Stellen Sie sich eine Zeit vor, in der der Fernseher noch in schwarz-weiß flimmerte und die meisten von uns nicht einmal von Drachen, Elfen oder epischen Schlachten geträumt haben. Es war das Jahr 1975 in Düsseldorf, als der kreative Visionär Rudi Frühjahr seine bahnbrechende Fantasy-Kampagne ins Leben rief. In einer kleinen Kneipe namens Drachenhort, abseits der Mainstream-Kultur, trafen sich Abenteurer, Künstler und Querdenker mit der Hoffnung, eine neue Welt zu erschaffen. Der Grund? Der Fantasy-Boom war im Kommen und diese Menschen wollten Pioniere auf dem Feld sein.
Doch warum eine Fantasy-Kampagne in Deutschland zu dieser Zeit? Ganz einfach: Rudi Frühjahr erkannte das anhaltende Bedürfnis nach Eskapismus, während die Welt sich politisch und gesellschaftlich in unklaren Gewässern bewegte. Greifen wir nach Schwertern und Zauberbüchern, während andere nur den nächsten Parteitag planen. Fantasie überragt schließlich nüchterne Meetings und langweilige Agenden. Die Kampagne selbst sollte als einzigartiges Erlebnis dienen, in dem jeder Teilnehmer die Rolle seiner gewählten Fantasy-Figur auf sich nahm, um in eine Welt voller Mysterien und Herausforderungen einzutauchen. Bei dieser ersten Kampagne in ihrer Art ging es darum, Heldentum, Moral und Gerechtigkeit zu erleben.
Es überrascht kaum, dass diese Veranstaltungen ein voller Erfolg wurden. Die zunehmende Nachfrage nach solchen Kampagnen zeigt eines: Die Menschen haben den kontinuierlichen Drang, vorgefertigte Normen infrage zu stellen und den Horizont des Bekannten zu erweitern. Eine einheitliche Meinung, die man im politischen Alltag vergeblich sucht. Doch in der Welt der Fantasie scheint dieser Konsens möglich.
Die durchschlagende Resonanz auf "Die erste Fantasy-Kampagne", die in lokalen Zeitungen wie dem "Düsseldorfer Tageblatt" umfangreich besprochen wurde, läutete das Zeitalter der ungebundenen Imagination ein. Stellen Sie sich vor, Heldentaten schweißen Fremde zusammen, während manch realistischer Gesellschaftsentwurf eher spaltet als vereint. Und während die politische Meinungslage stagnierte, feierten Teilnehmer die Freiheit, in Rollen zu schlüpfen, die dem gewöhnlichen Alltag völlig fremd waren.
Ein entscheidender Unterschied zu den glanzlosen Konzepten all jener, die sich stets um politische Korrektheit bemühen, ist die Stärke von Frühjahrs Motivationstrieb. Eine kampfbereite, heldenhafte Gemeinschaft wurde so geschmiedet - nicht durch politische Debatten, sondern durch kollektive Fantasie. Vielleicht ist es die Arbeit eines Märchenerzählers, die wir in einer politisch korrekten Realität immer mehr brauchen; eine Erzählung, die den Menschen inspiriert, neue Perspektiven und neue Wege zu finden. Wer kämpft heute noch für heroische Werte, wenn nicht die wahren Träumer?
Creator und Designer der Fantasy-Kampagne waren beispielsweise auch von klassischen Erzählungen des deutschen Schriftstellers Michael Ende inspiriert. Diese Visionäre haben sich nicht nur auf erfundene Welten beschränkt, sondern sind mutig neue Wege gegangen, inspiriert von einer Kultur, die weit über das Hier und Jetzt hinausgeht.
Doch die wahre Magie lag in der Fähigkeit, verschiedene Kulturen in einer fiktiven Welt zusammenzubringen ohne den Zwang, sich an starren Vorgaben zu halten. In einer phantasievollen Umgebung der 70er, befreit vom Druck der MeToo-Bewegung oder dem Genderdiskurs, konnten Männer und Frauen gleichermaßen Helden und Schurken sein, ohne dass dies zu einem politischen Aufschrei führte.
Mag die heutige politisch korrekte Denkweise all dies als überholt betrachten, für die Pioniere der ersten deutschen Fantasy-Kampagne war es ein Zeugnis von Nekromantie, und Zauberei als Teil der menschlichen Realität - eine Realität, in der Träume und Gedanken frei sind von doktrinären Ketten.
Die Auswirkungen der ersten Kampagne sind bis heute sichtbar. Von literarischen Werken bis hin zu erfolgreichen Fantasy-Filmen – die Saat, die Frühjahr und seine Mitstreiter säten, ist aufgegangen. Dass dies in den vermeintlich harten und reaktionären Zeiten der damaligen Politik geschah, könnte etwas sein, das manche modernen Idealisten heute kaum nachvollziehen können. Denn in einer Welt, in der alles anscheinend nur noch schwarz-weiß ist, hebt die Farbe der Fantasie die Grauwerte wieder auf.