Die 2021 Metro Radio Music Awards waren ein Paradebeispiel dafür, wie die Popmusikindustrie feiert – vollkommen losgelöst von der Realität. Diese glanzvolle Veranstaltung fand in Hongkong statt, einer Stadt, die trotz politischem Druck von außen weiterhin für seine kulturellen Events bekannt ist. Der Abend des 28. Novembers wäre ein normaler Sonntag gewesen, hätte sich nicht die Crème de la Crème der asiatischen Musikwelt in der Hong Kong Convention and Exhibition Centre versammelt. Es war ein Fest voller Glanz und Glamour, gewürzt mit der hungrigen Ambition der Stars, ihre Auszeichnungen zu erkämpfen.
Warum also sollte man sich als konservativer Musikfan für ein solches Event interessieren? Ganz einfach: Weil es ein Paradebeispiel dafür ist, wie sich die Welt verändert und was uns erwarten könnte, wenn die aktuelle Kultur uns in direktem Kurs in die Glitzerwelt zieht. Die Awards, die von Metro Broadcast Corporation organisiert wurden, ziehen jedes Jahr Musikliebhaber an und dienen als Top-Event, um den Erfolg der Künstler zu feiern. Interessanterweise bieten sie jedoch auch Einblicke in die gegenwärtigen Trends der Musikindustrie und die versteckten Schattenseiten dieser Glanzwelt.
Eines der heißesten Themen der Awards war zweifellos die Eröffnung mit einem überraschenden Auftritt von Eason Chan – dem kantonesischen Pop-Superstar – dessen Performance die Massen begeisterte. Viele seiner populären Hits spiegeln stark die Wertvorstellungen wider, die in Ostasien immer mehr dominieren. Es ist wohl kaum eine Überraschung, dass seine tiefgründigen Texte und die melodischen Harmonien ein Publikum begeistern, das nach mehr Tiefe in ihrer Musik verlangt. Und trotzdem ist es erfrischend zu sehen, dass wahres Talent trotz der Oberflächlichkeit noch seinen verdienten Platz findet – etwas, das in unserer gefilterten Welt einen seltenen Erfolg darstellt.
Ein weiteres Highlight des Abends war die die Verleihung des Preises für das „Beste Album des Jahres“ an die Pop-Gruppe MIRROR. Diese elfköpfige Boyband hat innerhalb kürzester Zeit immensen Erfolg erlangt. Ihr Album "One and All" ist ein Quantensprung in Sachen Musikproduktion und kommt bei der jungen Generation extrem gut an. Aber obwohl ihre zwitschernden Harmonien und die von massenhaft montierten Social-Media-Kampagnen gefolgenen Erfolge Aufmerksamkeit erregen mögen, kann man nicht anders, als sich zu fragen, ob die Musikindustrie einfach nur den vorübergehenden Trends folgt, anstelle eine Plattform für innovativeres, substanzielleres Songwriting zu bieten.
Überschattet wurde die Veranstaltung allerdings von einem Skandal, der das Potenzial hatte, dem Abend ernsthaften Glanzverlust zuzufügen. Der Protest der Menschen gegen bestimmte politische Entscheidungen wurde auf subtile Art und Weise in die Performances integriert. Eine klare Warnung gegen ein allzu ausgeprägtes Auflehnen gegen etablierte Strukturen wurde praktischerweise ignoriert, und das vom liberalen Establishment gepredigte Motto „Die Show muss weitergehen“ trug seine bekannten Früchte – oberflächlicher, lauter Aktionismus ohne Substanz.
Faszinierend ist auch, wie die Gewinner von Preisen selektiv von der Industrie gefördert werden. Nicht selten hinterlassen die Auftritte und die Preisträger den Eindruck, als seien sie eher das Ergebnis cleverer strategischer Planung - Produkte des Marketings und nicht der Kunst an sich. Selbst wenn der Erfolg der Künstler vielversprechend ist, bleibt die Frage bestehen, ob es dabei wirklich um Talent und nicht um das Geschäft geht. Ihr Siegeszug in den Charts dient als Markenzeichen der von der Industrie geförderten Künstler, die mit charismatischem Charme den Massenmarkt beleben.
Während die Awards in vollen Glanz erstrahlten, stellt sich doch die Frage, was diese Veranstaltungen lehrreiches bieten, außer eine Bühne für ein politisches Statement zu sein. Events wie diese werfen einen unmissverständlichen Schatten auf die puren Werte der Musikkultur – Authentizität, Kreativität und Substanz geraten zunehmend in Vergessenheit. Und dennoch, können Sie der puren Kraft von Melodien widerstehen, die die Luft füllen und uns für kurze Zeit alles andere vergessen lassen?
Am Ende müssen wir uns fragen, ob wir das Wesen solcher Veranstaltungen fälschlicherweise mit künstlerischer Freiheit gleichsetzen und in einem Meer voller blendendem Schein ertrinken. Es bleibt zu hoffen, dass die nächste Generation an Künstlern, die durch Awards wie die Metro Radio Music Awards die Bühne betreten, in der Lage ist, weiterzumachen und eine musikalische Revolution zu starten, die weit über die Scheinwelten hinausgeht. Denn wahrlich ist es eine leise Melodie des Wandels, die vielleicht irgendwann die lauten Echos von heute übertönen wird.