Ein Buch, das schon 1905 veröffentlicht wurde, mag vielleicht staubig und uninteressant wirken, aber genau das Gegenteil trifft auf „Zwei Glückliche Menschen“ von Hermann Hesse zu. In einer Zeit, in der viele Menschen von Ideologien und utopischen Vorstellungen getrieben wurden, wagte es Hesse, eine Geschichte zu schreiben, die die Einfachheit des Glücks ohne all das linke Geschwafel feiert. Die Kurzgeschichte handelt von einem Paar, das trotz materieller Armut ein erfülltes und glückliches Leben führt. Ja, Hesses Werk spielt in einem kleinen Dorf in Deutschland, einer Welt fernab von modernen Wahlkampfplakaten und politischen Skandalen. Das, was er zu vermitteln sucht, ist die beständige menschliche Suche nach innerem Frieden, unabhängig von äußeren Umständen.
Hermann Hesse hatte diese erstaunliche Fähigkeit, die Realität zu verkörpern, ohne sie auf ein Podest zu heben, wie es so viele moderne Werke tun, die versuchen, soziales Unrecht zu beklagen. Hier liegt die Erzählung im scharfen Kontrast zu den endlosen Diskussionen über Gleichheit und soziale Gerechtigkeit. Wollten wir nicht alle mal kurz die Augen verdrehen, wenn es um den nächsten Trend des „Woke-Seins“ geht? Hesse erinnert uns daran, dass wahres Glück nicht in materiellen und sozialen Ansprüchen liegt, sondern in sich selbst.
Der Name der Geschichte ist Programm: „Zwei Glückliche Menschen“ erzählen von Johannes und Magdalena, die in einer Zeit leben, in der Verzicht und Zufriedenheit Hand in Hand gehen. Sie benötigen keine extravagante Kleidung, keine teuren Feiertagsreisen oder unermesslichen Reichtum, um sich erfüllt zu fühlen. Eine abgelegene Stube und ein Stück Land reichen völlig aus, um zu zeigen, dass Glück und Reichtum nichts mit dem Inhalt eines Bankkontos zu tun haben. Dieses Paar stellt somit eine Art Antihelden in einer Gesellschaft dar, die von Konsum gesteuert wird. Das Buch offenbart die einfache Wahrheit, dass Glück durch innere Werte und Moral lebt, nicht durch äußere Reize und postmoderne Selbstverwirklichung.
Es mag einige geben, die beim Lesen dieser Geschichte die Stirn runzeln, insbesondere jene, die im Global Village zu Hause sind, in dem jeder Trend eine Grundsatzdiskussion über Moral und Fortschritt entfacht. Aber für Hesse und seine Protagonisten ging es niemals darum, die Welt zu ändern oder eine Revolution anzuzetteln. Die Revolution findet in der eigenen Seele statt, fernab von Gesellschaftsformen und relevanten Strömungen. Diese Essenz ist das, was moderne Bildungssysteme verpassen, wenn sie versuchen, wichtige Lektionen durch das Prisma sozialer Gerechtigkeit zu lehren.
Ein Blick auf die Sprache und den Stil von Hesse zeigt, wie ansprechend seine Einfachheit ist. Ohne Schnörkel oder unnötiges Pathos, lediglich eine Brillanz, die darin liegt, die menschliche Erfahrung greifbar zu machen. Die Klarheit und Präzision seines Schreibens ist erfrischend, vor allem in einer Ära, in der Prosa oft durch endlose Metaphern und kryptische Anspielungen verschleiert wird. Er erreicht damit nicht nur Literaturliebhaber, sondern auch den einfachen Leser, der die Schönheit des Lebens in ihrer rudimentärsten Form erleben will. Das ist ein Punkt, der in viele Kritiker stolpern lässt, die eine Vorliebe für sozialkritische Untertöne haben.
Interessant ist auch, wie gut sich Hesses Werk in die heutige Zeit einfügen könnte. In einer Gesellschaft, die unter dem Einfluss von Social Media und globalem Druck steht, bietet die Erzählung eine ruhige Zuflucht. Wir leben doch in Zeiten, in denen die Reichen versuchen, die Welt zu retten, ohne zu lernen, zuerst sich selbst zu retten. Das ist genau der Punkt, an dem der Schein der Selfies in Instagram verblasst und das echte Leben in einem warmen Licht erstrahlt.
In der Erzählung kann man sicherlich Anklänge an die Traditionen und Werte von früher erkennen, die heute oft als altmodisch und irrelevant abgetan werden. Zwei Menschen, die an einem gemeinsamen Abend zu Hause eine Suppe teilen, könnten kaum ein banaleres Bild abgeben. Aber genau in dieser Einfachheit liegt eine Tiefe, die alles andere als banal ist. Glück, so zeigt Hesse, ist nicht in weltbewegenden Errungenschaften zu finden, sondern in den stillen Momenten, die gemeinsame Erfahrungen schaffen.
Und so, in Zeiten, in denen viele behaupten, dass unser gesellschaftliches Modell neu erfunden werden müsse, zeigen uns Johannes und Magdalena, dass das wahre Erfolgsmodell bereits existiert: Es ist nicht die äußere Fassade, es ist nicht der kollektive Fortschritt, sondern es ist die innere Befriedigung und das vertraute Lächeln, das durch eine gemeinsame Verbundenheit entsteht.