Die Reise der Rocket Record Company: Höhenflüge und Abstürze

Die Reise der Rocket Record Company: Höhenflüge und Abstürze

Die Rocket Record Company war mehr als nur ein Musiklabel. Gegründet von Elton John in den 70er Jahren in London, war sie ein Leuchtturm der Kreativität in einer konservativen Musiklandschaft.

KC Fairlight

KC Fairlight

Die Rocket Record Company ist wie der schillernde David Bowie der Musikindustrie, stets bereit, die Richtung zu ändern und Erwartungen zu übertreffen. Gegründet wurde sie 1972 von niemand Geringerem als Elton John und seinem Manager John Reid in London. Ihr Ziel war einfach und doch ambitioniert: eine Plattform für Künstlerinnen und Künstler zu schaffen, die einiges zu sagen haben und nicht in die Mainstream-Schubladen passen. In einer Welt voller glatter Pop-Hits stach Rocket Records durch ihre Vielfalt und Risikobereitschaft hervor.

Was die Rocket Record Company so besonders machte, war ihr Wille, Künstlerinnen und Künstlern Raum zu geben, um kreativ zu explodieren. Von Stevie Wonder bis zu Queen – die Liste der Talente, die in ihren Studios ein- und ausgingen, ist beachtlich. Dabei war das Label nie nur ein Vehikel für Elton Johns eigene Musik; im Gegenteil, es war die Antwort auf den oftmals starren Musikmarkt der 70er Jahre, der Experimenten nicht immer offen gegenüberstand.

Natürlich kann man nicht über Rocket Records sprechen, ohne den kulturellen und politischen Kontext jener Zeit zu berücksichtigen. Die 70er Jahre waren in vielerlei Hinsicht eine Ära des Umbruchs und der Neuerfindung. Themen wie der Kalte Krieg, der Kampf für die Rechte von LGBTQ+-Personen und Frauenbewegungen prägten die gesellschaftliche Landschaft. Rocket Records war in dieser Zeit nicht nur ein Ort musikalischer, sondern auch politischer Neuerung. Künstlerinnen und Künstler bei Rocket Records hatten oft eine klare Haltung zu diesen Themen und nutzten ihre Musik, um Meinungen zu bilden und zu beeinflussen.

Doch wie jedes Unternehmen, das mit Ehrgeiz und Leidenschaft gestartet ist, stand auch Rocket Records vor Herausforderungen. Während der 80er Jahre begann das Geschäft zu schwächeln, die Zeiten und Geschmäcker änderten sich. Einige Kritiker argumentierten, dass das Label den Wandel nicht schnell genug adaptierte. In einer Welt, die sich zunehmend Richtung elektronischer Musik und Synthesizer verschob, schien Rocket Records manchmal an einer vergangenen Ästhetik festzuhalten, die nicht mehr ganz ins Moderne passte.

Dennoch ist es beeindruckend zu sehen, wie sich die Rocket Record Company stets bemühte, der Zeit voraus zu sein. Neue Künstlerinnen und Künstler wurden ins Abenteuer der kreativen Freiheit gelockt, und auch wenn nicht alle schlagartig Erfolge waren, so hinterließen sie doch einen Platz in der Musikgeschichte, der nach wie vor faszinierend bleibt. Ein gutes Beispiel dafür ist der Mut, den die Firma zeigte, indem sie Künstlerinnen und Künstler wie Kiki Dee und Nik Kershaw, die heute als unverzichtbare Stimmen ihrer Zeit gelten, unter Vertrag nahm.

Interessant ist auch zu beobachten, wie Elton John, der seit Jahrzehnten eine einflussreiche Figur im Showgeschäft ist, seine Erfahrungen mit Rocket Records in seinen späteren Projekten integriert hat. Er wusste, dass das Scheitern ebenso zum Erfolg gehört wie der Aufstieg. Seine Arbeit mit jungen Talenten wie Ed Sheeran zeigt, dass die Philosophie von Rocket Records – Kreativität über Kommerz zu stellen – nach wie vor lebt.

Und obwohl Rocket Records heutzutage nicht mehr die Schlagzeilen dominiert, bleibt ihr Erbe unvergessen. Sie erinnern uns daran, dass manchmal aus den gewagtesten Experimenten die unglaublichsten Klänge entstehen. Es war ein Label, das dem Establishment die Stirn bot und in einer unruhigen Zeit provokativ einen neuen Weg beschritt.

Für die heutige Generation, die mit einer Vielzahl an Musikwahlmöglichkeiten aufwächst, bietet die Geschichte von Rocket Records wertvolle Lektionen. Sie zeigt, dass es wichtig ist, neue Wege zu gehen, auch wenn der Weg steinig erscheint. Die Geschichte des Labels inspiriert weiterhin, etablierte Normen in Frage zu stellen und kreativen, authentischen Ausdruck zu suchen.

Die Debatten um Musikrechte und kreative Freiheit sind aktueller denn je, und obwohl Rocket Records als Label nicht mehr existiert, hat es die Art und Weise, Musik zu verstehen und zu schaffen, für immer verändert. Vielleicht ist es an der Zeit, neue „Rocket Records“ ins Leben zu rufen, die mit dem gleichen Mut und der gleichen Vision die Musikwelt von morgen gestalten. Denn schließlich geht es in der Musik immer darum, neue Welten zu entdecken und die kreativen Grenzen auszuloten.