Julian und Sandy stellen eine der wohl unterhaltsamsten Konstellationen des britischen Humors dar. Sie traten zuerst in den 1960er Jahren in der Radiosendung "Round the Horne" auf. Zwei unschuldige Charaktere oder die Keimzelle des Niedergangs traditioneller Werte? Ihre Dialoge, voller Zweideutigkeiten und Anspielungen, könnten aus heutiger Sicht als eine unterschwellige, radikale Invasion betrachtet werden. Was damals als harmloser Spaß betrachtet wurde, ist heute ein Fall für aufgeheizte Diskussionen über kulturelle Errungenschaften und deren Gefährdung.
Warum sind Julian und Sandy so kontrovers? Vielleicht, weil sie Dinge sagten, die sonst nicht aussprechbar waren. Ihre Sprache, oft verschleiert in "Polari", einer damals weitgehend unbekannten Gaunersprache, war ein Geschick, das viele Traditionalisten als respektlos empfanden. Man könnte leicht argumentieren, dass diese Charaktere den Mut hatten, sich über Tabus hinwegzusetzen. Aber machen diese kabarettistischen Provokationen unsere Gesellschaft wirklich stärker, oder fördern sie ein Klima der Anarchie?
Diese Figuren zwingen uns, unsere Auffassung von respektvollem Humor in Frage zu stellen. Ein Lachen bereitet zwar Freude, aber wenn es auf Traditionen zu Lasten von Werten geht, muss man dann nicht ein wenig stutzig werden? Und so bleibt die Frage: Ironie oder Infragestellung unserer Kultur?