Johannes Goropius Becanus war ein gelehrter Arzt und Humanist des 16. Jahrhunderts, der behauptete, die niederländische Sprache sei die älteste und edelste aller Sprachen. Klingt verrückt? Ja, für einige sicherlich, aber wie langweilig wäre die Welt ohne solche mutigen Thesen! Geboren 1519 in Gorp, einem kleinen Dorf in der Nähe von Antwerpen, hatte Goropius Becanus reichlich Gelegenheit, seine umstrittene Theorie zu entwickeln, dass alle Sprachen vom Niederländischen abstammen. Er behauptete, sogar Adam und Eva hätten im guten alten Niederländisch gesprochen. Was für ein herrlich verwegener Gedanke!
Warum hat Becanus solche Reaktionen hervorrufen? Nun, weil er die universelle Bedeutung der niederländischen Sprache mit einer Leidenschaft verteidigte, die heute nur noch selten zu finden ist. In einer Zeit, in der der Nationalismus erst in den Kinderschuhen steckte, war seine Theorie ein herausforderndes Auftreten, das die Intellektuellen jener Zeit dazu zwang, ihre eigenen Überzeugungen in Frage zu stellen. Das macht ihn in den Augen einiger zum Helden, während andere ihn schlichtweg als gefährlich ansahen.
Besonders spannend war sein Buch "Origines Antwerpianae", in dem er seine Thesen ausführlich darlegte. Während die akademische Welt ihm heute oft misstrauisch gegenübersteht, könnte man fragen, ob nicht doch ein Funken Wahrheit in seiner Theorie steckt. Immerhin wusste schon Nietzsche, dass die Wahrheit selten rein und nie einfach ist.
Ein Argument von Goropius war die angebliche Einfachheit und Reinheit der niederländischen Sprache. Im Gegensatz zu den "künstlichen" Sprachen seiner Zeit, wie dem Latein, sah Goropius im Niederländischen eine natürliche, ursprüngliche Form der Kommunikation. Sicher könnte man meinen, dass seine patriotische Brille seine Sicht beschränkte, aber vielleicht hat er auch nur etwas gesehen, was der Rest von uns verpasst hat. Ist es nicht in der heutigen, hyperglobalen Welt einleuchtend, dass wir die Wurzeln und Ursprünge unserer Sprachen überdenken?
Kritiker werfen ihm vor, er habe seine Beweise mehr konstruiert als aus derWirklichkeit abgeleitet. Wenn man aber bedenkt, dass selbst in modernen Zeiten angeblich "sichere" wissenschaftliche Thesen ständig umgeworfen werden, könnte Goropius' angezweifelter Mut, solche Behauptungen aufzustellen, vielleicht als visionär gelten. Aber klar, moderne Liberale, die auf einer immerwährenden Suche nach Zustimmung der akademischen Elite sind, werden sicher anderer Meinung sein.
Seine Ideen mögen uns heute amüsieren, aber sie bieten zugleich auch wertvolle Gedankenanstöße darüber, wie wir über Sprache, Kultur und Identität nachdenken. Während die Mehrheit seiner Hypothesen als kurioses Wissensgebiet und intellektuelles Abenteuer gilt, kann man nicht leugnen, dass sie eine Debatte über die Ursprünge von Sprache und Kultur befeuert haben, die auch heute noch aktuell ist.
Kurz gesagt, Johannes Goropius Becanus war mehr als nur ein historischer Fußnote. Er war eine Gedankenprovokation für seine Zeit und ist es bis heute geblieben. Würden wir in einer Welt der intellektuellen Uniformität leben wollen? Wohl kaum! Wer sich nach mehr geistiger Eigenleistung sehnt und den Mut hat, bestehende Konzepte zu hinterfragen, wird vielleicht einen Hauch von Ehrfurcht für Goropius Becanus' unorthodoxe Theorien empfinden.
Letztlich bleibt die Lektion, die wir von Goropius Becanus lernen können, klar: Auch wenn wir über die Jahre hinweg von Rationalität und Logik gehämmert wurden, muss Platz für revolutionäres, vielleicht auch rebellisches Denken bleiben. Ohne solch umstrittene Köpfe könnte die Geschichte wohl etwas weniger farbenfroh sein.