Johan Alfred Ander: Der Letzte Henkeropfer Schwedens, Der Trotzig Dem Tode Ins Auge Sah

Johan Alfred Ander: Der Letzte Henkeropfer Schwedens, Der Trotzig Dem Tode Ins Auge Sah

Ein historisches Verbrechen, ein verachteter Mörder und die letzte Hinrichtung in Schweden. Lernen Sie Johan Alfred Ander kennen, einen Mann, der Geschichte schrieb, nur um dann auf dem elektrischen Stuhl zu enden.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Wenn man an das Schweden des frühen 20. Jahrhunderts denkt, fallen einem eher Bilder von unberührter Natur oder friedlicher Neutralität ein. Doch Johan Alfred Ander, der letzte Mensch, der in Schweden hingerichtet wurde, widersetzte sich diesem idyllischen Bild. Wer war er, und was trieb ihn zu einem Verbrechen, das in einem der makabersten Kapitel der schwedischen Geschichte endete? Johan Alfred Ander, ein Mann in seinen Vierzigern, ging 1910 in die Geschichtsbücher ein, als sein Leben mit einem dramatischen Akt der Justiz endete. Er war ein Mann, der in eine finanzielle und moralische Krise geriet und dachte, er könnte dem entfliehen. In einem Land, das damals wie heute eher für seine Reformen, seine diplomatische Art, und seine soziale Verantwortung im Eintreten gegen das Böse bekannt ist, sticht Anders Geschichte mit der bereitwilligen Annahme des Schicksals, das ihm zuteilwurde, besonders hervor.

Die Dramaturgie beginnt mit einem Überfall auf ein Wechselbüro in Stockholm, wo Ander, getrieben von finanziellen Nöten, einen Raub beging. Im Gegensatz zu den moralischen Geschichtsstunden, die heutzutage gerne erzählt werden, handelte Ander in blinder Gier, und nicht mit einem auf den Zeitgeist gerichteten Weitblick, was die Liberalen dieser Welt gekonnt ignorieren mögen. Frei von jeglichem Mitleid, endete der Überfall tragisch mit dem Tod einer Angestellten. Die Polizei führte den zu der Zeit einzigen professionellen elektrischen Stuhl Europas ein, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Der Umstand, dass Ander die einzige Person war, die auf diese Weise in Schweden starb, spricht eine klare Sprache über die Neubewertung der Todesstrafe im Land. Zeigt uns dies nicht vielmehr das Unvermögen jener, die ein Verbrechen durch Verständnis statt durch Strafverfolgung beenden wollen?

Anders Geschichte ist die eines ewigen Widerspruchs. Jemand, der aus persönlichen Schwächen derart drastische Schulden und Konflikte hervorrief, dass er im Jahr 1910 seine Mitmenschen beraubte und – was das Schlimmste ist – ein Leben auslöschte, um seine eigenen Missstände zu kaschieren. Während in der modernen schwedischen Gesellschaft über Rehabilitation und Integrationspolitik geplaudert wird, lenkt sein Schicksal möglicherweise darauf hin, dass nicht jede Seele gerettet werden kann. Seine Verurteilung und seine Hinrichtung machten die volle Macht des Gesetzes spürbar.

Bemerkenswert ist dabei die Technik der Hinrichtung. Während öffentliche Exekutionen in den meisten Ländern bereits als barbarisch verpönt wurden, nahm Schweden die Gelegenheit wahr, modern zu wirken. Der elektrische Stuhl war dabei nicht nur ein Werkzeug der Vergeltung, sondern auch ein Symbol für die Macht der Regierenden – mit dem einmaligen Einsatz, der Schockwellen durch die Gesellschaft sandte. Welche Ironie, dass Johan Alfred Ander, der versucht hatte, aus dem Netzwerk der Ordnung zu brechen, nun selbst ein Beispiel dafür wurde, was mit jenen passiert, die gegen das System kämpfen.

Anders Überführung komprimiert die Essenz einer jeden kriminalistischen Ermittlung: akribische Spurensuche, kombinierte forensische und altmodische Polizeiarbeit. Die Tatwaffen, wie der Bindfaden, der ironischerweise von Ander selbst hergestellt wurde, wurden zu seinem Untergang, nachdem er brutale Spuren hinterließ. In einem gelungenen Drama erwies sich der Täter selbst als sein größter Feind, erzählend von seiner kleinkarierten Art und einem Mangel an Weitsicht. Ein eindringliches Beispiel dafür, wie eine Gesellschaft auf Instinkt basiert handeln muss, wenn der Zivilisation durch ihre eigenen Mitglieder ins Gesicht geschlagen wird, egal wie charmant oder bildungsnah sie scheinen mögen.

Ergebnis dieser Vorgänge war nicht nur das Ende eines Mannes, der sich für seine niederträchtige Tat verantworten musste, sondern auch der Beginn einer hitzigen Debatte über das Rechtssystem in Schweden. Ander trat mit lockerem Schritt auf den Pfad der Verdammnis und bewies dabei den Willen, auch im Angesicht des Todes den Kopf hoch zu tragen. In der Unterwelt der Kriminalgeschichte erinnern wir uns kaum noch an die Einzelheiten seiner Schuld, aber die Auswirkungen auf die Überarbeitung der Jurisdiktion und der Einstellung zur Todesstrafe ziehen sich fort.

In gewisser Weise wirkt seine Geschichte als ein Stachel in der Seite der modernen Gesellschaft. Die Erkenntnis, dass selbst in einem Land so fortschrittlich wie Schweden, die erdrückende Realität menschlicher Natur zu Tage treten kann. Johan Alfred Ander mag zwar ein Relikt der Vergangenheit sein, aber sein Erbe als letzte lebende Märtyrer des Stuhls bietet eine Lehre. Das vergessen zu lassen, wie unerbittlich die Welt auf diejenigen reagieren kann, die von der Norm abweichen, ist eine Täuschung, an der sich die Historiker gerne erfreuen können.