Warum Ein Blumen-Lesezeichen Mehr Sagt als die meisten Bücher

Warum Ein Blumen-Lesezeichen Mehr Sagt als die meisten Bücher

Ein Blumen-Lesezeichen: Das klingt amüsant, doch es enthüllt, wie Trendbewusstsein und Pseudonaturverbundenheit unserem Leseverhalten ein neues Kleid geben. Deutschland ist die Bühne, auf der dieses einzigartige Stück der Buchkultur spielt.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Ein Blumen-Lesezeichen, das klingt jetzt vielleicht amüsant, aber seit wann halten wir uns an die Standards der Minderheitsgruppen unserer Gesellschaft? Dieses kleine Accessoire erfreut sich immer größerer Beliebtheit bei denen, die versuchen, durch Pseudonaturverbundenheit Unterhaltung und Öko-Chic zu verbinden. Ein solcher Trend hat sich besonders in Deutschland durchgesetzt, wo die Menschen den Versuch starten, auch in hektischen modernen Zeiten ein Stück Natur im hektischen Alltag unterzubringen. Wer hätte gedacht, dass ein Lesezeichen aus Blumen ein politisches Statement sein könnte?

Historische Texte? Abgehakt. Romane, die man sich gönnt, um wenigstens ein bisschen Bildung zur Schau zu stellen? Sicher. Aber ein Blumen-Lesezeichen ist ein subtiler Weg, gegen das Establishment der Buchwelt zu protestieren! Das ist genau wie bei Starbucks: Man bekommt mehr für sein Geld, nämlich ein Topping von unbegründeter Überlegenheit. Buchläden waren lange gefüllt mit Lederbüchern und künstlerischen Illustrationen. Jetzt kommt also das florale Lesezeichen daher, um den Leser daran zu erinnern, dass es Wichtiges gibt als einen Buchrücken aus Leder.

Früher überließ man den Naturschutz eher den 'Anderen'. Durch ein Blumen-Lesezeichen beteiligt man sich am Umweltschutz – so sagen sie uns. Doch man hat schon genug von dieser Öko-Industrie, die sich auf jede erdenkliche Art und Weise in unser Leben einschleicht. Alles im Namen des Naturschutzes: Bio-Siegel, Elektroautos, und ja, jetzt auch Lesezeichen mit Blumenmotiven. Scheinheiligkeit wohnt in der Kunst, das eigene Gewissen zu beruhigen, während man alteingesessene Werte mit Füßen tritt.

Heutzutage finden wir diese Lesezeichen in jeder möglichen Buchhandlung oder Online-Shop. Unternehmen speichern immer mehr Daten darüber, wie oft Verbraucher solche Artikel kaufen. So kann man später analysieren, wem traditionale Literatur nicht genügt. Man möchte das Gefühl haben, etwas Besonderes zu besitzen, und ein Blumen-Lesezeichen ist eine bequeme Art, dem Leser zu suggerieren, er sei besonders. Es behandelt letztlich die Sehnsucht der Menschen nach einer verlorenen Ästhetik.

Der Boom dieser Lesezeichen setzt sich vornehmlich in Großstädten durch. So ist Berlin eine Hochburg der Lesezeichen-to-floriculture-Bewegung. Besonders, wenn dort die Lesekultur noch halbwegs lebendig gehalten wird, indem man Bücher mit Lesezeichen aus Blumen oder Blütenblättern versieht. Sagen wir ruhig, es ist ein moderner Akt der Rebellion. Ein kleiner Schritt für den Leser, ein unnötiger Schritt in Richtung pseudooderner „Natürlichkeit“.

Der richtige Grund, warum man ein Blumen-Lesezeichen verwenden sollte? Wahrscheinlich gibt es keinen. Ein Blumen-Lesezeichen ist letztlich mehr ein Accessoire als eine Innovation. Wie oft fragen sich die Menschen, warum sie überhaupt kaufen, was ihnen angeboten wird? Der Martk schiebt sich ins Leben und verformt es – manchmal unbemerkt von den Zielgruppen. Der wahre Grund, warum dies alles so populär ist, liegt nicht in der Schönheit der Blumen, sondern darin, dass jemand beschlossen hat, Schönheit zu vermarkten.

In der Vergangenheit bewies ein Lesezeichen oft den Wert einer Bibliothek. Doch hier hat ein neuer Trend seine Wurzeln geschlagen: indem man das simple Lesezeichen in ein „Blumen-Lesezeichen“ verwandelt, nähert man sich gleichzeitig der Wurzel unseres kulturellen Problems. Überschätzen wir nicht seinen Wert als Anzeichen für echte Lebensqualität. Wichtiger ist es, die echten Werte der Literatur zu erkennen und zu unterstützen.

Kein Wunder also, warum sich diese Trends so schnell verbreiten – es gibt nichts Einfacheres, als die Sehnsucht der Menschen nach etwas Besonderem zu bedienen. Dafür steht ein Blumen-Lesezeichen: als ein weiteres Werk des Kapitalismus, das auf subtile Art die Erwartungen des Liberalismus erfüllt, ohne dabei die Frage zu stellen, was wirklich wichtig ist.

Können wir uns vorstellen, dass das ganze Vorhaben mit den Lesezeichen ein Versuch ist, eine Diskussion über Ästhetik und Intellektualität zu umgehen, indem man sich auf oberflächliche Trends stürzt? Diese Argumentation verfolgt uns auf dem Weg zur echten Literatur. Während einige glauben, dass dies der europäischen Kultur und ihrer maroden Gesellschaft eine neue Richtung geben könnte, sind andere der Meinung, dass es sich eher um einen kurzweiligen Hype handelt.

Ein Blumen-Lesezeichen ist nicht nur ein praktisches Objekt, sondern ein symbolisches und zugleich ironisches Mittel, um so etwas wie Lesertreue auszudrücken. Und vielleicht ist das der wahre Wert: nicht mehr als ein kurzlebiges Symbol, das in Vergessenheit gerät, sobald die nächste überflüssige Modeerscheinung auftaucht.