Kung Food? Nein, das ist kein Tippfehler und auch keine neue Show auf Netflix. Kung Food ist das neueste Alarmsignal unserer gastronomischen Kultur. Es handelt sich um ein Phänomen, das hauptsächlich in hippen, urbanen Gegenden der westlichen Welt wie Berlin, London oder New York auftaucht und von einer bestimmten Art von Menschen, die sich als kulturell open-minded betrachten, gefeiert wird. Diese neue Bewegung kombiniert Kochen mit Martial Arts und verspricht Erleuchtung, Gesundheit und Stärke - ja genau, als ob ein Kung-Fu-Kämpfer zu sein, der zufällig auch ein meisterhafter Koch ist, wirklich deine Lebensprobleme lösen wird.
Die Idee dahinter ist, dass Kochen nicht nur eine Notwendigkeit ist, sondern ein Weg, um Körper und Geist gleichermaßen zu trainieren. Die Verfechter von Kung Food behaupten, dass die Integration von Kampfsporttechniken wie Tai Chi oder Karate in den Kochprozess zu höherer Konzentration, besserem Stressmanagement und gesteigerter körperlicher Fitness führt. Mit anderen Worten, sie versuchen dir zu verkaufen, dass das Schneiden einer Möhre im Kranichstil irgendwie magisch ist.
Aber machen wir uns nichts vor - der echte Zweck von Kung Food scheint eher darin zu bestehen, sich selbst zu feiern und anderen zu zeigen, wie viel erleuchteter man ist. Es geht um Suppe, nicht Substanz. Es ist eine Abkehr von Traditionen, wie sie unsere Großeltern ausgelebt haben - die meinetwegen nicht alle Grünteesorten im Alphabet kannten, aber mit einer Bratpfanne umgehen konnten.
Das Konzept des Kung Food ist nicht nur skurril, sondern ein weiteres Beispiel dafür, wie weit die Welt bereit ist zu gehen, um neue (und oft unnötige) Trends zu fördern. Warum nicht einfach kochen, um zu essen - so wie es seit Jahrhunderten gemacht wird? Warum muss eine Generation, die nicht einmal in einem Videospiel zwischen Drache und Prinzessin unterscheiden kann, plötzlich zischen und schlagen wollen, während sie ein Omelette zubereitet?
Wenn die Idee des Kung Food ist, beim Zubereiten einer Mahlzeit „voll im Moment“ zu sein, was ist dann mit einem guten Gespräch, während das Abendessen in der Pfanne brutzelt? Kung Food tut so, als ob der Durchschnittsmensch Stunden an seiner kulinarischen Choreografie feilen sollte. Vielleicht wäre es an der Zeit, den Herd einfach wieder den Experten zu überlassen und stattdessen die Kunst des Essens wertzuschätzen.
Ironischerweise erzeugt Kung Food oft mehr Chaos als Kontrolle. Während der Kämpferkochs gleichmäßig mit seinen Magischen Möhren jongliert, bleibt die Küche ein Kriegsfeld von Gemüseschalen und zerbrochenem Geschirr. Und die kriegerischen Schläge, die eigentlich zur Meditation führen sollen, verwandeln sich schnell in stressige Anfälle, wenn der Reis überkocht oder das Fleisch knusprig wird, weil man eine virtuose Salto-Bahn eingelegt hat.
Nein, Kochen ist kein Kampfsport. Kulinarik war und ist Handwerk, Tradition, Familie. Sogar in hektischen Zeiten kann ein gut zubereitetes Essen die Gemüter beruhigen und bei einem gemeinsamen Abendessen zusammenführen. Aber anstelle von Kung Food sollten wir vielleicht den Fokus darauf legen, Mahlzeiten zu genießen, die Kraft tanken - nicht Schläge.
Was steht als Nächstes auf dem Plan der selbsternannten trendsetzenden Avantgardisten? Eine Verbindung von Street Dance mit Gartenarbeit, um Erleuchtung auf dem selbst angebauten Petersilienbeet zu erfahren? Oder Hip-Hop-Yoga für den Hundespaziergang? Die Kreativität kennt keine Grenzen, doch manchmal verschwimmen die Grenzen zwischen Innovation und Albernheit.
Kung Food ist eine paradoxe Welt, die sich als Lösung eines nicht existenten Problems verkauft. Statt mit den neuesten Modetrends zu experimentieren, ist es vielleicht besser, die Schätze unserer traditionellen Küche zu heben und darauf zu achten, was wirklich auf den Teller kommt. Schließlich können wir unseren Respekt vor echten kulinarischen Künsten nicht aus den Augen verlieren, indem wir sie in bloße Trends verwandeln.