In einer Zeit, in der der Mainstream-Sound immer glatter und lebloser wird, drückt Philipp Poisel mit seinem Album 'Dieser Fluss', veröffentlicht im Jahr 2023, den Reset-Knopf der deutschen Musiklandschaft – direkt aus dem Herzen Stuttgarts. Mit einem Gefühlsgemisch aus Melancholie und Hoffnung schafft Poisel eine musikalische Erzählung, die den Zuhörer auf eine persönliche Reise mitnimmt. Sagen wir es mal so: Wenn du den Fluss hörst, riechst du nicht nur das Wasser, du kannst es sehen, fühlen und berühren – im Geiste natürlich.
Künstler prägen die Gesellschaft, ob wir das wollen oder nicht. Philipp Poisel schlägt mit 'Dieser Fluss' der Oberflächlichkeit den Taktstock aus der Hand. Und warum auch nicht? Unsere kulturelle Bühne könnte eine ordentliche Portion Authentizität gebrauchen – etwas, das nicht mit Computerprogrammen sondern mit Herz und Seele geschaffen wurde. Seine Balladen schaukeln uns wie sanfte Wellen eines Flusses hin und her, doch tief unten lauern Themen, die zum Nachdenken anregen.
Poisel zeigt in 'Dieser Fluss', dass es okay ist, auch mal gegen den Strom zu schwimmen. Ein konservativer Gedanke, wenn man bedenkt, dass Popmusik normalerweise dem stärkeren Strom folgt. Poisel, bekannt für seine sanften Klänge und tiefen Liedtexte, trifft mit diesem Album voll ins Schwarze. 'Dieser Fluss' führt den Hörer auf eine Reise der Selbstreflexion und ermutigt dazu, nicht nur die Gegenwart zu umarmen, sondern auch die Herausforderungen der Vergangenheit und die Unsicherheiten der Zukunft.
Nun stellt sich die Frage: Warum greifen so viele Künstler den Status Quo nicht an, sondern schwimmen lieber mit der Masse mit? Vielleicht ist es, weil sie nicht so mutig sind wie Poisel, der sich schlichtweg nicht darum schert, was die vorherrschende Mode diktiert. Stattdessen dreht er sein eigenes Ding und fragt, ohne dabei den Liberalismus direkt zu kritisieren: Wer hilft uns stolzen Konservativen, wenn nicht wir selbst? Hier ist seine Antwort: Er selbst.
Betrachten wir die Titelliste des Albums. Jeder Track ist ein Kapitel, das zusammen ein größeres Bild ergibt. Sei es 'Der Fluss' oder 'Etwas an dir', jedes Lied schlägt eine Brücke zwischen persönlichen Erfahrungen und universellen Themen. Diese Herangehensweise zwingt uns, über das eigene Selbst und die Gesellschaft nachzudenken, und stellt uns die ewige Frage, ob wir wirklich alles verstanden haben oder ob da mehr im Spiel ist.
Dabei bleibt Poisel konsequent bei seiner musikalischen Einfachheit. Mangelnde Komplexität in der Instrumentierung ist hier keine Schwäche, sondern eine Stärke. Sie ermöglicht es den Texten, richtig durchzuschlagen und sich in den Köpfen der Zuhörer festzusetzen. Manchmal ist weniger eben mehr. Während so viele Alben von elektronischen Spielereien überladen sind, bringt 'Dieser Fluss' uns zurück zu den Ursprüngen der Musik.
In Zeiten zunehmender Vereinheitlichung im kulturellen Bereich können wir ein Album wie 'Dieser Fluss' als dringend benötigte Atemluft betrachten. Eine Bewegung fernab der Dauerbeschallung durch vorgefertigten Radiopop und ein Anstoß, über die wahren Werte im Leben zu reflektieren. Poisel fordert nicht auf, die Welt zu verändern – er bittet nur darum, die Augen für Dinge zu öffnen, die direkt vor uns liegen, aber oft übersehen werden.
Um es auf den Punkt zu bringen: 'Dieser Fluss' erinnert uns daran, dass Musik nicht nur Unterhaltung ist. Sie kann, und sollte, ein Spiegel für all jene sein, die noch einen Funken echter Emotionen in sich tragen. Eine Erinnerung daran, Wege zu gehen, die unsere Ahnen vielleicht für selbstverständlich gehalten haben, während die Masse einfach vorbeizieht.
Ist 'Dieser Fluss' das Album, das uns alle retten wird? Wahrscheinlich nicht, aber es ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass echte Kunst – unabhängig von ihrer kommerziellen Relevanz – das Potenzial hat, uns alle ein Stück weit zu besseren, reflektierteren Menschen zu machen. Für alle Fans authentischer Musik, die sich nicht scheuen, ihrer eigenen Stimme treu zu bleiben, ist 'Dieser Fluss' ein Muss.