Alice (1988): Ein surrealer Albtraum, der Sie fesseln wird!

Alice (1988): Ein surrealer Albtraum, der Sie fesseln wird!

Im Reich der filmischen Albträume bietet Jan Švankmajer's *Alice* von 1988 eine surreale Reise, die jene herausfordert, die die Realität für selbstverständlich halten. Im Zentrum steht Alice, verkörpert von Kristýna Kohoutová, in einer düsteren Inszenierung von Carrolls klassischer Erzählung.

Vince Vanguard

Vince Vanguard

Im Reich der filmischen Albträume bietet Jan Švankmajer's Alice von 1988 eine surreale Reise, die jene herausfordert, die die Realität für selbstverständlich halten. Im Zentrum steht ein kleines Mädchen, Alice, die von der Schauspielerin Kristýna Kohoutová verkörpert wird. Švankmajer nimmt uns mit auf eine unheimliche Reise durch ein visuelles Wunderland voller stop-motion Puppen, schattenhaften Kreaturen und grotesker Szenarien, die uns an unsere Grenzen führen.

In einem Prag, das zu dieser Zeit gegen den sozialistischen Realismus rebellierte, wurde Alice geboren, um die Vorstellungskraft zu entfachen und die Konventionen der Filmkunst zu zerbrechen. Es ist der 1980er Ausdruck einer Zeit, in der man mit Filmen die Norm überschreiten konnte, ohne gleich ganze Kontroversen auszulösen. Und ja, auch konservative Geister können Kunst für Kunst bewundern, besonders wenn sie so gekonnt mit technischer Brillanz und narrativem Einfallsreichtum umgeht.

Doch wovon handelt dieser surreale Schocker? Jan Švankmajer's Umsetzung von Lewis Carrolls Alice im Wunderland ist alles andere als rosa Kaninchen und Tee-Partys. Stattdessen haben wir ein puppenhaftes Kaninchen, das jederzeit auseinanderfallen könnte und eine Alice, die in der Realität gefangen ist. Die grimmige und gleichzeitig faszinierende Verbindung aus Realismus und Fantasie haucht diesem Meisterwerk Leben ein. Vielleicht ist dies gerade das Problem für jene, die stets eine märchenhafte Kulisse vorziehen, um den bitteren Beigeschmack des Lebens zu verharmlosen.

Švankmajer war Meister des Unheimlichen. Er verstand es, mit subtilem Horror zu arbeiten, der weit über das Visuelle hinausgeht und sich bis ins Herz hineinschleicht. Interessanterweise kann man in der filmischen Reise feststellen, dass Alice teilweise eine Reflexion der damaligen politischen Lage in Osteuropa darstellt, in der die Menschen zwischen den Zachens der Realität und der Ideologie gefangen waren, ähnlich wie Alice zwischen Traum und Realität im Wunderland. Aber wer mag schon politisch aufgeladene Kunst, nicht wahr?

Das Genie von Alice zeigt sich besonders in den Klängen und Geräuschen, die akribisch gewählt wurden, um die beklemmende Atmosphäre zu verstärken, ein Detail, das man allzu oft in modernen, schnelleffektorientierten Filmen vermisst. Die Geräusche der knarzenden Puppen und der rhythmischen Klänge spicken das visuelle Märchen mit beunruhigender Präzision.

Zunächst mag es für einige ein seltsames und vielleicht abweisendes Stück Kino sein, aber das Werk zwingt uns, darüber nachzudenken, was wir gemeinhin als real ansehen und wo die Grenzen unsere Vorstellungskraft liegen. Es ist faszinierend, dass Švankmajer es schaffte, eine so dynamische Erzählung ohne die technischen Wunder der heutigen Zeit zu erschaffen.

So schockierend und visionär diese filmische Umsetzung auch ist, zeigt es doch, dass Kunst eine Revolution sein kann – eine, die keine moderne politische Korrektheit braucht, um Relevanz zu erlangen. Viel mehr appelliert es an den menschlichen Drang, das Ungewisse zu erkunden. Der Unwille, sich auf die gemächliche Reise durch realistische Landschaften zu begeben, definiert diesen Film. Ein Glanzstück, das seiner Zeit voraus war und dennoch oft ausgeblendet wird, wenn es darum geht, über Einflüsse der Filmkunst zu sprechen.

Wer sich Alice ansieht, wird nicht nur in eine surreale Welt entführt, sondern wird auch in der Realität gestärkt zurückgelassen. Die Kombination aus visuellem Surrealismus und tiefgründigem Storytelling führt Zuschauer zu einer inneren Reflexion. Eine Erinnerung daran, dass nicht alles mit Pastellfarben beruhigend sein muss, um ansprechend zu wirken.

Hier haben wir eine Retrospektive, die verdient, wiederholt wahrgenommen zu werden – und zwar nicht nur von Kennern oder liberalen Künstlerkreisen. Denn wer das Wesen von Alice erfährt, öffnet die Tür zu einem tieferen Verständnis von Film als Kunstform und erkennt die Stärke konservativer Ausdrucksformen in einer Welt voller revolutionärer Ideen.