„Kein Hirnschmalz“ ist ein Lied der deutschen Hip-Hop-Band Fettes Brot, das schon 2008 die Gemüter erregte und bis heute eine leichte Brise ins konservative Lager weht. Einem liberalen Wehklagen gleich, ignorierend, dass man für eine funktionierende Gesellschaft auch klare Werte und Maßstäbe braucht. Erschienen ist der Song auf dem Album „Strom und Drang“, das das damals wie heute virulente Thema aufgriff: eine Jugend, die nach Orientierung sucht, aber oftmals in oberflächlicher Zerstreuung versinkt.
Die Kombo aus Hamburg, die eigentlich für ihre cleveren Texte bekannt ist, drehte mit „Kein Hirnschmalz“ voll auf. Der Song kritisiert in einem verzerrten Unterton all jene, die nach dem Motto „querdenken ist out“ leben. Da fragt man sich: Ist es nicht vielmehr die Pflicht der jungen Generation, sich aktiv mit den gesellschaftlichen Problemen auseinanderzusetzen statt im Partysumpf zu versinken? Und ja, die Zeilen scheuen keine klare und ungeschönte Sprache – alles andere wäre auch eine Verschwendung des Hirnschmalzes der Künstler.
Musikalisch zieht Fettes Brot gewohnt alle Register: Ein poppiger Beat trifft auf eingängige Rap-Parts, die wohl überlegt sind, hier aber bewusst simpler wirken. Ein kleiner Genremix, der locker auf der Tanzfläche befeuert, aber mehr zu bieten hat als Oberfläche. Der Song zeigt auf, wie wichtig es ist, seine eigene Meinung zu schmieden und sich nicht von den momentanen Launen und Moden mitreißen zu lassen.
Das Lied entstand in einer Zeit, in der die Welt zwischen neuen Technologien und konservativen Werten stritt – genau dieser Clash der Kulturen spiegelt sich in diesem Song wider. Verlorene Ideale, die auf Wellen gesellschaftlicher Veränderungen surfen, während andere davon galoppieren ohne auch nur einen Moment innezuhalten und nachzudenken. „Kein Hirnschmalz“ gibt den Takt vor, um doch noch wachzurütteln.
In einer Zeit, in der „Woke“ zum Schlagwort avancierte, hat „Kein Hirnschmalz“ schon den Kern des angespannten Kulturkampfes reflektiert. Die kritische Auseinandersetzung darf jedoch nicht bei markigen Reimen enden – sie muss tiefgehen, wie auch die Auseinandersetzung mit den eigenen Werten und Standpunkten. Genau hier dreht sich unser gesellschaftlicher Diskurs immer noch häufig im Kreis, während Meinungen selten weichen und lieber in lauter Oberflächlichkeit versinken.
Ein Lied wie dieses ist daher umso nötiger, um eine gesunde Debatte um Werte, Innovation und Tradition zu befeuern. Aspekte, deren Gewicht heutzutage oft in der Flut von „schnelllebigen Trends“ untergeht, während gleichgesinnte Kreise es gerne in einem „virtuellen selbstgerechten Raum“ ausdiskutieren, fern von der Realität des Alltags.
Man kann deutliche Spuren der Hip-Hop-typischen Provokation erkennen, die Fettes Brot schon immer geprägt hat. Im Liedtext wird der konsumorientierte Lebensstil angeprangert, der wenig Platz für Tiefgang lässt, aber auch ein kritisches David-gegen-Goliath-Gefühl generiert angesichts eines Systems, das permanenten konformistisch-belanglosen Output vorantreibt. Bleibt zu hoffen, dass die Mehrzahl der Hörer nicht nur Partystimmung mitnimmt, sondern auch hinterfragt.
Die Botschaft des Songs ist alles andere als verblümt: Man muss sich auf das fokussieren, was wirklich zählt. Stattdessen enden viele Abende in verklärtem Alkoholnebel ohne bleibende Eindrücke. Belastende Gedanken werden einfach weggetanzt. So wird „Kein Hirnschmalz“ zur Hymne aller, die ihren Platz in der Welt finden wollen, jedoch schnell vergessen, dass man diesen Platz auch selbst gestalten muss, um zu bestehen.
Fettes Brot liefert mit „Kein Hirnschmalz“ letztlich nicht nur einen tanzbaren Track für die breite Masse, sondern einen Denkanstoß, die Zeit nicht im Luftleeren zu verbringen, sondern dafür zu nutzen, handfeste Meinungen zu entwickeln. Ein bisschen Hirnschmalz schadet nie.