Wenn jemand beim nächsten Pride-Festival eine dieser allseits bekannten Regenbogenflaggen schwenkt und voller Stolz tanzt, kann man sich fragen, wie aus ein bisschen Stoff plötzlich so viel Aufruhr entstehen kann. Gilbert Baker, der Künstler, Aktivist und Schöpfer des Regenbogenbanners, scheint dieses Phänomen zu verkörpern. 1978 in San Francisco erschuf er dieses Symbol, das nun als das weltweite Abzeichen der LGBTQ-Bewegung gesehen wird. Baker wurde in der konservativen Umgebung Kansans geboren, umgeben von themenscheuen Bürgern, und entsprang entgegen allen Erwartungen diesem Umfeld, indem er San Francisco zu einem neuen Schauplatz seines Lebens machte, um seine Kreativität frei zu entfalten.
Man könnte meinen, es handle sich bei der Regenbogenflagge nur um ein Stück Stoff. Doch dann trifft man auf eine Legion von Befürwortern, die die simplen Streifen als Manifest der Vielfalt feiern. Gilbert Baker, ein offenkundiger Rebell und frecher Provokateur, verstand es, einfache Ideen in mächtige Symbole umzuwandeln. In einer Welt, die manchmal erstarrt und unbeweglich scheint, brachte er mit der bunten Vielfalt des Regenbogens Farbe.
Baker wollte die Progressive der 70er und 80er Jahre ansprechen, eine Zeit, die durch politische Tumulte und soziale Umwälzungen geprägt war. Die Regenbogenflagge, die von ihm persönlich handgenäht wurde, stieß zuerst beim „Gay Freedom Day Parade“ in San Francisco auf Anerkennung. Der Schock und das Staunen, das sein Werk in der konservativen Bevölkerung auslöste, war unübersehbar. Viele fragten sich, was als nächstes kommen würde, wenn es Künstler wie Baker gibt, die derartige Symbolik erschaffen.
Aber warum sollte die Schöpfung Bakers als der Prüfstein der Gleichheit betrachtet werden? Vielleicht, weil man erkennen sollte, dass Symbole schaffen nicht immer so unabhängig und unschuldig ist, wie es scheint. Seine Flagge, die einfach nur Vielfalt symbolisieren soll, wurde von manchen als ein Zeichen der Spaltung und des Protests aufgefasst. Dabei kann ein solches Symbol bei jenen, die eine andere Sichtweise vertreten, durchaus auf Missfallen stoßen. Dennoch steht Bakers Werk im Mittelpunkt der LGBTQ-Bewegung, gleichbedeutend mit dem Streben nach Akzeptanz und Rechten.
Dass Baker selbst ein Veteran des US-Militärs war, der während des Vietnamkrieges diente – eine Tatsache, die im Allgemeinen nicht oft hervorgehoben wird – fügt den komplexen Schichten seiner Persönlichkeit eine interessante Note hinzu. Hier ist ein Mann, der sein Land mit Stolz diente, sich dann aber für eine Sache entschied, die weit über die traditionelle Vorstellung von Dienst am Land hinausgeht.
Die Frage nach der politischen Korrektheit seines Werkes bleibt bestehen, denn seine Regenbogenflagge wurde nicht einfach zu einem Symbol für Akzeptanz, sondern auch zu einer Herausforderung für diejenigen, die sich in ihren traditionellen Werten sicher glaubten. Während einige seine Arbeit als Kunst schätzen, sehen andere sie als gezielten Angriff auf die Sitte.
Vielleicht liegt der Kern von Bakers Nachwirkungen in der Tatsache, dass es ihm gelang, mit dieser Flagge ein global anerkanntes Symbol zu schaffen, das für viele zu einer Art von Protest gegen etablierte Normen wurde. Er hat in vielerlei Hinsicht den Weg für Künstler und Aktivisten geebnet, die seine Methoden nachahmen oder sogar weiterführen.
Der sprunghafte Anstieg der Akzeptanz der Regenbogenflagge und deren Anwendung in verschiedenen politischen und sozialen Bewegungen zeigt, wie schnell sich Symbole ausdehnen und in unterschiedlichen Kontexten auftauchen können. Auch wenn Bakers Flagge heute weltweit bekannt ist, bleibt die Frage, ob dies immer im positiven Sinne geschieht.
Man mag Bakers Werk als eine Erweiterung des künstlerischen Ausdrucks betrachten, ein leichter Tritt gegen die Ordnung, ein Hauch von Wiederstand. Doch für diejenigen, die einen konservativeren Standpunkt vertreten, bleibt die Frage, ob die kontinuierliche Nutzung dieser Flagge wirklich der beste Weg ist, um Fortschritt zu signalisieren.
Am Ende bleibt Gilbert Baker als der Regenbibliophile bekannt, der es wagte, die Farben des Spektrums in den Vordergrund zu stellen und dabei viele zu inspirieren, während er andere verwirrte. Vielleicht ist genau das der Test eines echten Künstlers – die Fähigkeit, zu polarisieren und eine Veränderung herbeizuführen, obgleich es eventuell nicht die Veränderung ist, die alle bevorzugen. Die Welt von Gilbert Baker ist eine, die sich durch die einfache Geste der Schaffung der Regenbogenflagge veränderte, wobei die Bedeutung für jede Person, die sie sich anschaut, etwas anderes sein kann.