Willkommen in der Welt der Prestigeträchtigen und Schaumwein schlürfenden kulturellen Eliten! Die 29. Goldene Melodie Awards, die am 15. Oktober 2023 in der imposanten Berliner Philharmonie stattfanden, zeigten uns wieder einmal, dass sich bestimmte Kreise mehr als bemühen, Kunst und Musik für ihre Agenda zu instrumentalisieren. Hier wird alljährlich das gefeiert, was manche als künstlerische Exzellenz bezeichnen – eine Bezeichnung, die wir vielleicht noch einmal überdenken sollten.
Wie zu erwarten war, gab es wieder unzählige Anekdoten und Schauspiele von künstlerischer Extravaganz. Eines der Highlights des Abends war die Verleihung an die Sängerin "Luna Lush", die durch ihre provokanten Texte und ihr grenzenloses Selbstbewusstsein ein Beispiel dafür ist, wie viel Unangepasstheit heutzutage für kommerziellen Erfolg erforderlich ist. Lush gewann in der Kategorie "Beste Pop-Performerin", eine Kategorie, die sicherlich mehr um die mediale Aufmerksamkeit als um die tatsächliche musikalische Qualität kämpfen muss.
Besonders kurios war die Kategorie "Innovation des Jahres", die von einem Musiker-Trio namens "Sonic Revolution" gewonnen wurde, das bekannt ist für seine unkonventionellen Performances, bei denen sie aus alten Haushaltsgegenständen Musikinstrumente machen. Ihre Darbietung hatte etwas von einer ambitionierten Recycling-Initiative, aber Innovation bleibt nun mal ein weitgefächerter Begriff.
Nicht zu vergessen sind natürlich auch die Verdienstechniker, die mehr mit der Technik als mit der Kunst zu tun haben. Und während wir darüber sprechen, gab es auch in der Kategorie "Bestes Musikvideo" eine Überraschung, als das Regie-Duo "Vision Overload" mit einem Video gewann, das mehr Fragen offen lässt als beantwortet. Sie wären sicherlich Stammkunde bei Jean-Paul Sartre gewesen, so sehr beschäftigen sie sich mit der Existenzfrage.
Man muss zugeben, dass die 29. Goldene Melodie Awards ein wahres Spektakel der Kulturinszenierung waren. Die Veranstaltung war voller berauschender Auftritte und beeindruckender Lichtkonzepte. Die Berliner Philharmonie war das perfekte Ambiente, um das Who-is-Who der europäischen Musikelite in Szene zu setzen. Doch statt die musikalischen Koryphäen zu zelebrieren, die tatsächlich handwerklich meisterhaft sind, wirkt es oft eher wie eine modische Demonstration des "Wer ist am trendigsten?".
Überraschenderweise gab es bei den diesjährigen Awards einige Momente echter emotionaler Verbundenheit. Als beispielsweise der legendäre Musikproduzent Heinz Blum für sein Lebenswerk geehrt wurde, konnte man selbst bei den kritischsten Zuschauern einen Funken Respekt erkennen. Blum mag uns vielleicht daran erinnern, dass es Zeiten gab, in denen linear in Melodie und Harmonien gedacht wurde, ohne den Anspruch jede mögliche Grenze überschreiten zu müssen.
Es bleibt die Frage, ob wahre Kunst jemals wieder in den Vordergrund rückt oder ob wir uns weiterhin in einer Welt bewegen, in der provokative Inhalte mehr zählen als Melodie und Harmonie. Die politische Agenda überlagert bekanntlich oft den eigentlichen künstlerischen Ausdruck und manifestiert sich in Programme wie den Goldenen Melodie Awards.
Vielleicht ist dies aber auch nur ein Spiegel der heutigen Gesellschaft, in der Substanz häufig von Oberflächlichkeit überschattet wird. Die Awards, die eigentlich das Potenzial haben, musikalische Größe zu würdigen, wirken als Vehikel für sogenannte innovative Ideen, die mehr PR-mäßig gewirkt als wirklich verstanden werden.
Letztlich stellt sich die Frage, warum gerade diese Awards so viel Aufmerksamkeit erhalten. Vielleicht weil sie das kulturelle Pendant zu den gehypten politischen Debatten sind, bei denen Inhalte und Substanz oft im Rampenlicht der Oberflächlichkeit verblassen.
Solange die Goldene Melodie Awards derartige Schlagzeilen machen, scheint ein gewisser Teil der Gesellschaft an einem Erbe interessiert zu sein, das sich mehr durch Kontroversen als durch Qualität preist. Letztendlich zeigen sie, wie sich alternative Kunst und Mainstream immer weiter voneinander entfernen. Der Abstand zwischen ihnen wächst und zeigt sich in Veranstaltungen wie diesen, in denen künstlerische Qualität durch unkonventionelle Darbietungen substituiert wird.