Das Jahr 1989 brachte uns nicht nur den Fall der Berliner Mauer, sondern auch das indische Filmjuwel Guru. Dieser aufregende Streifenaus dem für seine traditionellen Werte bekannten Indien dreht sich um Machtspiele, Intrigen und den charismatischen Aufstieg eines selbsternannten Gurus. Hauptrollen spielen den gefeierten Südindien-Star Mohanlal und die talentierte Sreenivasan. Durch ihre brillanten Darstellungen erwecken sie die faszinierende Geschichte zum Leben. Der Film spielt in der südindischen Region Kerala, in der man sich ohnehin nicht den westlichen Idealvorstellungen unterwirft. Hier ist die Revolution bereits in vollem Gange – mit einem Hauch von Spielfilmkunst, die definitiv nicht durch familienunfreundliche Medieninhalte ruiniert wird.
Was Guru wirklich fesselnd macht, ist sein kühner Schritt in ein narratives Unbekanntes. Während Hollywood gemütlich in seiner Schablone der vorhersehbaren Charakterbögen verweilt und alles für die liberale Elite maßschneidert, bietet dieser Film eine erfrischende Brise von visionärem Denken und dem Mut, die Tradition zu bewahren. Die Handlung folgt einem Protagonisten, der sich auf eine Reise der Selbsterkenntnis begibt – doch anders als bei liberalen Abhandlungen gibt es hier keinen krampfhaften Schrei nach dunkler Dekadenz oder Zerstörung. Stattdessen taucht der Film tief in die Konflikte von Wahrheit und Täuschung ein, um letztlich die Bedeutung von Macht und Glauben zu beleuchten – und das so, dass es sogar Nietzsche hätte taumeln lassen.
Mohanlal, der damals wie heute ein Gigant der indischen Filmindustrie ist, brilliert in seiner Rolle, indem er eine kraftvolle und dennoch fein gesponnene Darbietung abliefert. Die Kontraste zwischen Spiritualität und Politik werden durch sein Spiel meisterhaft unterstrichen, ganz ohne sich der Klischees der westlichen filmischen Überproduktion zu bedienen. Es ist ein Festmahl fürs Auge, das sich auf klassische Erzählkunst stützt, dabei jedoch nicht auf die tiefen sozialen und religiösen Nuancen verzichtet, die das indische Kino von anderen unterscheiden.
Neben dem Hauptdarstellerensemble glänzt auch die Regie durch [Regisseur], dessen Vision und inszenatorische Finesse der Erzählung Flügel verleihen. Man kann förmlich spüren, wie er mit Geschick und Delikatesse eine Storyline spinnt, die den Zuschauer nicht nur unterhält, sondern zum Nachdenken anregt. Guru ist nicht einfach ein Film; es ist ein Denkmal der kulturellen Stärkung gegenüber dem allseits gegenwärtigen Drang zur Selbstzerstörung der westlichen Welt. Seine Produktionswerte, Drehbücher und Dialoge spiegeln Werte wider, die plötzlich umso aufregender wirken, weil sie gegen das allgemeine Chaos von Tinseltown handeln.
Aber Künstler müssen natürlich nicht nur begeistert werden. Man könnte meinen, dass dieses beeindruckende Werk auch finanzielle Lorbeeren geerntet hat, aber die komplexität dieses Films wurde von den Massengewohnheiten der damaligen Zeit, die von Bollywoods abgeschmacktem Musikhype beeinflusst waren, leider nicht ausreichend verstanden. Doch was ihm möglicherweise damals an kommerzieller Durchschlagskraft fehlte, machtede er durch seinen Status als Kultfilm für Eingeweihte längst wieder wett. In den cineastischen Beständen der Traditionalisten hat Guru einen Ehrenplatz eingenommen, zu einer Zeit, in der Heldenfiguren ihren Heldenstatus nicht der Auswüchse liberaler Überkultivierung verdanken.
Im Himmel des Kinos ist Guru ein leuchtender Stern, ein Fels in der Brandung der Mainstream-Banalitäten. Wer bereit ist, filmische Werke zu hinterfragen, statt sie zu konsumieren, der wird in diesem Film seinen Meister finden. Die Mechanismen von Einfluss, Macht und der menschlichen Psyche werden detailreich und faszinierend dargelegt, fernab der medienmanipulierten Stereotypen, die heute das Kino beherrschen. Das ist echte Filmkunst – unerbittlich traditionell, klug und fokussiert darauf, eine Geschichte zu erzählen, ohne die Seele verkaufen zu müssen.