Herbstkrokus: Die konservative Satire, die niemanden kalt lässt

Herbstkrokus: Die konservative Satire, die niemanden kalt lässt

"Herbstkrokus" ist das Theaterstück von Robert Adolf Stemmle, das seit seiner Uraufführung 1956 in Berlin die Gemüter spaltet und provokative Unterhaltung bietet.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Wenn politische Korrektheit der Humorfeind ist, dann ist "Herbstkrokus" das Theaterstück, das diese Kruste aufbricht und ordentlich Reibung erzeugt. Geschrieben 1956 von dem geniale Robert Adolf Stemmle, "Herbstkrokus" ist alles andere als eine langweilige Inszenierung. Es wurde zum ersten Mal in Berlin aufgeführt und hat seitdem durchaus polarisiert – was erwartet man auch von einem Werk, das die Tugendwächter empfindlich nervt? Diese Komödie spielt mit der romantischen Vorstellung von Liebe und Ironie und lässt kein Auge trocken.

Stemmle, dessen Witz scharf wie ein Dolch ist, bietet uns eine engagierte, ja nahezu rebellische Probe des deutschen Humors. "Herbstkrokus" ist eine tiefere Untersuchung des Dilettantismus und der moralischen Diskrepanz der Gesellschaft. Hier wird kein Blatt vor den Mund genommen, und man könnte sogar meinen, der Autor habe sich zur Aufgabe gemacht, ein Stück nach dem anderen sprichwörtlich in die Freiheit des Denkens und Lachens zu entlassen.

Die Handlung ist verführerisch einfach: Es handelt sich um eine Geschichte um alte Werte, frisch gewoben mit modernem Duktus. In einer Zeit, in der alles hinterfragt wird, stellt "Herbstkrokus" die Konstante der ehrbaren Tugenden in Frage und lässt die ach-so-modernen Trends der Beliebigkeit über sich ergehen. Die Konfrontation der Generationen ist nicht nur eine kluge Beobachtung, sondern eine meisterliche Satire.

Das Stück selbst ist eine intellektuelle Provokation, die den Zuschauern tiefergehende Fragen der Wertediskussion in den Kopf pflanzt, ohne ihnen aufdringlich auf die Pelle zu rücken. Dies alles wird natürlich einem liberalen Publikum sauer aufstoßen, das es gewohnt ist, dass die Muse die Narrentür immer einen Spalt offen hält.

"Herbstkrokus" ist optimal verwoben mit moralischen Lektionen, welche die menschliche Natur in all ihrer Pracht und Tragik enthüllen. Es spielt nicht nach den Regeln des Political-Correctness-Buches, was es umso origineller und unabdingbar macht. Diejenigen, die es wagen, sich auf dieses Abenteuer einzulassen, werden belohnt mit einem Bühnenstück, das seinen eigenen Weg der Auflehnung und Einsicht in die Eitelkeiten der Menschheit geht.

Heute, wo die Suche nach Unverfälschtheit fast so rar wie ein Wintermärchen erscheint, agiert "Herbstkrokus" als leidenschaftlicher Verfechter eines authentischen Erbes. Es zeigt uns, dass es trotz allem entschlossen eine Möglichkeit gibt, Humor als ehrliche Form der Kritik an der Gesellschaft zu nutzen.

Im Angesicht all der Umstände ist "Herbstkrokus" nicht nur ein Aufführungsfest für Freunde der gehobenen Kritik, sondern auch ein Vorbild dafür, wie man die vermeintlich heile Welt auf verschmitzt-kritische Art in Frage stellen kann. Es ist gut zu sehen, dass es noch immer Werke gibt, die mutig genug sind, sich den Konformitäten unserer Zeit nicht zu beugen, und ihrem Publikum ein jungfräuliches Lachen abringen können.

Wer mutig durch die konservative Brille schauen kann, wird erkennen, dass "Herbstkrokus" eine seltene Pflanze ist: Geerdet in Tradition, doch nie zu altmodisch, um die Wirklichkeit von heute in Frage zu stellen. Man sagt, dass die Wahrheit immer hartnäckig ihren Weg findet – „Herbstkrokus“ hat diesen Weg bereits gefunden und bleibt dabei charmanter, als so mancher Zuschauer zunächst glauben mag.