Stellen Sie sich eine Schule vor, die sich als „experimentell“ bezeichnet, wo es bei den Schülern nicht darum geht, was sie wissen müssen, sondern was sie fühlen sollen. Willkommen an der Kalyani Universität Experimentelle Oberschule in Westbengalen, Indien. Hier wird den Schülern eine Erziehung geboten, die so unkonventionell ist, dass sie selbst den eingefahrensten Lehren kritisch gegenüberstehen. 1985 hörte die Experimentelle Oberschule auf, den traditionellen Lehrplan als Wegweiser für die Ausbildung zu sehen und begann diesen als eine Art formlose Leinwand zu betrachten, die nach eigenem Gutdünken bemalt werden kann.
Diese revolutionäre Methodik hat die Schule zum Zentrum hitziger Debatten gemacht. Die Dozenten agieren mehr wie „Lernbegleiter“ als Lehrer, und die Prüfungen haben hier nicht den gruseligen Ruf, den sie anderswo genießen. Was klingt wie ein liberales Wunderland der Bildung, mag in der Realität eher wie eine chaotische Anlaufstelle für Abenteurer wirken, die unsicher sind, ob sie den sicheren Weg des „Lesen, Schreiben, Rechnen“ wirklich wollen. Dies ist nicht weniger als ein Bildungs-Experiment für Schüler zwischen 10 und 18 Jahren. Doch ist es nicht ihre vermeintliche Lockerheit, die im konservativen Lager Stirnrunzeln verursacht? Herkömmliche Werte bilden den Grundstein stabiler Gesellschaften. Man fragt sich also unwillkürlich, ob solch eine Schule das Fundament unserer Zukunft an einem fragilen Kartenhaus errichtet.
An der Kalyani Universität Experimentelle Oberschule erlebt man das Lernen vielmehr als interaktive Show, in der Lehrer ihren Schülern nicht eintrichtern, was zu wissen ist, sondern Räume schaffen, in die man eigene Ideen einbringen kann. Der Schultag gleicht keiner starren Struktur, sondern einem dynamischen Aufbau aus Workshops, Diskussionsrunden und Projekten. Dabei bekommen Themen wie kritisches Denken und kreative Problemlösungen fast schon heiligen Charakter. Man könnte sagen: Es wird nicht gelehrt, sondern fast schon zelebriert.
Nun, ihrem Ruf als „Experiment“ wird die Einrichtung ohne Zweifel gerecht. Man könnte spekulieren, ob der pädagogische Ansatz nicht mehr mit Egoboosting zu tun hat als mit akademischer Bildung. Schließlich ist es ein kühnes Unterfangen, das Ruder der Wissensvermittlung in die Hände unerfahrener Schüler zu legen, in der Hoffnung, sie könnten selbst auf den rechten Kurs kommen. Es stellt sich die Frage: Führen diese Methoden zu mündigen Bürgern oder einfach zu einer Gruppe von Menschen, die gelernt haben, sich überall anzupassen, nur nicht an die Regeln einer geregelten Ordnung?
Bislang scheint das Kuriosum namens Kalyani Universität Experimentelle Oberschule mit ihrer Abkehr von disziplinierter Lehre Erfolge bei der Vermittlung von Soft Skills zu verzeichnen. Das klassische Bild von Unterrichtssaalen, aneinandergereiht wie Uniformen eines Heeres, wird hier schlichtweg ad absurdum geführt. Aufgabe? Finden Sie die Antwort, die Sie nicht bei Google suchen können. Diskussion? Liefern Sie einen Dialog, der nicht von einer künstlichen Intelligenz verbessert werden könnte. Doch von einem „Massenexodus“ aus traditionellen Schulen bleibt die Bildungsgemeinde noch verschont.
Natürlich ist diese Art der Bildung Einladen für alle, die ihren kritisch-denkenden Geist am liebsten auf Basis experimenteller Voraussetzungen erweitern möchten. Aber nirgends gibt es ein klares Urteil darüber, ob sich diese schulische Anarchie wirklich als die beste langfristige Strategie erweist. Dass die Schule mit ihrer innovativen Pädagogik Neugier weckt, steht außer Frage, aber Neugier allein ist noch kein Widerhall von Erfolg.
Dass die Schüler hier mit größerem Selbstbewusstsein und einer erfrischenden Ungezwungenheit ins Leben treten, mag unbestritten sein. Doch auch der vage Gedanke bleibt, ob dem ein Preis nicht zu hoch ist. Wenn das Experiment eine Generation von Wissenden produziert, die sich in einer komplexen Welt zurechtfinden können, müsste man vielleicht anerkennen, dass auch die ungewöhnlichsten Pfade manchmal zur Weisheit führen.
Nun also die Frage: Ist der Stolz auf solche Einrichtungen gerechtfertigt, oder handelt es sich nur um ein Trugbild, das sich in selbstgenügsamer Experimentfreude verliert? Für alle, die daran glauben, dass Bildung ein fester Bestandteil einer stabilen Gesellschaft ist, bleibt die Kalyani Universität Experimentelle Oberschule eine nicht enden wollende Puzzle, dessen Teile sich noch nie geformt haben, um den Nervenkitzel von Antworten zu bieten. Auf Wiedersehen, alte Akademien der Klarheit, willkommen in der Arena der vagen Möglichkeiten.