Stell dir vor, dein Kopf fühlt sich an wie ein leergewordener Luftballon und jeder Schritt ist so schwer wie bei einem Marathon durch Wüstensand. Willkommen beim Phänomen des „Ermüdungsbergs“, jenem mentalen Hindernis, das viele von uns nur allzu gut kennen. Dieses Gefühl, wenn die Motivation im Nichts verpufft, macht nicht einmal vor den engagiertesten unter uns halt – besonders nicht in einer Welt, die immer größere Erwartungen an uns stellt. Die Pandemie hat uns gezeigt, wie leicht wir in diesen Strudel geraten können, wenn plötzlich alles daraufliegt, das Pace zu halten, als würde unser Leben davon abhängen.
Wer erlebt das? Eigentlich jeder. Ermüdungsberg betrifft Schüler und Studenten im Stress ihrer Prüfungsphasen genauso wie Berufstätige im hektischen Job-Alltag. Jung und Alt stoßen gleichermaßen an diesen Punkt, wo die mentale und emotionale Erschöpfung spürbar wird. Aber was genau passiert hier? Wenn das Leben plötzlich von Deadlines und Verpflichtungen überrumpelt wird und du dich fragst, wie du anhalten kannst, um einfach mal Luft zu holen.
Psychologen beschreiben Ermüdungsberg als ein Zusammentreffen von emotionalem, mentalem und physischem Erschöpfungsgefühl. Verständnis hilft – zu wissen, dass nicht nur du dieses Gefühl durchlebst, sondern auch viele Menschen um dich herum. Der Alltag in der heutigen Gesellschaft, die von ständiger Erreichbarkeit und digitaler Vernetzung geprägt ist, verschärft dieses Gefühl noch weiter. Wenn das ständige Dröhnen von Benachrichtigungen eher das Gegenteil von Belohnung schafft.
Doch woher kommt dieser Druck? Instagram, TikTok und Co. fluten uns mit dem vermeintlichen Ideal eines erfüllten und erfolgreichen Lebens. In der Generation Z sehen wir den Druck perfekt zu sein enorm ansteigen, während die gesellschaftlichen Standards schier unerreichbar wirken. Gleichzeitig lassen wirtschaftliche Unsicherheiten und der Klimawandel die Zukunft dunkel erscheinen. Diese mentalen Lasten treffen uns hart, oft bleiben dabei Reflexionspausen auf der Strecke.
In solch einem Turbogang verliert man leicht das Gefühl für das Jetzt, und man fragt sich, wie man überhaupt hierhin gekommen ist. Hinterfragungskultur ergibt sich oft erst dann, wenn man schon mitten im Berg steckt. Doch warum gelangt man überhaupt an diesen Punkt? Und ist es verkehrt, hier einfach mal stehen zu bleiben? Ein Gedanke, den viele als Schwäche empfinden.
Hier kommt mein vertrauter politische liberale Grundhaltung ins Spiel: Wir brauchen Pausen. Pausen, um über den Wert des Moments zu reflektieren. Es ist eine Art von aktiver innerer Politik, einen Schritt zurück zu machen. Anzuerkennen, dass Überarbeitung weder Glamour noch Wert bringt. Hier ist der Raum für Empathie - sowohl für uns selbst als auch für andere. Während das kapitalistische System oft Arbeit als Wertgeber versteht, beklagt diese politische Strömung den fehlenden Raum für Muße und Kontemplation.
Der gegenteilige Standpunkt vernachlässigt etwa das Bedürfnis nach Erholung - aus Sorge perfekten Leistungsträger zu verlieren. Doch je mehr wir darüber sprechen, desto mehr können wir davon abrücken, Schwäche im Arbeitsleben als negativ zu bewerten. Jene, die dies verteidigen, ziehen Kraft aus dem Glauben, dass Optimierung der Produktivität das oberste Ziel bleibt. Doch wie nachhaltig kann das sein, wenn die Energie irgendwann verbraucht ist?
Ein Wandel tut not. Deshalb: Schalte den Laptop aus, leg das Handy weg und geh für einen kurzen Spaziergang raus. Hört sich klischeehaft an, aber diese kleine mentale Reinigung kann Wunder wirken. In einer Welt, die ständig von uns verlangt zu „hustlen“, liegt etwas Revolutionäres im Nichtstun.
Diese Erkenntnis ist nicht neu, sie wird immer wieder unterstützt durch Studien. Forschungen in der Psychologie zeigen, dass Pausen nicht nur die Produktivität steigern, sondern auch Kreativität fördern und die allgemeine Lebensqualität verbessern. Wir sollten über die Verleugnung der Ruhe nachdenken, denn auch Maschinen benötigen Wartung.
Natürlich, Struktur und Disziplin hören sich immer vernünftig an, aber darf nicht auf Kosten unserer mentales Wohlbefinden passieren. Jeder erlebt diesen Punkt, an dem es zu viel wird und das ist okay. Wir sollten lernen, Ängsten und Druck nicht nur zu begegnen, sondern ihnen etwas entgegenzusetzen.
Das Gedankengut, sich gegen einen gesellschaftlichen Zwang zu stemmen und für sich selbst aufzustehen, wird immer noch belächelt. Doch durch diesen Anspruch gewinnt unser Leben an Wert. Auf dem Ermüdungsberg gibt es keine einfache Lösung und wahrscheinlich keinen Gipfel, den man so einfach erreicht. Doch die Aussicht verlangt nach einem Umdenken.
Zwischen dem Druck und unseren Wünschen stehen wir, die das akzeptieren können. Vielleicht, indem wir akzeptieren, dass wir bisher viel erreicht haben. Erlaube dir, im Hier und Jetzt zu verweilen, denn dieser Moment gehört auch dir.