Wenn du denkst, Instrumentalmusik sei trocken oder langweilig, hat „Denkmal“, das neueste Album von Scale the Summit, definitiv eine Überraschung für dich parat. Veröffentlicht im Jahr 2023, haben die Prog-Metal-Visionäre aus Houston, Texas, wieder einmal bewiesen, dass ihre musikalische Landschaft grenzenlos ist. „Warum jetzt ein weiteres Instrumentalalbum?“ fragten sich vielleicht einige, aber die Antwort liegt in der Fähigkeit der Band, Klangwelten zu schaffen, die die Zuhörer mit auf eine Reise nehmen — ohne ein einziges Wort zu verlieren.
Scale the Summit, bestehend aus Chris Letchford an der Gitarre, Travis Levrier ebenfalls an der Gitarre und Mark Michell am Bass, hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 2004 einen Namen gemacht, indem sie den Hörer entführt. Ihre Kompositionen sind nie simpel oder eindimensional; sie entfalten sich wie ein Gemälde, das sich vor dem inneren Auge manifestiert. Jedes Album, einschließlich „Denkmal“, ist wie ein weiteres Kapitel in einem epischen Abenteuer.
Dieses Album, aufgenommen in den legendären Zounds Studios, lässt uns in eine Welt eintauchen, die deutlich von Technik und Natur inspiriert ist. Die Tropen sind genau wie das Klima in Texas – extrem und vielseitig, dennoch in perfekter Harmonie. Es ist ein Werk der Kunst, das seine Wurzeln in der Tradition der instrumentalen Erkundung hat und seine Flügel in die Höhen der kreativen Innovation ausstreckt.
Was macht „Denkmal“ besonders im Vergleich zu den vorherigen Alben der Band? Es ist die Reife, es ist die Raffinesse. Während frühere Werke eine wilde und ungezähmte Energie versprühen, präsentiert dieses Album ein Gefühl der Ausgewogenheit und des kontrollierten Chaos. Jede Note, jedes Riff ist so platziert, dass sie die bestmögliche Wirkung erzielen – ein akustisches Puzzle, bei dem jeder Teil auf Anhieb passt.
Innerhalb der gegenwärtigen musikalischen Landschaft, die oft von Pop und eingängigen Hooks dominiert wird, bietet „Denkmal“ einen willkommenen Kontrast. Für die Gen Z, die oft mit einer endlosen Flut an Inhalten bombardiert wird, bietet diese Art von Musik eine Flucht, eine Möglichkeit, sich ein wenig abzuschalten und stattdessen in die Tiefen der Kreativität einzutauchen. Die Tatsache, dass Scale the Summit komplett auf Gesang verzichtet, zeugt von einer besonderen Art von Vertrauen: Vertrauen in ihre Musik, Vertrauen in den Zuhörer.
Nun, selbst Progressive-Metal-Fans könnten sich fragen: Warum keine Vocals? Wäre es nicht einfacher, größere Massen zu erreichen, wenn es eingängige Texte gäbe, die in gezielte Ohrwürmer münden? Andererseits, gerade in der heutigen Zeit, wo jede Meinung und jedes Gefühl höchst politisiert werden kann, hat die instrumentale Musik vielleicht die stärkste Stimme von allen. Sie fordert uns auf, unseren eigenen Gedanken und Emotionen freien Lauf zu lassen, uns selbst in der Musik zu finden und persönlichen Interpretationen Raum zu geben.
Hörer unterschiedlichster Hintergründe, Alter und Perspektiven können sich in die Klänge von „Denkmal“ fallen lassen und ihre eigenen Geschichten weben. Das Album lädt dazu ein, sich selbst überraschend tief reflektiert und emotional aufgeladen zu finden. Es kann uns an unsere ersten Erlebnisse beim Hören von Musik erinnern, bevor Worte ins Spiel kamen – unmittelbar und unmissverständlich intensiv.
Zweifellos wird „Denkmal“ seine Kritiker haben, genau wie jede Art von Kunst. Es gibt solche, die darauf bestehen, dass Musik eine klare, direkte Botschaft haben muss, was eine instrumentale Angelegenheit oft schwer vermitteln kann. Aber genau da liegt auch die Stärke von Scale the Summit. Sie sind Avantgarde, sie brechen mit Normen und sie zeigen, dass weniger manchmal mehr sein kann.
„Denkmal“ wird die Hörer polarisiert zurücklassen. Manche werden es lieben für seine Komplexität und die Herausforderung, die es darstellt. Andere könnten eher die Tatsache bemängeln, dass sie sich in der häufig kantigen Struktur verlieren können. Doch ich glaube, es ist diese Dualität, die das Album so unvergesslich macht.
Die musikalische Reise, die Scale the Summit anbietet, lässt uns über das hinausblicken, was nur das Ohr wahrnehmen kann – es ist eine Einladung, sich auf das Abenteuer der inneren Landschaft einzulassen. So ist „Denkmal“ nicht nur ein weiteres Album in der Discografie der Band. Es ist ein Beweis dafür, dass die Welt der Musik auch ohne Worte mächtig sprechen kann.