Wenn Musik politische Landschaften zum Beben bringen kann, dann ist 'Zukunftsgeschichte' der Erdbebenherd. Das Album erschien 2021, verfasst von dem visionären Musiker Disarstar, direkt aus Hamburgs Straßen und mit einem Kopf voller brisanter Ideen, die den sozialen Status quo infrage stellen. 'Zukunftsgeschichte' bricht mit den Normen und entfacht Diskussionen in Deutschlands kreativer und politischer Szene.
Die zehn Tracks umfassende Platte ist eine Reise zwischen Widerstand und Reflexion, die mit starken Beats und noch stärkeren Aussagen nicht nur das Trommelfell, sondern auch das Gewissen hin und wieder ordentlich aufrüttelt. Mit Songs wie 'Nike's x McDonald's' greift Disarstar scharfkantig die Konsumkultur an. All das geschieht vor dem Hintergrund urbaner Erzählungen, die der konservativen Idee von Traditionspflege eine kritische Stimme entgegenstellen.
"Ihr widerlegt mit jedem Kauf mein Ideal", schrieb Disarstar einst auf Twitter – ein Satz, der seine Haltung zur neoliberalen Konsumgesellschaft deutlich macht. Er fragt nach Authentizität in einer Welt, die zunehmend von schnellen Trends, statt von bedeutungsvollen Traditionen bestimmt wird. Eine Spitze, die sicherlich mehr als nur die Hipster-Barista-Generation ins Schwitzen bringt!
Aber was macht 'Zukunftsgeschichte' wirklich aus? Disarstar knüpft hier den Faden der politischen und gesellschaftskritischen Auseinandersetzung, der schon immer Teil des Hip-Hops war. Doch anstatt sich lediglich auf die oft ziemlich flachspulige Revoluzzer-Romantik zu berufen, bietet das Album tiefgründige Inhalte. Die aggressive Energie mancher Tracks wird durch verträumte Melodien wie in 'Alice im Wunderland' ergänzt, die aus einem multidimensionalen Blickwinkel zeigen, dass Veränderung nicht nur konfrontiert, sondern auch introspektiv erlebt werden kann.
Disarstar greift das alles in seiner markanten Sprache auf – eine Sprache, die schnörkellos und direkt ist. Wo viele versuchen, in der Masse durch subtile Botschaften aufzutauen, setzt Disarstar auf kraftvolle Direktheit. Das ist etwas, das die artige generische Popmusik kaum versteht. Es ist die Ehrlichkeit, die vielleicht auch eine Reaktion der Bewunderung und der Abneigung erzeugt, denn wer die Karten so offen auf den Tisch legt, der nimmt keine Gefangenen.
Ein weiteres Highlight ist der Track 'Große Freiheit', der ein Gefühl von unbändiger Selbstbestimmung erzeugt. Hier scheinen die liberalen Träume von individueller Selbstverwirklichung auf eine Prüfung gestellt zu werden, die sie in ihrer Substanz schwach und gefällmütig zeigt. Denn Freiheit ist mehr als das Streben nach persönlicher Erfüllung – es ist die Verantwortung für das eigene Handeln und die Konsequenzen, die daraus entstehen.
So viel zur Magie des Musikalbums 'Zukunftsgeschichte', das sich weigert, die sozialmedial gepflegten Filterblasen und Clownerien, die so manch andere künstlerische Darstellung charakterisieren, zu bedienen. Ständiges Wiederkäuen von leeren Versprechungen und blassen Ideen findet hier keinen Platz. Stattdessen geht es ans Eingemachte, an das Herz der Probleme, die vielen aus Angst vor Unbequemlichkeit oder schlichtem Unwissen entgehen.
Für echte Musikliebhaber als auch für politisch bewusste Denker ist 'Zukunftsgeschichte' ein Album, das nicht nur gehört, sondern auch verstanden werden will. Es hinterfragt, provoziert und überlässt es dem Hörer, die Antworten zu finden. Denn wahrlich, Musik sollte nicht nur unterhalten – sie sollte auch aufrütteln und fordern. Nur so wird aus Klang Kunst, und aus Kunst letztlich Geschichte. Eine Zukunftsgeschichte eben.