Es ist fast so, als hätte jemand ein prominentes liberales Narrativ genommen und es mit schillernden Sternen dekoriert, um es verdaulich zu machen. "Dolly Kitty und die Funkelnden Sterne" ist ein indischer Film unter der Regie von Alankrita Shrivastava, der 2019 bei den Busan International Film Festival uraufgeführt wurde. Der Film spielt in der Stadt Noida, nahe der Hauptstadt Neu-Delhi, und erzählt die Geschichten zweier Cousinen, Dolly und Kitty, die versuchen, den indischen Traum in einer modernen, aber traditionell geprägten Gesellschaft zu leben.
Hier treffen wir Dolly, eine Frau im Gewand des gewöhnlichen indischen Hausfrauen-Dramas, die sich in einer unglücklichen Ehe befindet. Ihre Cousine Kitty, hingegen, gibt sich als aufstrebende Call-Center-Angestellte aus, die ein Doppelleben führt, um ihre Träume von Unabhängigkeit und Liebe zu verfolgen. Schon hier merkt man, dass der Film keine Sorge hat, mit Widersprüchen zu arbeiten, da beide Frauen unaufhörlich in komplexen sozialen und persönlichen Labyrinthen gefangen sind.
In diesem Film wird versucht, ein kritischer Blick auf die Themen Sexualität, Patriarchat und wirtschaftliche Unabhängigkeit zu werfen, wobei die Filmemacherin scheinbar hofft, dass ein weicher Mantel aus Drama und Humor ausreichen wird, um die aufgerissenen Wunden des indischen sozial-kulturellen Gewebes zu heilen.
Seien wir ehrlich, 'Dolly Kitty und die Funkelnden Sterne' bietet eine verschnörkelte Vision an, die ziemlich weit von der Realität entfernt ist. Der Film spielt auf die Bequemlichkeit an, dass man als Frau einfach seine „angeborene“ Freiheit entdecken kann, indem man traditionelle Fesseln aufbricht. Aber lassen wir die Realität nicht zugunsten des „Empowerment-Dogmas“ außer Acht.
Es geht um Ambitionen, um das Loslösen von Konventionen. Doch gleichzeitig sehen wir, dass die Figuren realitätsferne Ideale verfolgen, die in ihrer Unmaterialität schimmern wie die namensgebenden Sterne. Wirklichkeitsnahe Handlungsstränge über Ehe, Betrug und Frauenarbeit werden von einer Glitzerwolke erstickt, die suggeriert, dass individuelle Freiheit der Schlüssel zu allem Erfolg ist.
Dies ist ein Film, der unter der glitzernden Oberfläche kämpft, den Widerspruch zwischen modernen Träumen und traditioneller Realität zu vermitteln. Doch es scheint, als würden die Verpackungen wichtiger als der Inhalt betrachtet. Dadurch wird die narrative Dissonanz verstärkt. Den Zuschauer könnte man durchaus fragen, inwiefern diese Darstellung der „Selbstverwirklichung“ als Lösung für die tiefer liegenden sozialen Probleme taugt.
Was Dolly und Kitty tun, ist der tapfere Versuch, sich selbst zu entdecken, ohne dabei wirklich den Handel der kulturellen Matrix, in der sie funktionieren, infrage zu stellen. Ihre Abenteuer scheinen oft mehr Märchen als Lebensrealität zu sein, gespickt mit den glamourösen Verheißungen von Freiheit, die letztlich leere Versprechen bleiben.
Alankrita Shrivastava zielt darauf ab, mit weiblichen Charakteren Fesseln zu brechen. Doch der hohe Anspruch des skurrilen Individualismus scheint in Wirklichkeit nichts mehr als politisch korrektes Gerede. Stattdessen wird die Tatsache ignoriert, dass Kultur und Tradition vielleicht doch einen Wert haben, der nicht mit ein bisschen Rebellion kompensiert werden kann.
Der Film zeigt verzweifelt, dass die Emanzipation, wie sie dargestellt wird, mehr Hollywood als Bollywood ist. In einer Ära, in der kultische Narrativen bevorzugt werden, weil sie vorgeben, ein progressives Fortschrittsbild zu malen, hinterlässt Dolly Kitty eher Fragen als Antworten.
Letztlich ist 'Dolly Kitty und die Funkelnden Sterne' ein filmischer Versuch, dem Paradigma der ewig als unterdrückt angesehenen Frau zu entfliehen. Doch vielleicht wäre es an der Zeit, eine Pause von dieser Geschichte zu machen, die unerfüllbare Ideale zu ihrer Maxime erhebt. Vielleicht bedarf es in der Tat eines nachdenklicheren Ansatzes, der den komplexen Wechselwirkungen zwischen Tradition und Moderne mehr Raum gibt, anstatt sie nur in einen dramatischen Schleier zu hüllen.