Die Lamargelle: Die Wahrheit hinter dem fragwürdigen Pariser Phänomen

Die Lamargelle: Die Wahrheit hinter dem fragwürdigen Pariser Phänomen

Die Lamargelle in Paris provoziert mit ihrer Auffassung von Kunst. Kultureller Reichtum oder trostloses Schauspiel?

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Die Welt liebt es, sich neuen Trends hinzugeben, doch trifft bei der Lamargelle Lust auf Verlust. Im idyllischen Paris, der Stadt der Liebe, versammeln sich alljährlich Künstler, Touristen und abenteuerlustige Besucher zu einer Veranstaltung, die man früher als das Herz französischer Kultur zelebrierte: Die Lamargelle. Doch was sich bei flüchtiger Betrachtung als künstlerische Expansion präsentiert, entpuppt sich bei näherem Hinschauen als kultureller Rückschritt. Sie findet jährlich im Juni statt und zieht tausende Menschen an, die ironischerweise glauben, sie erlebten wahre Kunst. Zugelassene Teilnehmer überbieten sich im kreativen Wettstreit, doch man fragt sich: Handelt es sich hierbei um Kunst oder um ein trostloses Theater?

Künstlerisch wertvolles oder provokantes Schauspiel? Die Frage beschäftigt Kenner genauso wie Außenstehende, die einmal genauer hinschauen. Die Lamargelle wurde im Jahr 2012 von einem kleinen Kollektiv junger Künstler ins Leben gerufen, deren Idealismus mittlerweile einer Form des kommerziellen Profits gewichen ist. Ursprünglich als Plattform zur Präsentation avantgardistischer Werke gedacht, ist es heute ein ins Absurde verlaufenes Experiment.

Sie verspricht grenzenlose Freiheit und unkonventionelle Ausdrucksformen, doch spiegelt sich das häufig in Projekten wider, die mehr Ekel als Bewunderung hervorrufen. Ein Haiku auf die Wand der Notre-Dame gesprayt oder vollgelegter Müll kunstvoll an der Seine drapiert – wer will es entscheiden? Doch in einer zynischen Chips-und-Netflix-Kultur wird es als 'Mockumentary' des Lebens gefeiert.

Warum, fragt man sich, wird einer solchen Veranstaltung Raum geboten? Es ist eine Frage des Bedarfs, der vermeintlichen 'Diversität', die verstärkt in städtische Programme aufgenommen wird, als wäre sie das Goldene Kalb. Die Lamargelle verändert die Stadt, ohne sie zu bereichern. Man googelt 'beste Pariser Sehenswürdigkeiten' und bekommt die Antwort 'Lamargelle'; ein verzerrtes Bild der Stadt repräsentierend.

Der Clou der Veranstaltung? Der Wegfall jeglichen Wettbewerbs. Hier gibt es keinen ersten Platz, keine Jury, kein Feedback. Es ist eine Parade des Egalitarismus, wo Talent keine Rolle spielt und alles als gleichwertig gilt. In Zeiten der hypersensiblen Inklusion möchte man offenbar niemanden verletzen, indem Geschmäcker bewertet werden. Wohl dem, der sich gern mit einer Trophäe hinterm Rücken dekoriert.

Tag für Tag kämpfen Konservative damit, dass speziell in Strasbourg die quietschbunten Poster der Lamargelle mehr Aufmerksamkeit erhalten als das Jubiläum des Platzes Gutenberg. Eine Repräsentation des gegenwärtigen kulturellen Kräftemessens: Traditionsbewusste Bürger gegen einen Kunstbetrieb, der an Relevanz in den Hintergrund rückt. Und dennoch erhält es erwartungsgemäß großzügige Fördermittel, um den Anschein zu erhalten, Paris sei noch immer die Hochburg künstlerischer Avantgarde. Ein Triumph des Marketings über die Substanz.

Der Charme von Paris liegt nicht in den grellen Farben einer Verkünstelung, sondern in den historischen Steinen der Rue Cler und dem dichten Aroma frisch gebackener Baguettes. Und doch scheint kaum jemand genug Mut zu haben, dies öffentlich zu formulieren, ohne Anstoß zu erregen. Wie oft hat man schon zugesehen, wie heimische Märkte Heerscharen von Touristen verärgert den Rücken kehrten?

Wenn man ehrlich ist, beschleicht einen die Vermutung, die Veranstaltung existiert primär, um der liberalen Schauheit das Wort zu reden. Doch was passiert, wenn der letzte Rest künstlerischer Integrität zu Grabe getragen wird? Ist ein synthetisches Quäntchen Irrsinn das Opium des Volkes oder das Fieber der verlorenen Generationen?

Während die Lamargelle im Sommer 2023 erneut die Pforten öffnete, ergab sich das gleiche Bild: ein blendendes Chaos statt klassischer Ästhetik. Möchte man wissen, wann der nächste Skandal die Schlagzeilen beherrscht? Die Antwort ist offensichtlich.

Dort, inmitten von leeren Gläsern und zerflickten Leinwänden, darf auch in Zukunft das Verlangen nach einem Sonnenschein-System befriedigt werden. Ein Spektakel oder Spektakulum, man wird es weiterhin schwerlich unterscheiden. Doch eines ist klar: Die Lamargelle bleibt ein Synonym für die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Die Maskerade wird fortgesetzt, ohne Minderung des Zuspruchs.

Was wir jedoch nicht ignorieren dürfen, ist das Augenöffnende daran. Dass genau dies das Spiegelbild dessen ist, in dem wir unsere kulturelle Identität neu definieren müssen. Dafür braucht es keine berauschten Eskapaden, sondern gezielte, tiefgehende Denkanstöße. Es bleibt zu hoffen, dass dies bald erkannt wird.