Warum „Lush Life“ ein Schuss ins Blaue war

Warum „Lush Life“ ein Schuss ins Blaue war

Die Serie „Lush Life“ ist ein Beispiel dafür, wie Hollywoods Glitzerstudios manchmal in ihrer eigenen Glitzerwelt den Bezug zur Realität verlieren.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Die Serie „Lush Life“, die kaum jemand kennt, ist ein Paradebeispiel dafür, wie Hollywood gelegentlich das Ziel meilenweit verfehlt. Die Serie, die 1996 auf FOX lief, wurde von Nancy Travis und Karyn Parsons geleitet. Um die Dinge ins rechte Licht zu rücken: Diese Serie war ein Mix aus dem allseits bekannten „Leben im Luxus“ und dem weniger allseits beliebten „totaler Unsinn“. In einer Stadt, in der alles möglich ist, dachte man wohl, dass zwei Frauen, die in San Francisco wohngemeinschaftlich leben und das Leben in allen Farben neu erfinden wollen, für ausgezeichnete Unterhaltung sorgen würden.

Erstens muss man sich fragen: Was hat sich FOX eigentlich dabei gedacht? 90er Jahre, die goldenen Jahre der Sitcoms, mit Klassikern wie „Friends“ oder „Seinfeld“ glänzten, und dann kam „Lush Life“, und alles ging drunter und drüber. Die Serie hatte nur 6 Folgen, von denen tatsächlich nur 4 ausgestrahlt wurden – ein Indiz dafür, dass nicht alles, was glänzt, Gold ist.

Zweitens die Charaktere: Drei Worte – klischeebeladen, eindimensional, unvergesslich. Keiner der Hauptcharaktere, Margot und Georgie, konnte die Komplexität oder den Tiefgang bieten, den man von einer Serie erwartet, die versucht, wichtige Themen anzusprechen. Frauenpower? Sicher, aber aus der Dose, ohne echten Geschmack. Während die Serie vor Potenzial nur so strotzte, wurde sie durch halbgare Umsetzung und laue Storylines ausgebremst. Selbst die besten Schauspieler können aus einem schlechten Skript keinen Oscar-verdächtigen Streifen zaubern.

Drittens die Wahl des Settings: San Francisco, die Stadt der Träume, dabei zu sehen, wie es eine Filmproduktionsfirma dazu bringen kann, in einem Meer aus Mittelmäßigkeit zu versinken, ist traurig. Die vermeintliche 'hippe' Atmosphäre der 90er Jahre wurde mehr zu einem Katalysator für wenig durchdachte Episoden, die nichts weiter als halbgare Gags und überzogene Szenen zu bieten hatten.

Viertens ist das Drehbuch: Diese Serie hätte alles sein können – lustig, tiefgründig, retro! Stattdessen verrannte es sich in Klischees, die selbst für die 1996er Jahre platt waren. Die Autoren schrieben Witze, die vermutlich selbst die besten Stand-Up-Comedians der Zeit nicht über den Atem einer einminütigen Show gebracht hätten. Dazwischen schlängelten sich lose Enden und unzusammenhängende Episodenplots. Eine Achterbahnfahrt ohne Auf und Ab, nur geradeaus – Fade in Reinkultur.

Fünftens sorgte eine verwaschene Regie dafür, dass die Serie die Richtung verlor. Kein Faden, der ausgelegt wurde, konnte aufgenommen werden. Eine Serie steht und fällt mit ihrer Führung – und wenn der Kapitän nicht weiß, wohin er segeln soll, werden die Passagiere sicherlich nicht begeistert applaudieren. Fehlendes Geschick oder Präzision führten dazu, dass bereits nach wenigen Episoden das Handtuch geworfen wurde.

Sechstens, und der absolute Knaller: Die Quoten. Wir leben in einer kapitalistischen Gesellschaft, und Quoten sind der Schlüssel. „Lush Life“ wurde nach der vierten Episode aus dem Programm genommen, weil die Quoten auf Talfahrt waren – ein klarer Beweis, dass selbst das Fernsehen gnadenlos sein kann, wenn es darum geht, unrentable Projekte aus dem Programm zu nehmen.

Siebtens, die Rezeption. Wäre „Lush Life“ ein Gegenstand, wäre es Müll, der unveränderten Romantik-Kitsch als Hochglanzprodukt verkauft. Die Kritiken waren durchweg negativ, sodass man sich fast wundert, ob die Serie noch nicht in Vergessenheit geraten ist. Die Kritiker hatten damals pflichtbewusst gewarnt, dass diese Serie nichts für den dauerhaften Konsum wäre – und sie hatten recht.

Achtens, die Zuschauer wollten Botschaften, keine Oberflächlichkeit. Der Wunsch nach Tiefe wurde in „Lush Life“ bitter enttäuscht. Die Serie bot keine Substanz und keinen tiefen Blick auf gesellschaftliche Themen – etwas, das dem aufgeklärten Publikum damals gefehlt haben muss.

Neuntens, die Kulturkritik: Es mag zwar nett gedacht sein, Frauen in den Mittelpunkt einer Serie zu stellen, aber wenn das Resultat derart unreif ist, wird der vermeintliche Schritt nach vorne eher zu einem Sprung zurück. Die Serie hielt die Versprechungen nicht ein, die sie in Bezug auf humorvolle Gender-Thematik gemacht hatte.

Zehntens wird „Lush Life“ als Mahnmal für Serienmacher stehen. Ein Meilenstein auf dem Weg zu einer besseren Unterhaltungskultur, in der nicht jeder Abklatsch great gemacht wird, nur weil er schick aussieht. Vielleicht ist es an der Zeit, dass Serienmacher aus dieser verfehlten Chance lernen und Medien so gestalten, dass sie wirklich Inhalte und Substanz liefern, anstatt auf bloße Optik und Oberflächlichkeiten zu setzen.