Kaum ein Album verkörpert den Geist der ungezähmten Kreativität besser als „MellowHigh“, das am 31. Oktober 2013 das Licht der Welt erblickte. Doch dieses aus dem Hip-Hop-Kollektiv Odd Future stammende Werk ist mehr als nur Musik — es ist ein Statement. Die Künstler Hodgy Beats, Domo Genesis und Left Brain vereinen sich hier, um Genre-Grenzen zu sprengen und eine Generation anzusprechen, die genug vom Einheitsbrei hat.
Mit dreizehn energiegeladenen Tracks zündet „MellowHigh“ ein Feuerwerk, das Hip-Hop-Fans jubeln und die Serie kultureller Missverständnisse auf den Kopf stellen könnte. Hodgy, Domo und Left Brain verstehen es, ihre rauen, unbeugsamen Rhythmen mit einer düster-ironischen Note zu versehen, die die heutige Jugend anspricht und auch zum Denken anregt. Während sich viele Künstler auf der Wohlfühl-Schiene bewegen, fordert MellowHigh seine Zuhörer heraus — ein Konzept, das von seelenloser Mainstream-Musik abweicht und etwas mehr Tiefgang verspricht.
Als Testaments dieser Philosophie stehen die Tracks „Yu“, „Troublesome2013“ und „Extinguisher“. Bei „Yu“ etwa entfaltet sich mit energetischen Beats und provokativen Texten ein Szenario, das fast wie ein Pamphlet gegen den Status quo daherkommt. Hier geht es nicht um seichte Partytexte, sondern um einen tiefen Einblick in die Probleme und persönlichen Kämpfe der Künstler. Da schnallen sich liberals der Kopf: Anstatt politisch korrekt zu sein, reisen wir mit MellowHigh in eine Welt, die unerbittlich ehrlich erscheint.
Mit „Troublesome2013“ fordern die Drei die typische Hip-Hop-Thematik heraus und erweitern sie um unerwartete Drehungen. Der Song hält dem modernen, überkommerzialisierten Hip-Hop den Spiegel vor: Wo viele nur noch auf selbsterhaltenden Reimmaschinen setzen, bleibt MellowHigh kreativ und originell. Hier zeigt sich ihr klares Verständnis für die Kunstform — fast so, als ob sie den herkömmlichen „Playlisten-Rappern“ den Kampf ansagen.
Left Brain, der als Produzent fungiert, zaubert einen hypnotisierenden Klangteppich, der den Hörer in die beatsgetränkte Psyche dieser drei Künstler zieht. Dadurch trifft die rohe Ehrlichkeit ihrer Texte auf einen Sound, der so griffig ist, dass er schlichtweg als musikalische Sensation gilt. Man spürt, dass hier nicht einfach nur Beats abgedroschen werden, sondern eine echte künstlerische Vision umgesetzt wird.
Ein weiteres Highlight des Albums ist der Track „Get’n Drunk“. Diese Hymne an die Abende, die man am liebsten andauernd wiederholen würde, wird durch ihre unverhohlene Ehrlichkeit und humorvollen Texte zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Playlist eines jeden Partylöwen. Fast schon spürt man die Schweißperlen an der Stirn und hört das Tosen der feiernden Menge, während diese Hymne auf Authentizität im modernen Leben pocht.
Aber obwohl das Album vor Energie sprüht, neigt es nie dazu, in Sensationslust abzusinken. Jeder Track auf „MellowHigh“ hat das Potenzial, die Zuhörer von den Alltäglichkeiten wegzuführen und in das komplex gedachte Universum von Odd Future einzutauchen. Und obwohl es in seinen Themen oft dunkel erscheint, befähigt es seine Hörer dazu, sich den schwierigen Fragen eines unruhigen Lebens zu stellen. Das ist nicht der Hip-Hop, den man durch Kaugummi-Konsumentenparolen erfährt.
In Zeiten, wo vieles nur noch glattgebügelt und harmonisch daherkommt, ist „MellowHigh“ eine erfrischend ehrliche Attacke auf angepasste Musiktrends. Hier wird experimentiert und Grenzen werden ohne Rücksicht auf Verluste verschoben. Dieses Album, eine verwirrende Mischung aus nachdenklichen Texten, treibenden Beats und unerschrockener Themenwahl, ist nichts für schwache Nerven. Bei MellowHigh geht es darum, sich treiben zu lassen und zugleich wachsam zu bleiben. In seinem Kern bietet es eine Reise, die mehr Fragen aufwirft, als sie Antworten gibt. Und genau das scheint ihr Erfolgsgeheimnis zu sein.