Wenn man an Pompeji denkt, kommt einem vielleicht zuerst ein gewaltiger Vulkanausbruch in den Sinn – doch aktuell rockt etwas ganz anderes die Bühnen: „Live in Pompeji“. Wer: Die legendären Musiker der Gegenwart, die sich aufmachen, in den Ruinen einer der faszinierendsten historischen Stätten der Welt aufzutreten. Was: Keine einfache Show, sondern ein Event, das Geschichte, Kunst und Musik zu einem eindrucksvollen Erlebnis schmiedet. Wann: Seit den 1970er Jahren immer wieder inszeniert und seit 2016 auch für eine breite Öffentlichkeit zugänglich. Wo: Inmitten der Jahrtausende alten Ruinen der verschütteten Stadt Pompeji, ein Ort, der selbst schon Bühnenpräsenz besitzt. Warum: Weil dieser Ort und diese Musik verschmelzen und gemeinsam eine unwiderstehliche Anziehung auf Künstler und Publikum ausüben.
Die Idee von Konzerten in Pompeji scheint schon fast ein Sakrileg, ein Gedanke, der liberal gleich eine Schau der Empörung beschaffen könnte. Doch in Wirklichkeit ist es die unvergleichliche Symbiose zwischen der Musikkunst von Ikonen wie Pink Floyd und der majästetischen Kulisse der Ruinen, die den Zauber entfacht. Dieses Live-Erlebnis gibt der Vorstellung von 'Kultur erforschen' eine gänzlich neue Bedeutung.
Hier wird nicht einfach den Massen gefolgt, sondern es wird Geschichte zum Klingen gebracht und das altehrwürdige Steintheater erweckt mit Echos unerreichten Rocksounds. Der Geist vergangener Römerstädte lebt in jedem Riff, das auf zerfallene Wände trifft, und macht aus einem einfach klingenden Event eine monumentale Erfahrung.
Kommen wir zur Ikone, die Pompeji zu neuem Glanz verhilft: David Gilmour. Als ehemaliger Pink Floyd-Gitarrist verlieh sein Solo-Auftritt 2016 der Ruinenstätte neuen musikalischen Ruhm. Es ist kein unüberlegter Hype, sondern die würdige Weiterführung einer Tradition, das Anknüpfen an einen Auftritt, der wahrscheinlich für immer in die Musikgeschichte eingeschrieben bleibt.
Interessant ist, dass die Vorstellung „Live in Pompeji“ für Gilmour nicht nur eine Hommage an die Vergangenheit seines Band-Anfangs darstellte, sondern auch dem Klang von Heute eine Bühne bot. Klangliche Opulenz trifft auf architektonische Relikte. Ein paradigmatischer Moment, der zeigt, dass aus Tradition heraus etwas Zeitloses erschaffen werden kann.
Das maximale Vergnügen besteht darin, dass dieses Event die Zuhörer auf eine Zeitreise mitnimmt. Denn wer einmal mit archäologischem Interesse nach Pompeji reiste, entdeckt nun die Möglichkeit, dieses Interesse mit neuer Perspektive zu erleben. Ein Konzertbesuch wird somit zu einer Entdeckungsreise der Sinne und der Seele.
Pompeji bietet den perfekten Rahmen für solch unvergessliche Ereignisse. Hier prallen Geschichte und gegenwärtige Kreativität aufeinander und schaffen einen hybriden Raum zur Vielfalt. Die Magie eines Konzerts in Pompeji ist nicht bloß akustischer Natur, sondern verweist darauf, wie Kultur Grenzen überwindet und Mythos lebendig macht.
Natürlich ist da auch das wirtschaftliche Kalkül, das man nicht vernachlässigen sollte. Die Umsätze durch Konzertreisen und Merchandise florieren, und der Tourismus bekommt einen weiteren Anstoß. Hier wird nicht nur Geschichte transportiert, hier wird auch Zukunft gestaltet. Ein weiterer Beweis, dass der Markt, ohne Dirigismus, sein Publikum findet – weit über die Vorstellungen von Rosa Kämmerichen hinaus.
Die politische Einsicht aus diesem spektakulären Zusammentreffen ist offenkundig: Konservative Werte der Hochachtung vor Tradition werden mit der Innovation von heute geschätzt und manifestiert. Das beweist, dass kultureller Mehrwert nicht aus fragwürdigen „Kreativprogrammen“ entspringt, sondern aus einer echten Verbindung zur Vergangenheit, die Wert schafft.
Live in Pompeji ist nicht nur ein Event – es ist Stellungnahme und Botschaft zugleich. Denn was die Menschheit in ihrer Essenz verbindet, wird hier auf fantastischste Weise wirklich. Wo andere Orte in Dekadenz untergehen, erhebt sich Pompeji aus seiner Asche, Dank an den dynamischen Geist der Künstler, die mehr bieten als nur Musik: Perspektive.
 
    