Ein sanfter Schrei aus den frühen 90ern: Copacetic von Velocity Girl

Ein sanfter Schrei aus den frühen 90ern: Copacetic von Velocity Girl

Ein sanfter Schrei aus den frühen 90ern hallt noch immer nach – und er trägt den Namen "Copacetic" von Velocity Girl. Diese Indie-Pop-Band aus Washington D.C., die sich Anfang der 90er Jahre formierte, brachte 1993 ihr Debütalbum heraus.

KC Fairlight

KC Fairlight

Ein sanfter Schrei aus den frühen 90ern hallt noch immer nach – und er trägt den Namen "Copacetic" von Velocity Girl. Diese Indie-Pop-Band aus Washington D.C., die sich Anfang der 90er Jahre formierte, brachte 1993 ihr Debütalbum heraus. Darin verbinden sie Melodien voller Nostalgie mit einem Hauch von Grunge, das zu der damaligen Musikszene so gut passte wie ein Regenbogen zu einem Frühlingshimmel.

Velocity Girls erste Quelle der musikalischen Inspiration stammt aus der alternativen und unabhängigen Musikszene. Die Band nahm Einflüsse von britischen Bands der 80er wie My Bloody Valentine auf und kombinierte diese mit ihrem eigenen Sound. Warum gerade "Copacetic" so viel Einfluss hatte, liegt an seiner einzigartigen Mischung aus zerbrechlichem Gesang und rauen Gitarrenriffs, die einen unwiderstehlichen Kontrast schaffen. Sarah Shannon, die Leadsängerin, fügte dabei eine intergalaktische Schönheit hinzu, die sich durch jeden Song des Albums zieht. Viele Kritiker beschrieben es als einen Soundtrack der jugendlichen Unbeschwertheit.

"Copacetic" bedeutet umgangssprachlich "alles in Ordnung" oder "alles cool" und es fasst das Gefühl der Songs perfekt zusammen. Jeder Track des Albums vermittelt eine Leichtigkeit, begleitet von unschuldiger Wärme, die das Lebensgefühl der 90er perfekt einfängt. Trotzdem war das Album nie uninteressant oder simpel. Tatsächlich schaffte es, eine emotionale Intensität zu transportieren, die selbst Jahrzehnte später noch anspricht.

Das Album ist in vielerlei Hinsicht ein subtiles Politikum. Die frühen 90er erlebten viele Umbrüche: politisch, gesellschaftlich und kulturell. Velocity Girl repräsentiert eine jüngere Generation, die sich deren Platz in einer sich wandelnden Gesellschaft suchte. Auf der einen Seite steht die unbeschwerte Oberfläche in den Liedern, die vielleicht als Reaktion auf die Ernsthaftigkeit der Welt gesehen werden kann. Auf der anderen Seite gibt es auch die sanften Rufe nach Veränderung, verpackt in Melodien, die nicht gleich die Welt ret­ten wollen, aber dennoch eine Sehnsucht danach in sich tragen.

Es gab Stimmen, die Velocity Girl als typischen Shoegaze betitelten und sie abtaten als "hübsch anzuhören". Aber genau diese Art von Kritik vernahm man auch von denjenigen, die den Fünferpack der sanft polternden Gitarren nicht verstanden, die das Album prägten. Dabei war "Copacetic" ein Zeichen seiner Zeit: Musik, die man spüren und nicht nur hören sollte, auch wenn das nicht jedem gefiel.

Tatsächlich war "Copacetic" einer der Auslöser für eine Bewegung hin zu einer noch stärkeren Integration des Indie-Pop in den Mainstream. Besonders Jugendliche identifizierten sich mit der Band und ihrer Musik; die sanften Töne spiegelten viele Unsicherheiten und das Aufkeimen neuer Gefühlswelten. Velocity Girl fand Anklang bei einem Publikum, das müde vom Glam und Glanz des vorangegangenen Jahrzehnts war. Gleichzeitig wollten sie aber auch keine Musik, die unangenehm ins Mark drang.

Heutzutage erinnern sich viele Musikliebhaber und -entdecker an "Copacetic" als ein Muss für alle, die das Spektrum der frühen 90er Musik ausloten möchten. Es steht als eine Art geistiges Tondokument für eine verlorene Unbeschwertheit, die viele Richtungen nahm, als die Welt um sie herum sich immer schneller veränderte.

Gen Z, die mit völlig anderen Herausforderungen aufwächst, könnte aus diesem Album vielleicht das herausziehen, was die damalige Generation so sehr inspiriert hat: den leisen Wunsch nach einem Raum, in dem man selbst entscheiden kann, was wichtig ist, ohne von der Außenwelt dazu gezwungen zu werden. "Copacetic" zeigt, dass es in Ordnung ist, wenn Dinge ein bisschen chaotisch sind – solange man darin seinen eigenen Frieden findet.