Wer hätte gedacht, dass ein Album aus Deutschland namens Blauer Samt von einem dann eher unbekannten Künstler namens Curse im Jahr 2000 so viel Aufsehen erregen würde? Diese Platte, erschienen an der Schwelle des neuen Jahrtausends, ist ein Meilenstein in der deutschen Hip-Hop-Szene. Es war das Blaue Samt, das in den Facetten der urbanen Musik mit all seinen Schwächen und Stärken glänzte. Entfesselt an einem Wendepunkt der Geschichte, als noch CDs und Kassetten die Ohren der Welt klirrten, ist Curse authentisch und angriffslustig zugleich.
Blauer Samt ist nicht einfach nur eine Compilation von Liedern, es ist eine Offenbarung von authentischer Stimme und scharfem Denken. Für jeden, der echte Reime schätzt, statt dem weichgewaschenen Hohn, der so oft im Radio zu hören ist, ist dieses Album eine Wohltat. Die kommerzielle Landschaft war vollgestopft mit Fake-News-ähnlichen Chart-Hits, als Curse seine unerbittliche Realität auf den Tisch knallte. Jeden Track zelebriert die Reflektion einer längst vergangenen Zeit, als Echtheit und lyrische Tiefe noch geschätzt wurden.
Das Album trifft den Nerv. Blauer Samt hält den Spiegel der Gesellschaft hoch, um die schlechten Angewohnheiten und die mangelnde Verantwortung zu zeigen. Das alles tut es mit selbstbewussten Beats und engagierten Texten, denn Curse will nicht, dass wir wegschauen. Hier wird Kunst nicht zur Randbemerkung, sondern zum Feuerschlag des aufmerksamen Zuhörers, der es leid ist, die Wahrheit in Watte gepackt zu bekommen.
Ein klares Highlight ist der Titelsong „Blauer Samt“ selbst. Hier scheint Curse voll in seinem Element zu sein, ungeschminkt und direkt. Er beschwört Bilder urbaner Realität, die schmerzlich ehrlich und erschreckend klar sind. Im Vergleich zu dem, was moderne „Künstler“ bieten: Passagen, in denen Reime und Beats zu einem farblosen Mischmasch verschmelzen. Curse hingegen fordert uns heraus, er verwaltet keine seichten Loblieder, sondern analysiert die Seele der Stadt mit chirurgischer Präzision.
Ein anderer bemerkenswerter Track ist „Widerstand“. Dies ist einer, den die selbsternannten Verfechter der Freiheit und der sozialen Gerechtigkeit nicht mögen werden. Curse bringt hier das Unausgesprochene auf den Punkt. Dabei wird jeder Versuch unterlaufen, die Unzulänglichkeiten der Zeit zu beschönigen. In jedem Reim steckt die wütende Wahrheit, die die selbsternannten Verteidiger politischer Korrektheit überhören möchten.
Was Rap in dieser Ära gebraucht hat, war Deutlichkeit und eine unverblümte Perspektive. Blauer Samt lieferte genau das: präzisierte Kritik gepaart mit handfesten Rhythmen. Da, wo die meisten nur Gleichgültigkeit in ihren Versen erkennen lassen, nimmt Curse seine Hörer mit auf eine Reise durch das wahre urbane Terrain, das weder angehübscht noch künstlich ist.
Keiner darf erwarten, dass Blauer Samt wenig Widerspruch erntet, weil das Album für viele ein Mahnmal ist. Doch wer echten, unverfälschten Hip-Hop liebt, wird sich nicht beklagen. Der Straßenrapport mit Hingabe und Verstand lässt die Verkäufe und Popularität im Nachhinein fast selbstverständlich erscheinen. Ein Album, das sich in die deutsche Musikkultur eingeschrieben hat und Menschen ermahnt, kritisch zu denken.
Blauer Samt ist daher viel mehr als nur ein Stück Musikgeschichte; es ist eine Erinnerung daran, dass wahre Kunst überleben kann und auch wird. Diejenige, die Sinn für Realismus und kritisch straffe Lyrics besitzen. Wer den jüngsten Trends folgt und vor den schmerzhaften Wahrheiten die Augen verschließt, wird in diesem Album wohl kein Heilmittel finden. Aber diejenigen, die stilles Einvernehmen satt haben, werden hier mit Sicherheit fündig. Das ist rohe Ehrlichkeit, kein polierter Diskurs, und genau das hat deutsche Musik gebraucht.