Der wahre Sinn hinter den schillernden 'Coming-Out-Partys'

Der wahre Sinn hinter den schillernden 'Coming-Out-Partys'

Die heutige 'Coming-Out-Party' ist ein farbenfrohes Spektakel, das persönliche Momente der Identitätsfindung in öffentliche Veranstaltungen verwandelt, begleitet von einer Flut aus Regenbögen und vorgeblicher Akzeptanz.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Ein knallbunter Wirbelwind voller Regenbogenfahnen und selbsternannter Freidenker wirbelt durch die Nation, und das mit lautstarker Begeisterung. Die sogenannten 'Coming-Out-Partys' sind inzwischen weder an Zeit noch Ort gebunden und beanspruchen Bedeutung wie nie zuvor. Was früher vielleicht noch als persönlicher Moment des Wachstums galt, ist heute eine gesellschaftliche Inszenierung: öffentlich, unaufhaltsam und zur Not auch dezent albern.

Wer ist bei diesen Veranstaltungen überhaupt dabei? Natürlich die Betroffenen selbst, gefolgt von Freunden, Familie und einer breiten Palette an von sich überzeugten Unterstützern, die glauben, die Welt würde ohne ihr Erscheinen in einen Abgrund der Intoleranz fallen. Wo findet das Ganze statt? In möglichst trendigen Locations, die eine Mischung aus Klubszene und öffentlichem Fest bieten. Es ist der Ort, an dem die eigene Identität - ob wahr oder zum aktuellen Trend entdeckt - gefeiert, beklatscht und mit Glitzer bestäubt wird.

Warum diese Partys? Die Frage mag von manchem als ketzerisch empfunden werden, doch der Schein scheint wichtiger als der Kern. Nicht wenige scheinen zu glauben, dass ein selbstgewähltes oder manchmal auch überbewertetes Identitätsmerkmal ein Grund für ein gesellschaftliches Spektakel bietet. Die Absichten mögen edel klingen, aber werfen wir doch einen Blick auf die eigentlichen Dynamiken, die hinter diesen Paraden der Konformität stecken.

Erstens, es ist simpel. Selbstinszenierung als Nonplusultra. Wer bin ich und wie merke ich, dass ich jemand bin? Im Meer der Identitäten eine Nische beanspruchen und ein Fest darum veranstalten - klingt wie eine moderne Version von 'Seht her, ich existiere', mit einem Hauch von moralischer Überlegenheit.

Zweitens, die Partys prahlen mit Vielfalt und Toleranz, während sie es kaum schaffen, selbst Toleranz gegenüber jeglichem Andersdenkenden zu üben. Warum feiern wir Partys, die nur funktionieren, wenn absolut jeder exakt der gleichen Meinung ist? Vielfalt an Meinungen weicht einer von Identitätspolitik getriebenen Monokultur.

Drittens, sie verschieben Werte. Früher stand eine Feier für eine Leistung oder ein bedeutendes Ereignis im Leben. Heute feiert man das einfach 'Anderssein', selbst wenn dieses vermeintliche Anderssein nur durch gesellschaftlichen Druck oder Mode geprägt ist. Der ursprüngliche Gedanke - der authentische Ausdruck der eigenen Identität - verwässert zu einem Trend, der auf dem Rücken von Generationen reitet, die wirklich für Gleichberechtigung und Akzeptanz kämpften.

Viertens, die Kommerzialisierung steht im Raum. Der Markt hat den lukrativen Glanz der 'Coming-Out-Party' erkannt. Wenn das nächste Unternehmen wirbt: „Kauft euren Regenbogen in der Pride-Edition!“, stellt sich die Frage: Dient der Stolz noch einem Zweck, oder wird er zum nächsten verkaufspsychologischen Trick?

Fünftens, und das kann man nicht oft genug betonen: Die These, dass einzig eine öffentliche Proklamation des Seins von Wert ist, sorgt mitnichten für die Unterstützung aller, sondern häufig für Reibung. Privatsphäre wird geopfert auf dem Altar vermeintlicher Offenheit, und Persönliches wird zur Schau gestellt.

Sechstens, eine wunderbar vielfältige Jugend wird auf Spartaversionen der Individualität beschränkt. Die Zeit der Erforschung und Entdeckung verflüchtigt sich zu einem Wettlauf um die öffentliche Daseinsbekundung. Der Luxus, seine eigene Identität leise und im Privaten zu finden, scheint endgültig der Vergangenheit anzugehören.

Siebtens, es bildet sich eine Doppelmoral aus. Akzeptanz wird gepredigt, doch wehe dem, der eine abweichende Meinung hat. Hat man sich erst dazu entschlossen, nicht zu folgen, wird man schnell aus dem Kollektiv ausgeschlossen.

Achtens, mit einer beeindruckenden Seichtigkeit verzichten viele dieser Feiern auf tiefgründige Gespräche und Inhalte, die eben nicht mit Konfetti abgedeckt werden können. Der Austausch untereinander leidet, während oberflächliche Anerkennung als Erfolgsmaßstab genommen wird.

Neuntens, der Drang zur Rebellion folgt schnell der Masse, die einst abgelehnt wurde, und nicht der Essenz der Individualität. Es ist ein Mimikry der Freiheit, die im Kollektiv verloren geht.

Zehntens, schließlich die Frage, ob eine wahrhaftige innere Zufriedenheit gefeiert wird oder die schiere Angst vor Ablehnung in ein buntes Spektakel gehüllt wird. Wie lange wird es dauern, bis der Alltag wieder einkehrt und die bunten Fahnen ihre Farbe verlieren?

Wenn wir das alles betrachten, erkennen wir, dass die 'Coming-Out-Partys' in ihrer Masse vielleicht mehr die Widersprüche unserer Zeit als wirkliche Freiheit feiern. Das Spiel mit Identitäten ist längst ausgereizt und dient vielfach weniger der Ermächtigung als dem simplen Wunsch, dazuzugehören.