Kann Musik wirklich böse sein, oder ist sie einfach nur ein Spiegel unserer Gesellschaft? Diese Frage stellt sich unweigerlich beim ersten Anhören von "Geboren um Böse zu sein". Dieses Album von der umstrittenen, aber einflussreichen Band Feine Sahne Fischfilet katapultierte sich 2015 in die Ohren und Gedanken vieler Menschen in Deutschland. Entstanden in einer Zeit zivilgesellschaftlichen Aufbruchs und politischer Spannungen, nimmt sich das Album alltäglichen Beobachtungen und gesellschaftskritischen Themen mit einer einzigartigen, rebellischen Energie an.
Feine Sahne Fischfilet, die Punk-Rock-Band aus Mecklenburg-Vorpommern, ist bekannt für ihre polarisierende, direkte Art. Die Bandmitglieder interessieren sich nicht für Glamour oder Pop-Hits, ihre Musik zielt auf Herz und Verstand. Sie äußern sich lautstark gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und stehen ein für Menschenrechte. „Geboren um Böse zu sein“ ist ein Beweis für ihre künstlerische Integrität und ihre Entschlossenheit, aktuelle Probleme zu adressieren.
Das Album ist eine leidenschaftliche Reise durch Themen wie Jugendkultur, Widerstand und soziale Gerechtigkeit. Mit dröhnenden Gitarrenriffs und kraftvollen Texten vermitteln sie ein Gefühl der Dringlichkeit. Es ist Musik, die zum Denken anregt und gleichzeitig mobilisiert. Gleichzeitig kann die direkte Weise, wie die Band politische Statements in ihren Songs einbaut, auch zu Diskussionen führen, besonders unter jenen, die ihre Sichtweise nicht teilen.
Die Kritik am Album ist oft gespalten. Einerseits wird es für seine Authentizität und seinen Mut gelobt, andererseits wird der Band vorgeworfen, ihre Botschaften zu plakativ zu transportieren. Doch genau hier liegt die Kraft von Feine Sahne Fischfilet. Sie sind keine Band, die sich in Metaphern versteckt. Ihre Musik ist ehrlich, auch wenn das bedeutet, dass sie unbequeme Wahrheiten ausspricht.
Ein grundlegender Aspekt des Albums ist das Gefühl des Entfremdetseins, das viele junge Menschen verspüren. In einer Welt, in der Erwartungen und Wirklichkeit oft auseinanderklaffen, dient „Geboren um Böse zu sein“ als Ausdruck dieser Frustration. Tracks wie "Komplett im Arsch" fangen den Geist einer Generation ein, die sich nach Veränderung sehnt. Diese Lieder sind Hymnen für jene, die sich in hegemonialen Strukturen nicht zu Hause fühlen.
Das Album manifestiert sich auch als Solidaritätserklärung. Gerade in einer Zeit, in der die politische Landschaft polarisierter wird, bietet es Halt und ein Gefühl der Gemeinschaft. Hier zeigt sich eine Parallele zu den politischen Diskussionen, die in der breiteren Gesellschaft stattfinden. Während einige das Album für seine radikale Haltung kritisieren mögen, finden andere in ihm Inspiration und einen Ansporn, selbst aktiv zu werden und für ihre Werte zu kämpfen.
Man könnte sagen, dass „Geboren um Böse zu sein“ mehr als Musik ist. Es ist ein Aufruf zur Auseinandersetzung mit der Realität, ein Appell an die Zuhörer*innen, Verantwortung zu übernehmen und nicht wegzusehen. Diese Botschaft ist es, die das Album aus der Masse heraushebt und es zu einem Phänomen macht, das auch heute noch Resonanz findet.
Interessanterweise ist die Art und Weise, wie Feine Sahne Fischfilet ihre politischen Ansichten in der Musik einbindet, auch ein Reflectionsmedium. Es erlaubt insbesondere jüngeren Hörern, eine Plattform zur Selbstreflexion und zum Ausdruck ihrer eigenen Überzeugungen zu finden. In einer Ära, in der Grassroots-Bewegungen und Aktionen von Jugendlichen wie Fridays for Future zunehmend an Bedeutung gewinnen, hat das Album seinen Platz als Manifest des modernen Aufstands.
Die Reaktionen auf "Geboren um Böse zu sein" zeigen deutlich, wie Musik als Katalysator für gesellschaftlichen Wandel wirken kann. Egal, ob man mit der Band übereinstimmt oder nicht, es ist schwer, die emotionale und politische Wirkung des Albums zu leugnen. In seiner kompromisslosen Ehrlichkeit liegt eine universelle Anziehungskraft, die jenseits politischer Grabenkämpfe zählt.
Durch die verschiedenen Musikplattformen hat das Album auch internationale Aufmerksamkeit erregt. Dies zeigt, dass sein Kern, die Suche nach Authentizität und die Forderung nach Veränderung, ein globales Publikum anspricht. Während sich der Konsens über politische und soziale Themen möglicherweise nicht sofort ändert, sorgt ein Album wie „Geboren um Böse zu sein“ dafür, dass diese Diskussionen weiterhin angeheizt werden.
Es bleibt spannend, zu beobachten, wie Feine Sahne Fischfilet die musikalische und gesellschaftliche Landschaft noch weiter prägen werden. Mit einem unerschrocken offenen Blick auf die Welt und einem pochenden Herz für Gerechtigkeit wird ihre Musik noch lange Zeit relevant bleiben.
Am Ende zeigt „Geboren um Böse zu sein“, dass Musik eine Macht ist, die nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken anregen und Veränderungen bewirken kann. Die Band lehrt uns, dass wir durch Kunst die Welt nicht nur verstehen, sondern vielleicht sogar ein kleines Stückchen besser machen können. Für eine Generation, die mit tiefen sozialen und politischen Herausforderungen konfrontiert ist, ist diese Lektion wertvoller denn je.