Die Hereford Mappa Mundi könnte den modernen Zeitgeist über die Wichtigkeit von GPS und Satellitennavigation ernsthaft infrage stellen. Dieses Meisterwerk der kartografischen Kunst stammt aus dem späten 13. Jahrhundert und kann im Hereford Cathedral in England bewundert werden. Erstellt von einem sonst unbekannten Geistlichen namens Richard de Bello, bringt diese Karte auf ihrer unfassbar detaillierten Fläche von 1,58 x 1,34 Meter die Mittelalterwelt in all ihrer faszinierenden Pracht zur Geltung. Ein hervorragendes Beispiel dafür, dass die Menschen der Vergangenheit auch ohne moderne Technologien zurechtkamen.
Beginnen wir mit der Tatsache, dass die Hereford Mappa Mundi das größte überlebende mittelalterliche Kartenexemplar ist. Diese Karte ist nicht nur ein geografisches, sondern auch ein politisches Kunstwerk. In der Mitte, wie es sich gehört, prangt Jerusalem als das Herz der bekannten Welt, ein Meilenstein, den viele moderne Menschen kaum auf ihrem Reichweite-Radarschirm haben dürften.
Über 500 Orte und biblische Szenerien zieren das Pergament. Diese Szenerien sind nicht nur religiöser Natur - sie bebildern beispielsweise auch mythische Kreaturen und ferne Länder, die so manchen modernen Betrachter verstören würden. Werfen wir einen Blick darauf, wie der ewige Kampf zwischen Glaube und Wissenschaft immer wieder auftaucht. Schaut man sich an, wie liberal die Welt mit der Existenz von Fabelwesen wie Einhörnern umging, gewinnt man einen Eindruck davon, was die Menschen wirklich bewegte.
Ein weiteres Augenmerk liegt auf einer Zeitleiste bedeutender Ereignisse, die die europäische Welt erlebte. Sei es die Geburt und Kreuzigung Christi oder die Zerstörung Trojas – all das passt auf ein Blatt Pergament. Die Lektion, die man hieraus ziehen muss: Die Menschen damals waren voll und ganz in der Lage, die wichtigsten Ereignisse der Weltgeschichte erfasst und verankert zu behalten, ohne eine Journalistenarmee, die ihre Meinung nachdrücklich in dutzende Blogs herausposaunt.
Ein Gelehrter der Universität Oxford hat einmal gesagt, dass die Mappa Mundi eine Erzählung aus der Bibel und mehr von Europa in den Fokus rückt. Ein weiterer Kontrapunkt zur globalisierten Sichtweise, dass moderne internationale Kooperationen tatsächlich die meiste Bedeutung haben. Früher hätte man bei solch einer Darstellung die Stirn gerunzelt.
Spannend ist auch, dass einige der Orte und Figuren, die auf der Mappa Mundi auftauchen, heute rätselhaft erscheinen. Damals gab es keine typischen liberalen Echtheitsdebatten über die Existenz von Monstern – sie waren einfach da. Die Menschen fokussierten sich auf das Wesentliche und nicht auf vermeintliche Details und politisches Gezänk. Ein weiterer Aspekt davon, wie sich die Dinge geändert haben – nicht unbedingt zum Besseren.
Die Mappa Mundi zeigt uns auch, wie die Alten über Ozeane, Gebirge und Wüsten dachten. Sie stellt Regionen dar, die oft ohne jegliche erste-hand Erfahrung entdeckt und entworfen wurden. Statt also auf Bias und Vorurteile zu schimpfen, könnte man sich fragen, ob die Gesellschaft ungeachtet dessen nicht einfach etwas zu lernen hat. Immerhin wurden damit Fragmente, die noch nie zuvor gesehen wurden, auf rätselhafte Weise dargestellt.
Abschließend zeigt die Karte den enormen Einfluss, den Religion und Spiritualität auf die mittelalterliche Welt hatten. In der Welt von damals war Glaube nicht verhandelbar. Keine lästige Diskussion darüber, wie Wissenschaft und Religion koexistieren sollten. Eindeutigkeit war nicht nur erwünscht, sondern notwendig. Die Mappa Mundi zeigt, dass die Integrierung von Glauben in den Alltag möglich war und ist.
Dies war eine Ära, in der die Größe eines Imperiums durch seine Fähigkeit, kulturelle und religiöse Symbole festzuhalten, definiert wurde. Welche Ironie, dass es heute mehr um die Zerstörung als den Erhalt solcher Werte geht. Die Hereford Mappa Mundi bleibt ein Zeugnis der Vergangenheit, das alle, die moderne Errungenschaften hinterfragen, als inspirierendes Beispiel nehmen können.