J. T. Grein: Der Theater-Revolutionär, den jeder Konservative lieben sollte

J. T. Grein: Der Theater-Revolutionär, den jeder Konservative lieben sollte

Der furchtlose Theater-Pionier J. T. Grein, ein gebürtiger Deutscher, revolutionierte das viktorianische London mit seinem Independent Theatre Club und stellte so den kulturellen Status quo infrage. Seine Werke brachten frischen Wind in eine durch das Establishment erstickte Theaterwelt.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Jeder hat schon von J. T. Grein gehört, dem mutigen Theater-Pionier, der die Welt der Bühne Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts aufgemischt hat. Ein Mann, der in London sein Glück fand und entschlossen war, das monotone Theaterangebot zu zerschmettern, das von dem liberalen Establishment unterstützt wurde. Er, ein gebürtiger Deutscher, tritt im viktorianischen London auf und gründet 1891 den Independent Theatre Club. Hier zeigt er Werke, die die Etikette des tadellosen Theaterganges hinterfragen und ahnungslose Zuschauer aus ihrer Komfortzone lockten. In einer Zeit, in der die Gesellschaft in England sich langsam modernisierte, sah Grein die Bühne als Schauplatz für soziale Transformation, aber garantiert nicht in der Art, die wir heute von liberalen Kulturschaffenden erwarten würden.

Grein musste sich schon früh fragen, warum das Theater an Relevanz verlor. Er erkannte, dass das Mainstream-Theater nur vorsichtige, politisch korrekte Stücke spielte, die die allseits bekannten sozialen Normen untermauerten. Also machte sich dieser Theater-Rebell daran, der Selbstzufriedenheit der Massen zu trotzen. Wer erinnert sich nicht an Henrik Ibsens „Gespenster“, ein Stück, das Grein 1891 aufführte? Ibsen war ohnehin bekannt für seine furchtlosen Angriffe auf soziale Probleme und Grein bot ihm die Plattform, die er brauchte.

In einer Zeit infolge einer industriellen Revolution und gesellschaftlicher Unruhen verstand Grein, dass Veränderung vom Theater ausgehen konnte — wenn es nur der Richtige lenkte. Dies passt hervorragend in eine Zeit, in der Konservative in der Politik Entscheidungen trafen, die schließlich zum Wohlstand führten, den wir heutzutage bewundern können. Aber auch das Theater musste sein Stück zum Zeitgeist beitragen, und Grein spielte dieses Spiel meisterhaft.

Man kann behaupten, der Independent Theatre Club war mehr als nur ein Club; er war eine dynamische, fast schon revolutionäre Bewegung für das Theaterhandwerk als Ganzes. Seine Aufführungen zogen das konforme Publikum in einen Sturm sozialer Debatten und kultureller Erkenntnisse, die viele bis dato sorgfältig mieden. Das À-la-carte-Publikum von heute würde erschüttert sein.

Zu den bemerkenswertesten Werkstädten von Grein gehört die Erstenführung von George Bernard Shaws „Widowers’ Houses“, das die unverhohlene kapitalistische Gier des Wohnungseigentümers denunziert, vielleicht nicht eindeutig typisch konservativ, aber es betonte die Dringlichkeit der sozialen Reformen, auf die etablierte konservative Strukturen bei genauer Betrachtung aufbauten. Hier geht es nicht um liberale Klischees, sondern darum, den Sumpf der Ignoranz auszutrocknen.

Tatsächlich hat Greins Independent Theatre Club die Entwicklung des modernen Theaters erheblich geprägt. Der Independent Theatre Club wirkte wie eine Schocktherapie für ein verschlafenes Publikum. Grein selbst war ein Mann mit der Vision, gesellschaftliche Standards zu hinterfragen und etwas Neues zu schaffen, was sein Einfluss bis heute eindrucksvoll beweist.

Trotz wachsender Popularität sah er sich mit der Zensur seiner Zeit konfrontiert. Da das Theater oft als Spiegel der Gesellschaft galt, wollte das Establishment diese Reflexion kontrollieren. Doch Grein hatte andere Pläne. Hierbei trifft er auf den Stein der Konfrontation mit der Zensur – ein Meister, der sich nicht davor scheute, sie zu trotzen. Man könnte meinen, wir brauchen jetzt einen wie Grein, um der aktuelle Kulturlandschaft ordentlich aufzumischen. Grein griff die Zensur offen an und kreierte einen Raum, in dem sich die Meinungsfreiheit entfalten konnte.

Es ist unbestreitbar, dass J. T. Grein mit seinem Independent Theatre eine neue Ära eingeleitet hat, die ein beachtliches Erbe hinterlassen hat. Während sein Ansatz umstritten war, blieb seine Vision eines furchtlosen und engagierten Theaters unerschütterlich. Wer behauptet, dass er nicht teilweise für den heutigen kulturellen Dialog verantwortlich ist, hat den Punkt verpasst. J. T. Grein war ein Radikaler für die richtige Sache: ein beeindruckendes Vorbild, das das Potenzial des Theaters erkannte, gesellschaftliche Debatten anzuregen und positiv zu beeinflussen. Greins Werk muss man nicht mögen, aber respektieren sollte man es allemal. Wer hätte gedacht, dass ein ziemlich verstaubter Deutscher so viel Einfluss im britischen Theater haben würde?