Djarimirri: Warum Tradition in unserer verwestlichten Welt wieder erblühen muss

Djarimirri: Warum Tradition in unserer verwestlichten Welt wieder erblühen muss

Kann ein Album in einer fast unverständlichen Sprache die Seele berühren? 'Djarimirri' beweist, dass es möglich ist, indem es die kulturellen Wurzeln Australiens wiederbelebt.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Wenn du dir mal wieder den Kopf über die kulturelle Bedeutung von Traditionen zerbrichst, dann hör auf darüber zu philosophieren und fang an, dich mit 'Djarimirri (Child of the Rainbow)' auseinanderzusetzen. Im Jahr 2018 hat der australische Musiker Gurrumul Yunupingu dieses bahnbrechende Album veröffentlicht. Dabei handelte es sich um sein viertes Studioalbum und noch herausragender wird es dadurch, dass es nach seinem Tod veröffentlicht wurde. Mit 'Djarimirri' hat Gurrumul Musikgeschichte geschrieben - und das in einem kommerziellen Markt, der sonst eher selten Raum für Aborigine-Kultur bietet. Dieses Album erreichte als erstes Album in einer australischen indigenen Sprache Platz 1 der australischen Charts, ein Moment, der zeigt, wie stark und essentiell die kulturellen Wurzeln für eine gesunde Gesellschaft sind.

Doch warum sollte uns 'Djarimirri' interessieren? Ganz einfach: es ist ein esoterischer Wiederspruch auf die allzu "offene" und liberale Gesellschaft, die so oft alles anders sein möchte, um „offen“ zu wirken und dabei doch nur den tieferen Sinn verliert. 'Djarimirri' ist in der Yolŋu Matha-Sprache gesungen, einer Sprache, die für viele Menschen unverständlich ist. Aber genau hier liegt der Wert. Es zwingt uns, zuzuhören und den Wert von etwas zu erkennen, das größer ist als die monotone Einheitsmischung, die man uns als kulturelle Freiheit verkaufen möchte.

Durch seine Musik hat Gurrumul eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Zukunft geschlagen. Die traditionellen Instrumente, gepaart mit einem Orchester, schaffen eine Symphonie, die sowohl respektvoll als auch revolutionär ist. Es ist die Verkörperung von Kultur und Mut in einem Werk. Gurrumul selbst war ein faszinierender Mann und ein furchtloser Kritiker seiner Zeit. Seine Musik spricht nicht nur das Ohr an, sondern trifft direkt ins Herz.

Doch 'Djarimirri' macht mehr als nur melodische Geschichten erzählen; es fordert uns einfach auf, uns die Frage zu stellen, was von unserem Erbe in einer immer schnelllebigeren Welt noch bleibt. Während wir in unserem täglichen Leben Tausenden unwichtigen Reizen ausgesetzt sind, rüttelt 'Djarimirri' an unserem Verlangen nach Tiefe und Sinn. Es wird zu einem Verfechter der Bedeutung von Herkunft und Tradition, die im hektischen globalisierten Alltag leider oft auf der Strecke bleiben.

Dabei sticht Gurrumul hervor, denn er hat nie darum gebeten, sich anzupassen. Stattdessen forderte er uns auf, zuzuhören und zu verstehen, ohne ein Entgegenkommen zu erwarten. Seine Werke sind ein herausragendes Beispiel dafür, wie Einflussreich die Verbundenheit mit den eigenen Wurzeln sein kann. Während viele meinen, sie müssten Kulturen angleichen, um sie zu erhalten, zeigt uns 'Djarimirri', dass den Kulturen durch Authentizität und Selbstbewusstsein besser gedient ist.

Man könnte fast meinen, dass 'Djarimirri' eine metaphorische Ohrfeige für die Fortsetzung von Trivialitäten auf globaler Bühne ist. Die Menschen sehnen sich nach etwas Echtem, und genau das bietet diese Musik. Dieser Ruf zur Erhaltung der Wurzeln ist nicht nur für die Aborigines wichtig, sondern für alle Kulturen weltweit. Eine gute Tradition spricht lauter, als es moderne Trends je könnten. Und Gurrumul’s Werk ist der lebende Beweis dafür.

Es ist auch bemerkenswert, wie 'Djarimirri' die Emotionen einer Sprache transportiert, die nicht anhand von Wörtern verstanden wird, sondern durch Klang und Intonation. Auf diese Weise fordert Gurrumul die Zuhörer auf, intuitiver zu sein. Denn Musik versteht man nicht nur mit dem Kopf sondern auch mit dem Herzen. Das ist eine wunderbare Ironie für diejenigen, die glauben, alles zu wissen, während sie das tatsächlich noch längst nicht Erfahren haben.

Wenn du also das nächste Mal nach wahrer künstlerischer Tiefe suchst, hör dir 'Djarimirri' an. Du wirst schnell erkennen, warum es in dieser "Welt ohne Grenzen" so essenziell ist, die eigenen Wurzeln nicht zu vergessen. Denn nur wenn wir wissen, wo wir herkommen, können wir wirklich wissen, wohin wir gehen. Und 'Djarimirri' ist der Kompass dazu.