Die Geschichte des Mars Climate Orbiter liest sich wie eine Mischung aus Science-Fiction-Komödie und technologischem Albtraum. Die NASA schickte 1998 den Mars Climate Orbiter ins All, um Mars‘ Wetter und Klima genau zu studieren. Er sollte die amerikanische Flagge auf dem Mars neu positionieren und für den technologischen Fortschritt werben. Doch die Mission endete im Desaster – und warum? Wegen eines lächerlichen Zahlendrehers und der Uneinigkeit zwischen metrischen und imperialen Einheiten. Eine simple Verwechslung, die milliardenschwere Projekte und Patriotismus in den Sand setzte.
Wir reden hier über eine gigantische Maschine, die über 125 Millionen Dollar kostete und rund 9 Monate durch das Vakuum des Weltraums reiste – nur um im Mars Atmosphäre spektakulär zu verglühen. Ein Paradebeispiel für die „too big to fail“-Denke, von der wir in jeder Nachrichtensendung hören dürfen, weil niemand den Fehler erahnen wollte oder überhaupt die falschen Entscheidungsträger am Tisch saßen.
Was macht diesen Vorfall so ärgerlich? Ganz einfach: Es ist ein weiteres Zeichen dafür, wie die Aufsichts- und Verwaltungskreise manchmal in ihrem eigenen Überlegenheitsgefühl versinken, indem sie die fortschrittlichste Technik mit den simpelsten Managementfehlern sabotieren. Die NASA, eine der stolzesten technologischen Institutionen Amerikas, hatte einen elementaren Fehler begangen: Die Konversionsberechnung der Steuerdüsen erfolgte einmal metrisch und einmal imperial. Das ist wie zu versuchen, einen Ferrari mit den Schlüssel eines Toyotas zu starten; es wird nicht funktionieren.
Kritiker dieser Tragödie fragen sich, warum es keine zweite Kontrollinstanz gab. Sicherlich hatte jemand zuvor ein Dutzend Mal die Bedenken geäußert, aber in typisch bürokratischer Manier wurde es abgewiesen. Die Lektionen aus dem Mars Climate Orbiter-Vorfall sind ernüchternd und heben hervor, dass selbst die größten Errungenschaften durch kleinste Fehltritte zu einer massiven Blamage werden können. Kurz gesagt: Es bleibt ein Mahnmal dafür, dass hin und wieder der gesunde Menschenverstand unter dem Deckmantel des Fortschritts verloren geht.
Was hätte man aus diesem Drama lernen können? Erstens, das Setzen auf überwachte Standards und Prozeduren, die Sicherheit über Schnelligkeit setzen. Zweitens, dass manchmal die einfachsten Probleme – wie unterschiedliche Gewichte und Maßeinheiten – die bedeutendsten Projekte stoppen können. Wenn man auf Details achtet, spart man sich eine Menge Probleme. Doch im Einheitsbrei der Perfektion verliert man oft den Blick für solche simplen Tatsachen.
Hier zeigt sich auch, dass technologische Kompetenz und gesunder (englischer) Menschenverstand manchmal miteinander kollidieren. Technologie und Wissenschaft sind die Eckpfeiler einer aufgeklärten Gesellschaft, aber bei all der Größe sollte man auch die Wachsamkeit vor simplenüberschätzten Entscheidungen steigern. Vielleicht kann man es den liberalen Wunschträumen überlassen, solche monumentalen Fehler zu erklären. Aber dies zeigt die Notwendigkeit für einen konservativeren Ansatz in wissenschaftlichen Projekten: Details sind entscheidend.
In einer Welt, die ständig auf mehr Fortschritt drängt, bleibt der Mars Climate Orbiter ein leuchtendes Beispiel dafür, wie unerbittlich selbst die geringsten Fehler sein können. Vielleicht wäre dieser Vorfall weniger dramatisch, wenn mehr technisches Urteilsvermögen und gesunder Skeptizismus an den Tag gelegt worden wären. Die Satire innerhalb der Tragödie – dass Mangel an Simplizität das Fass zum Überlaufen brachte – ist wahrlich wie aus einem Handbuch für galaktische Katastrophen.
Am Ende bleibt uns die Lektion, dass technologischer Fortschritt nicht alles wert ist, wenn die grundlegenden Methoden nicht respektiert und beobachtet werden. Der Mars Climate Orbiter war eine blendende Warnung an all jene, die glauben, dass die Wissenschaft unfehlbar ist. Werden wir daraus lernen? Nur die Zeit wird es zeigen.