches Chaos, als wäre es vom Farbkasten eines Kindergartenkindes inspiriert. Sicher, jeder sollte sich ausdrücken können, aber vielleicht sollte auch das Auge manchmal Pause bekommen.
Was wäre eine Betrachtung der 60er Jahre ohne den Einfluss der Musik? Die Beatles, Rolling Stones und andere Bands diktierten nicht nur Charts, sondern setzten auch Modeakzente. Männer mit langen Haaren und unstrukturierte Kleidung wurden instant cool, aber auch fragwürdig. Eine Schande für die klassischen Herrenmodehäuser, deren Einfluss bald ernsthaft ins Wanken geriet. Anzüge? Krawatten? Vergessen Sie's! Was zählte, war Rebellion, und Rebellion kam in Form von Jeans, Lederjacken und allem, was den Status quo herausforderte.
Und dann gab es die Modeikone schlechthin: Twiggy. Mit einer Figur, die dünner war als die moralischen Standards, die sie überging, verkörperte sie den einflussreichsten Modelstil der 60er Jahre. Ihr androgynes Aussehen, der ultrakurze Haarschnitt, dominierte das Modeverständnis einer ganzen Generation. Sollen Models diese Schlankheit als Ziel für alle propagieren? Die 60er sagten ja, aber mit welchem Preis?
Die damals allgegenwärtige Revolution betraf auch die Abendmode. Von eleganten, schulterfreien Kleidern bis zu futuristischen Kreationen aus Metall und PVC – war das wirklich noch Mode oder ein katastrophaler Rückschritt in die Dunkelheit der Geschmacklosigkeit? Abendmode sollte die Eleganz unterstreichen und nicht den letzten Sci-Fi-Film imitieren.
Nicht zu vergessen sind die Männerhüte, die in den 60er Jahren den letzten Todesstoß erhielten. Mod Fronten wurde dies als Fortschritt verkauft, aber die Wahrheit ist, dass mit dem Verschwinden des Herrenhuts ein wichtiges Element stilvollen Auftretens verlorenging. Das Typische Bild eines Herrn des 20. Jahrhunderts zerbrach unter dem Druck pseudo-revolutionärer Ideale.
Und schließlich, was wäre eine Kritik ohne die Erwähnung der Peitschenhosen – die massive Plage über die Vernunft. Jede Bewegung eines Menschen wurde zu einem Risiko, bei dem fraglich war, ob der Träger überhaupt noch seine Beine spürte. Anscheinend war das Motto Freiheit "je enger desto besser". Ein modischer Fehltritt, der wie ein verirrtes Signal aus der Raumfahrt schien. Die Frage bleibt: Warum?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Mode der 1960er Jahre in vielfacher Hinsicht die Grundlagen der konservativen Kleiderordnung bis an ihre brüchigsten Eckpfeiler brachte. Während die Modeindustrie heute diese Phase als eine wichtige Ära des Ausdrucks und der Freiheit feiert, war vieles, was als künstlerisch und innovativ gefeiert wurde, in Wirklichkeit ein direkter Angriff auf die ideellen und pragmatischen Normen einer konservativen Weltanschauung. Es war eine Zeit, in der das Sprengen alter Muster nicht immer zu zeitloser Eleganz führte, sondern vielmehr zur anscheinenden Verletzung des guten Geschmacks.