Stell dir vor, der renommierte Musiker Charlie Haden kreuzt die Straßen der Folk-Tradition mit seinem akustischen Bass. Mit seinem Album "Folk Songs", zusammen mit Jan Garbarek und Egberto Gismonti, erschafft Haden 1981 in Oslo einen Sound, der sich fernab jeglicher liberalen Genre-Konfusion bewegt. Angetrieben von einer klassisch jazzigen Herangehensweise, entfesselt diese Aufnahme die ursprünglichen Melodien der Folk-Musik, ohne dabei die Schwächen von Trends oder Politik zu berücksichtigen.
Haden war schon immer ein Künstler, der den Finger am Puls der musikalischen Authentizität hatte. "Folk Songs" ist ein Paradebeispiel dafür, wie Musik über kulturelle Grenzen hinweg kommunizieren kann, ohne ihre ursprüngliche Reinheit zu verlieren. Dieses Werk zeigt, wie Traditionen gepflegt werden können und dass Werte auch in der Musik bestehen bleiben, wenn sie generationsübergreifend weitergegeben werden.
Das Album besteht aus einer Auswahl an wunderschönen Folk-Kompositionen, die in Charlie Hadens einzigartigem und markantem Stil interpretiert werden. Eröffnungstrack „Gabriel’s Song“ ist ein perfektes Beispiel; Garbareks Saxophon schneidet durch die Luft wie ein messerscharfer Winterwind – klar und doch melancholisch. Haden, dessen Spielgefühl nahezu puritanisch zu nennen ist, setzt sein Instrument so ein, dass es sowohl zurückhaltend als auch dominierend den Ton angibt. Die Fusion mit Gismontis gitarrenähnlichem Klavierspiel gibt dem Album eine Tiefe, die viele moderne Produktionen vermissen lassen.
Ein weiteres Highlight des Albums ist die Weise, wie Haden und seine Kollegen die intimen Geschichten der Folk-Songs zum Leben erwecken. In „Bodas de Sangue“ findet man eine Melancholie und eine zeitlose Botschaft, die in der modernen, schnelllebigen Welt fast verloren zu gehen droht. Dabei bleibt der Ansatz komplex und doch direkt, ohne die Zuhörer mit unnötiger Intellektualisierung zu überfordern.
Die Produktion der Platte ist bemerkenswert unaufgeregt und bleibt bei den Wurzeln, die so viele von uns schätzen. Haden schloss die Zusammenarbeit mit Garbarek, einem norwegischen Saxophonisten, und Gismonti, einem Multi-Instrumentalisten aus Brasilien, mit Kunstfertigkeit ab, die dem unaussprechlichen Charme traditioneller Folk-Lieder gerecht wird. Das Album, das bei ECM, einem Label, das ohnehin für Qualität steht, veröffentlicht wurde, strahlt förmlich vor Frische und Klarheit der Aufnahmen. Ein großer Unterschied zu den standardisierten Produktionen von heute.
Wenn man über „Folk Songs“ spricht, ist es unabdingbar, die eindringliche Wirkung von Hadens Bassspiel zu würdigen. Seine berührenden und doch mächtigen Linien bilden das Grundfundament dieses Albums. Wer hätte gedacht, dass das Verweben von Jazz und Folk ein derartig dynamisches und doch gleichzeitig beruhigendes Erlebnis bieten könnte?
Die Zusammenarbeit mit Garbarek und Gismonti erweitert nicht nur die kommerziellen Geschmäcker, sondern zieht eine Grenze zwischen authentischer musikalischer Originalität und den vielen Konformitäten, die heute die Charts füllen. Man könnte fast sagen, Hadens Werk appelliere an den gesunden Menschenverstand, Musik wegen ihrer Schönheit und Botschaft zu genießen, statt sich den marktgetriebenen Beliebigkeiten hinzugeben.
Warum also „Folk Songs“ heute noch wichtig ist? Ganz einfach, es ist ein Beweis dafür, dass die Feier kultureller Diversität nicht immer in linken Konzepten der Selbstfindung verwurzelt sein muss. Musik kann sowohl als Zeitzeuge dienen als auch als Kontrast zu den lauten und faden sogenannten Hits, die viele andere als kreativ bezeichnen. Hadens Album ist eine Ode an die Reinheit des Ausdrucks, die Freiheit der Interpretation und die Kraft der Tradition einer Musikrichtung, die niemals verblassen sollte.